
Da quälte man sich als Kissinger mal wieder hinauf nach Garitz, um sich in der Turnhalle bei der Elferratssitzung des BTC wie jedes Jahr wieder seine lustvoll gefürchteten Watschen abzuholen. Und man kam ins Grübeln.
Was würde das Thema der Sitzung sein? Große Skandale, die ebensolche Schlagzeilen ausgelöst hätten, gab es im vergangenen Narrenjahr eigentlich nicht, auf die sich die Sitzung hätte fokussieren können – aber natürlich jede Menge Nicklichkeiten und Menschliches.
Die Henkersmahlzeit auf der Speisekarte
Das hatten die Programmstrategen beim BTC wohl ähnlich gesehen, denn sie hatten ein Thema gewählt, das eine breite Streuung ermöglichte. Natürlich bekam man die ersten Hinweise schon, wenn man sich setzte: Auf den Speisekarten las man Namen wie „Einzelhaft“, „Lebenslänglich“ oder „Henkersmahlzeit“.

Und als sich der Vorhang öffnete, war es amtlich: „Königlich Garitzer Narrengericht“ stand in goldenen Lettern über einem Sitzungssaal in einem prachtvoll angedeuteten Justizpalast, den Axel Dürheimer mit seinem Team eindrucksvoll auf der Bühne installiert hatte.
So wurde der Elferrat zum Geschworenengericht und Sitzungspräsident Christian Rüth zum Vorsitzenden Richter. Den Reigen der Büttenredner eröffnete Nico Sauer als „ König von Deutschland “.
Watschen für Spitzenpolitiker, Trump und Stadträte
Zu diesem will er gewählt werden, weil das Volk, wie er in seiner Tour d’horizon durch die Berliner Politik deutlich machte, mit der Regierung hadert. Vor allem die Migrationspolitik beschränke sich schon viel zu lange auf vollmundige Ankündigungen ohne deren Umsetzungen.

Auch sei es möglich, öffentlich für ein Kalifat in Deutschland oder für ein Ende von Israel zu demonstrieren: „Wie entrückt kann man sein?“ Die Politik werde nicht in öffentlichen Abstimmungen, sondern in den Hinterzimmern gemacht.
Sauer kritisierte die Qualität der Kanzlerkandidierenden und den Genderwahn, Donald Trump und die Bürokratisierung. Die beste Wahl sei er selbst.

Thomas Rüth junior war der „ Ankläger “. „Den Kissingern gehört wieder mal eingeheizt“, war seine große Forderung.
Nicht nur, weil beim Rathaussturm die Bratwurst 4,50 Euro kostete, sondern weil „die Stadträte schlafen“: fehlende Schwimmbäder, finanzielle Schieflage der Stadtwerke, Millionen für das Turniergebäude, stockende Kanalsanierung, zu hohe Kreisumlage und einiges mehr.
Humane Strafen und sogar ein Lob
Steffi Wegmann stieg als „Justitia“ in die Bütt. Sie ging mit Garitzern ins Gericht: etwa einer wegen Fahnenflucht, der nach Kissingen und dann nach Hausen gezogen ist, zwei, die wegen andauernder Holzdiskussionen ihre Stammtischbrüder zur Verzweiflung bringen, und einige mehr.

Die Strafen sind human: Brotzeiten und Bier. Benedikt Rüth kommt als Scharfrichter mit einem Beil auf die Bühne. Aber er köpft niemanden. Fünf Maß Bier auf ex ist seine Standardstrafe („Für Damen nur drei“).
Natürlich sind der OB und der Stadtrat seine Hauptkunden wegen Bauzeitverschleppung, wegen der Bahnhofstoilette, der Verkleinerung des Gradierbaus, des Rückkaufs der Eissporthalle und des Baus eines komfortablen Radrennparcours von Kissingen nach Hausen.
Die Radwege seien ja alle so überlastet. Und plötzlich eine Premiere und Überraschung: ein uneingeschränktes Lob für die Errichtung des „Sonnenhofes“.
Poetische Schwarzlicht-Pantomime
Die Aktionsgruppe hatte wieder zwei Auftritte. Im ersten landen im Jahr 2070 drei Zeitreisende in dem Garitz von heute, für die die Garitzer Zukunft bereits Geschichte ist. Daraus ergibt sich ein temporeiches Spiel zwischen den beiden Welten.

Und so erfahren auch wir unter anderem, dass die neue Garitzer Schule 2038 fertig wird. Der zweite Teil, „Närrische Olympiade“, war eine faszinierende, rätselhafte, aber auch poetische Schwarzlicht-Pantomime von vier Sportarten wie Fußballakrobatik, Hobbyhorsing oder Gummimensch. Kompliment!

Die drei Garden des BTC – Minigarde, Jugendgarde und BTC-Garde – verbreiteten alle wieder eine gute Laune der ungezwungenen Lockerheit bei höchster Perfektion und Akrobatik. Wobei sie in ihren anspruchsvollen Choreografien auch immer eine nachvollziehbare Geschichte erzählen, in denen ihre Trainerinnen auch schon bei den Jüngsten so manche Rolle individualisieren.
Technische Panne mindert nicht den Spaß
Freude machte erwartungsgemäß auch das Rot-Kreuz-Orchester unter Leitung von Alexander Wachsmann mit seinem pointierten, präsenten Spiel.
Die andere Premiere: eine technische Panne bei den BTC-Sängern: Die Verkabelung des Teleprompters funktionierte nicht. So musste das Sextett erst die Noten und Pulte zusammensuchen.

Aber der Sache tat das keinen Abbruch: Ihre pseudo-ernsten, lakonischen, ironischen Lieder erreichten ihr Publikum direkt wie „Old MacGlöckler had a Hühnerfarm“ oder das melancholische „Lauf noch einmal mit mir durch mein Garitz“.
Michl Müller darf nicht fehlen
Und zum Schluss natürlich der „Göritzer Dreggsagg“ Michl Müller . Er war auf der Flucht vor dem Wahlkampf gerade auf einer siebentägigen Mittelmeer-Kreuzfahrt gewesen – und sein Bericht machte keine Lust auf Nachahmung: Bei so einer „All-inclusive-Reise“ seien alle den ganzen Tag besoffen, mit entsprechenden Auswirkungen.

Er tobte wie gewohnt über die ganze Bühne und erzählte von seiner missglückten Karriere als Fußballer, von der Cannabis-Freigabe und vom Garitzer Rauchclub, der letztes Jahr aufgelöst wurde: „Den hätte man doch zum Cannabis-Clubumwandeln können.“
Und dann seine Lieder! Etwa sein Loblied auf die Heißluftfritteuse („Du frittierst mir jeden Scheiß“), oder „An Tagen wie diesen“ und natürlich „Der Gondoliere von Garitz“. Das war das Aufbruchsignal. Mit „Das war wieder mal ein schöner Tag“ verabschiedeten sich alle Mitwirkenden von der Bühne.
Auszeichnungen vom Fastnachtsverband Franken (FVF) gab es natürlich auch bei der Elferratssitzung des BTC. Klaus Mültner als Vertreter des Verbandes überreichte an Sandra Schmitt und Svenja Ebert den Verbandsorden 2025.
Justus Müller, seit 2012 Mitglied der Aktionsgruppe, erhielt den Verdienstorden des FVF. Den erhielt auch Steffi Wegmann für ihren Einsatz in den Tanzgruppen und als Büttenrednerin.

Matthias Scheit war ab 1997 in der Showtanzgruppe und in der Aktionsgruppe. 2006 übernahm er das Amt des Zeremonienmeisters, und seit 2022 ist er Mitglied der BTC-Sänger. Dafür erhielt er die höchste Auszeichnung des FVF, den Till von Franken in Silber.


