Bad Kissingen kann ganz schön harthörig sein. Ausgehend von Würzburg diskutieren in Unterfranken bereits mehrere Kommunen, ob Menschen wie der Heimatdichter Nikolaus Fey so vorbildlich durchs Leben gegangen sind, dass man ihre Namen auf Straßenschilder schreiben sollte. Die Würzburger Straßennamenkommission hat dabei durch eine Untersuchung ziemlich klar gemacht: Nikolaus Fey gehört nicht zum Kreis der geeigneten Personen.
Es steht aber zu befürchten, dass die Würzburger Erkenntnisse in Bad Kissingen nur wenige Menschen dazu bringen, die nach dem Schriftsteller benannte Straße im Stadtteil Albertshausen umzubenennen. Die Stadt war ja schon bei dem Sportfunktionär Carl Diem eher handlungsschwach. In seinem Fall lag der Beschluss, die Carl-Diem-Straße in Reiterswiesen umzubenennen, schon vor. Bloß umsetzen wollte ihn dann keiner mehr.
Deshalb sieht es im aktuellen Fall schon von vornherein so aus, als wäre in Bad Kissingen die Diskussion um eine Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße vorbei, ehe sie überhaupt begonnen hat. Dabei wäre eine Umbenennung bei Diem so sinnvoll gewesen, wie sie es bei Fey heute wieder ist.
Gleichwohl muss man natürlich eines zugeben: Hinter der vergleichsweise kleinen Gewissensfrage nach Fey lauert die viel größere nach Otto von Bismarck. Kissingens Eiserner Kurgast ist in der Welt nicht unumstritten. Weil er Kriege angezettelt habe und wegen seiner Rolle bei der Begründung des deutschen Kolonialismus in Afrika, waren bereits aus einigen deutschen Städten Forderungen nach Umbenennung von Bismarckstraßen zu vernehmen. Und Bad Kissingen hat nicht nur eine Bismarckstraße, sondern auch ein Bismarck-Denkmal, einen Bismarck-Turm und ein Bismarck-Museum.