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BAD KISSINGEN
Königinnen ohne Schloss: Die schönsten Geschichten
60 Jahre Rakoczy-FestZur Feier des Jubiläums erzählten 27 Quellenköniginnen aus sechs Jahrzehnten im Kurgarten von ihren Erlebnissen
Gruppenbild mit Damen: Quellenköniginnen aus sechs Jahrzehnten trafen sich beim Rakoczy-Fest am Sonntag.
Foto: Ursula Lippold | Gruppenbild mit Damen: Quellenköniginnen aus sechs Jahrzehnten trafen sich beim Rakoczy-Fest am Sonntag.
Von unserem Redaktionsmitglied Ursula Lippold
 |  aktualisiert: 18.05.2015 15:52 Uhr

Ein guter Organisator wie Hubertus Wehner schafft vieles. Er bringt sogar Quellenköniginnen aus sechs Jahrzehnten Rakoczy-Fest in Bad Kissingen zusammen. 27 folgten am Sonntag nach dem Umzug seiner Einladung zum Jubiläumsfest 60 Jahre Rakoczy und sahen sich den Zug vom Balkon des Regentenbaus an. Danach ging es zur Konzertmuschel im Kurgarten, wo Anna Krug die Quellenköniginnen geordnet nach Jahrzehnten vorstellte. Die Steinacher Musikanten spielten dazu passend jeweils die Musik der entsprechenden Zeit.

Die 50-er Jahre:

Mit Hertha Fuchs, der Quellenkönigin von 1951, eröffnet Anna Krug den Reigen. Mit Schwung wippte die 89-Jährige zur Musik, sie war die zweite Quellenkönigin überhaupt. Einen Schwank habe sie nicht mitgebracht, erzählte die Brunnenkönigin von damals, denn die Zeiten waren ernst, geprägt von Armut. Dafür sei die Zeit zum Feiern jetzt besser. „Lebe, blühe und gedeihe“, rief sie den vielen Gästen im Kurgarten zu.

Fotoserie

Die 60-er Jahre:

Auch aus den 60-er Jahren gab es nur eine Vertreterin: Barbara Hahn, wohnhaft in Bad Neustadt. Ihr Onkel Ernst, (Ernst Rundler war damals stellvertretender Kurdirektor) habe sie animiert, Quellenkönigin zu werden. Zum Ball sei sie im Landauer abgeholt worden. Unterwegs wurde an einigen Sektstationen Halt gemacht. Und prompt geschah es: Jemand kippte ihr ein Glas übers Kleid. „Die Saaldiener schleppten Ventilatoren heran“, erzählte sie. Bis zum Einzug in den Ballsaal war das Kleid wieder trocken.

„Die Saaldiener schleppten Ventilatoren heran.“
Barbara Hahn erzählt, wie ihr Kleid getrocknet wurde. Die 70-er Jahre:

Angelika Meisner durfte 1977 als Quellenkönigin bei einer fünfteiligen Serie über Bad Kissingen Szenen mitdrehen. Sie stand mit Schauspielern wie Helga Feddersen und Günther Pfitzmann vor der Kamera. Christiane Schießer wurde für das Fest 1978 vom Fürsten selbst ausgewählt. Nach der Autogrammstunde fragte sie ein kleines Mädchen auf Englisch, wo ihr Schloss sei. Sie habe keins, antwortete die Quellenkönigin – und bekam daraufhin einen tröstenden Kuss von der kleinen Lady.

Die 80-er Jahre:

Eine noch größere Ausnahme-Königin war Gabriele Friedrich. Sie wurde 1980 ebenfalls vom Fürsten gekürt. Und durfte im Jahr darauf sogar noch einmal als Quellenkönigin auftreten, jetzt an der Seite ihres Gatten, denn sie hatte den Fürsten Rákóczi, dargestellt von Georg Friedrich, geheiratet.

Mit Maike Kuchler, jetzt Back (1984), Eva-Maria Georgi (1985), Sabine Georgi-Morlock (1986), Astrid Lenk (jetzt Köllmer 1987), und Claudia Nieland, jetzt Bönning (1988), fanden fünf weitere Quellenköniginnen zum Treffen. Und alle hatten Erinnerungen zu erzählen.

Maike I. war nicht ganz glücklich mit ihrem Fürsten. Ihren eigenen, nicht den vorgegebenen Spruch sagte Eva-Maria I. beim Ball auf, zur Überraschung der Organisatoren. Sabine II. freute sich, dass ihre Oma damals in der ersten Reihe bei der Polonaise stand. Nostalgisch gekleidete Kinder hatte Astrid I. dabei. Und Claudia II. war mit einigen Historischen Persönlichkeiten beim Mittagessen ausgebüxt, sie hatten sich unters Volk gemischt.

Die 90-er Jahre:

Die 90-er Jahre waren beim Treffen der ehemaligen Hoheiten durch sechs frühere Quellenköniginnen vertreten. Für Heike Zänglein (1991) hatte die Mutter das königliche Kleid genäht, das noch heute passt. Astrid Schmitt (1992) und ihr Kleid haben den Aufstieg zur Kaiserin Sisi geschafft. Das Kleid, das sie jetzt trägt, war einst das Quellenköniginnen-Kleid von Barbara Bedacht (1997). Barbara II. fing als Pandur an und beschloss ihre königliche Karriere als Kaiserin Auguste Victoria.

Sabrina Tessari (1995) hatte in ihrer Amtszeit keine Zofe, die ihr die 30 kleinen Knöpfe über dem Reißverschluss öffnete. So schlief sie im Sitzen, bis die Familie vom Ball kam und sie aus ihrem Quellenköniginnenkleid befreite. Rebecca Maegerlein, jetzt Grünewald (1999), erinnert sich beim Treffen, dass Hubertus Wehner sie durchs Schaufenster beobachtet hatte und sie sich sicher war: „Die nächste Quellenkönigin bin ich.“ Kristina Zoll leitete das nächste Jahrzehnt ein. Im Jahr 2000 wurde das 50. Rakoczy-Fest gefeiert. Aus diesem Anlass reisten einige Historische zur Steuben-Parade nach New York.

Seit 2001:

Ohne ihr Königinnenkleid von 2001 erschien Melanie Zoll-Albert beim Treffen. Der Grund ist einfach: Sie hat es vor zwei Jahren zum Brautkleid für ihre Hochzeit umfunktioniert. Carolin Söder, verheiratete Käß (2002), war die erste Quellenkönigin des jetzigen Fürsten Timo Baier. Heute lachen sie drüber, aber damals seien sie sehr aufgeregt gewesen.

Eva Wehner schaffte es 2003, bevor sie in den Stand der Ehe trat. Sie erinnerte sich an strömenden Regen beim Festzug. Einst Burgfräulein, dann Quellenkönigin – so erging es Stefanie Lutz 2004. Sie war die Jüngste unter den Hoheiten, gerade mal 19 Jahre alt. In jenem Jahr bestand sie ihr Abitur.

„Die nächste Quellenkönigin bin ich.“
Rebecca Grünewald, hatte bemerkt, wie Hubertus Wehner sie beobachtete

2005 ging Christina Kolb, jetzt Scheid, an der Seite von Fürst Rákóczi. Sie habe sich gefühlt wie ein kleiner Star, und war es wohl auch. Denn als sie beim Bäcker einkaufte und das Geld vergessen hatte, wurde der Quellenkönigin großzügig Kredit gewährt.

Katharina Krug (jetzt Imholt), Tochter des Prinzregenten, hatte sechs Nymphen und Pagen um sich geschart, die die Partnerstädte Kissingens sowie Franken und Bayern verkörperten. Sie zeigten der Königin, wie man sich fürs Foto drapierte.

Lena Hochrein kam 2007 durch ihre Facharbeit über die Kissinger Quellen zum Fest. Ein Artikel in der Main-Post hatte Hubertus Wehner auf sie aufmerksam gemacht. Auch sie hatte mit Regen beim Festzug zu kämpfen. Aber wie sagte sie: „Bei Sonnenschein kann jeder lächeln.“

Katharina Plass hatte mit Hitze zu kämpfen. Und so habe sie das Jäckchen, das sie wollte, nie angezogen. Ein Gefahrenpotenzial, erinnerte sie sich, sei ihr Reifrock für die Tänzer gewesen.

Sabrina Müller war unter anderem Schilderkind bei der Quellenkönigin, bevor sie 2009 selbst in den königlichen Stand erhoben wurde. Den Abschluss des hoheitlichen Treffens bildete die amtierende Hoheit, Katharina III. Sie zeigte sich stolz an der Seite ihres Fürsten-Vaters Timo Baier.




 
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