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LKR Bad Kissingen
Können unsere Heime die Bewohner schützen?
In einem Altenheim in Brandenburg sind nach einem Ausbruch bisher elf Menschen gestorben. Wie ist die Lage im Landkreis Bad Kissingen? Der größte Träger, die Carl Heß'sche Sozialstiftung, gibt Antworten.
Die Impfquote in dem Brandenburger Heim war vergleichbar unterdurchschnittlich, sagt Marco Schäfer.       -  Die Impfquote in dem Brandenburger Heim war vergleichbar unterdurchschnittlich, sagt Marco Schäfer.
Foto: Halfpoint - stock.adobe.com / Grafik: Dagmar Klumb | Die Impfquote in dem Brandenburger Heim war vergleichbar unterdurchschnittlich, sagt Marco Schäfer.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 17.08.2022 01:50 Uhr

Ein Altenheim in Brandenburg macht Schlagzeilen. Nach einem Corona-Ausbruch sind bisher elf Personen verstorben. 44 Bewohnerinnen und Bewohner seien infiziert , im Personal seien es 15 Personen. Auffällig ist: Zwar waren fast alle Bewohnerinnen und Bewohner geimpft , aber nur die Hälfte des Pflegepersonals .

Marco Schäfer, ist Vorsitzender der Carl von Heß'schen Sozialstiftung. Diese bietet rund 500 Wohnplätze im ganzen Landkreis. "Über die geringe Impfquote dort war ich etwas verwundert", sagt er. Unter den Angestellten der Stiftung sei die Impfquote bei rund 90 Prozent.

"Wir haben den Heimleitungen gesagt, dass sie fürs Impfen werben sollen. Großen Druck haben wir aber nicht ausgeübt", sagt Schäfer. Bei den Alten seien fast alle geimpft . Seit August laufen bereits die Booster-Impfungen in den Heimen. Teilweise sind sie schon durch damit.

Hoffnung auf die Impfung

Schäfer ist guter Dinge, dass dieser Winter nicht so schlimm wird, wie der vergangene. Damals waren unter anderem in einem Heim in Münnerstadt elf Bewohnerinnen und Bewohner gestorben. "Wir haben dieselben Hygieneregeln wie im vergangenen Jahr, haben aber auch Impfungen und Material wie Masken und Handschuhe ist nicht knapp."

Seine große Hoffnung ist, dass die Impfung genügend Schutz bietet. Er könne jedoch nicht ausschließen, dass es noch einmal zu einem Ausbruch kommt. Der Impfschutz hängt von drei Faktoren ab: Alter, Erkrankungen und Zeitraum zwischen den Impfungen . Bei Älteren und Immungeschwächten baut der Schutz sich oft nicht so groß auf und lässt schneller nach. Und: Normalerweise führen Impfdurchbrüche nicht zu so schweren Verläufen, wie sie jetzt in den Seniorenheimen auftreten.

Impfpflicht für Seniorenheime

Die "schwierige Diskussion" zur Impfpflicht beobachtet der Stiftungsvorstand schon länger: "Ich würde keine generelle Impfpflicht für die Bevölkerung befürworten." Betrachtet er das Infektionsgeschehen der vergangenen Wochen, fände er aber eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sinnvoll. Hier sieht er Einrichtungen wie Kindergärten oder Seniorenheime . "Das steht aber nicht in unserer Entscheidung. Mir ist nichts bekannt, wie sich ein Beschäftigungsverbot für die durchsetzen ließe, die ungeimpft sind", sagt Schäfer.

Nur noch Geimpfte aufnehmen?

Weg vom Personal, hin zu den Bewohnerinnen und Bewohnern, fordert der Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB): Es soll eine bundesweite Rechtsgrundlage geben, dass nur noch Geimpfte in die Heime aufgenommen werden dürfen. "Nur noch Geimpfte aufzunehmen, finde ich gar nicht so verkehrt", sagt Schäfer.

Bei der Diskussion sei wichtig: Auf der einen Seite steht das persönliche Selbstbestimmungsrecht jeder Person darüber, ob sie sich impfen lässt oder nicht. Auf der anderen Seite stehe jedoch das Gemeinwohl und damit die Gesundheit der Mitbewohnerinnen und Mitbewohner. "Wenn ich in eine Gemeinschaftseinrichtung komme, in der es viele Kontakte gibt, beispielsweise alle zusammen essen und wo viele Risikopatienten sind - dann tritt das Selbstbestimmungsrecht in den Hintergrund", sagt Schäfer.

Denn diese Menschen würden andere gefährden. Derzeit sei es noch nicht einfach möglich, Bewohnerinnen und Bewohner nur aufgrund ihres Impfstatus abzulehnen. "Aber bisher waren eigentlich alle so vernünftig, dass sie geimpft waren oder sich haben impfen lassen, als sie in eine Einrichtung gekommen sind."

Besuchsrecht einschränken?

Als Dritte Gruppe gibt es noch die Angehörigen, die zu Besuch kommen. Wäre eine 2G-Regelung möglich, oder das Heim ganz zu schließen? Das sei eine Entscheidung der bayerischen Staatsregierung. Die Heimaufsichten der Kommunen machen auf dieser Grundlage Vorgaben, ob und unter welchen Bedingungen Besuch möglich ist. Die meisten seien aber geimpft .

Strengere Regelungen scheinen gar nicht so einfach durchsetzbar: "Teilweise hatten wir vor den Impfungen auch versucht, etwas stringenter zu sein. Aber dafür sind wir dann auch mal von der Heimaufsicht gerügt worden", erzählt der Vorsitzende. Der Hintergrundgedanke: Zwar müssen die Heime die Bewohnerinnen und Bewohner schützen, andererseits dürfen sie ihnen nicht zu viele Freiheiten nehmen.

Zahlen: Der Faktencheck der Deutschen Welle zeigt: Bisher hat das RKI von 55,4 Millionen Geimpften 117 763 Impfdurchbrüche registriert (Stand 28. Oktober). Von diesen landeten wiederum nur 0,55 Prozent auf der Intensivstation.

 
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