Dass die Kissinger CSU Gerhard Schneider als ihren Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters ins Rennen schickt, wird viele Beobachter der politischen Szene in der Stadt mit einem, sagen wir mal, eher bedächtigen Wahlkampf rechnen lassen. Schneider hat selbst erklärt, er sei kein Mann der Showeffekte und des künstlichen Polarisierens. Und das darf man ihm auch abnehmen. Jedenfalls hat er sich in den vergangenen Jahren stets danach verhalten. Was aber nicht heißt, dass die Nominierung keine Spannungsmomente bietet.
Spannend wird zum Beispiel, wie Schneider den jetzt notwendigen Wechsel zwischen den sehr unterschiedlichen Rollen des besonnenen Beamten und des künftigen Politikers bewältigt. In den nächsten Monaten bewegt sich der 58-Jährige beständig auf dem schmalen Grat zwischen den Rollen des sachorientierten Zuarbeiters auf der einen und des entschlossenen Entscheiders auf der anderen Seite hin und her. Er muss dabei dem Wähler plausibel machen, dass es mit ihm als Politiker nicht genauso weitergeht, wie es in den vergangenen Jahrzehnten mit ihm als verantwortlichem Beamten geworden ist. Sonst bräuchte man ihn ja nicht zu wählen.
Mit Spannung erwarten darf man zudem, welche Antworten die Wähler auf die Frage liefern, ob der Weg, den die Kissinger CSU für ihre Kandidatenfindung einschlug, wirklich der richtige war. Schneider ist von den Mitgliedern der Christsozialen zwar gleich im ersten Wahlgang nominiert worden. Bei drei verbliebenen Mitbewerbern darf er das durchaus als Vertrauensbeweis werten. Andererseits ist es aber auch nicht falsch zu sagen, er habe nur 51,1 Prozent der gültigen Stimmen auf sich vereint. 48,9 Prozent der stimmberechtigten Parteifreunde hatten am Abend der Nominierung einen anderen Namen auf dem Zettel. Produziert das nicht automatisch Enttäuschung? Und das im eigenen Lager.
Gut, man kann einwenden, in den USA würde das keinen stören. Da bekämpfen sich oftmals Bewerber im Vorwahlkampf heftig und bemühen sich nach der Entscheidung doch um ein Bild der Geschlossenheit. Bad Kissingen liegt aber nicht in den USA.
Es kann nur anders werden. Ob es besser wird, muss man hinterher bewerten.