Bad Kissingen
König Ludwig geht in Rente
Ludwig Büchner war mehr als 40 Jahre im Bad Kissinger Rathaus tätig. Im Dezember hatte der Chef des Bürgerbüros seinen letzten Arbeitstag.
Wenn es so etwas wie den Vorzeige Bad Kissinger gibt, dann kommt Ludwig Büchner diesem Bild zumindest sehr nahe: Er gehörte zu den ersten Mitgliedern des Jugendmusikkorps, stellt seit 30 Jahren den Wittelsbacher König Ludwig III. von Bayern während des Rakoczy-Festes dar und war 47 Jahre im öffentlichen Dienst tätig - davon mehr als 40 Jahre im Kissinger Rathaus. Fünf Oberbürgermeister hat er in dieser Zeit erlebt, von Hans Weiß über Georg Straus, Christian Zoll, Karl Heinz Laudenbach bis zum amtierenden Kay Blankenburg. "Ich hätte eigentlich am 1. September 1970 anfangen sollen, sollte am gleichen Tag aber mit dem Jugendmusikkorps nach Eisenach fahren", erinnert er sich. Weil der damalige OB Hans Weiß selbst ein Unterstützer des Orchesters war, durfte Büchner seinen Dienstantritt um eine Woche verschieben. "Dr. Weiß war eine Kapazität, er hat mich als jungen Mitarbeiter allerdings nicht so gekannt", sagt Büchner.
Vor kurzem hatte der gebürtige Steinacher seinen letzten Arbeitstag in der Verwaltung und befindet sich mittlerweile in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Ab Oktober ist er offiziell in Rente. Büchner leitete zuletzt 17 Jahre das Referat Zentrale Dienste. Er war damit unter anderem für die Infotheke, das Bürgerbüro und das Einwohnermeldeamt verantwortlich. Vom Bürgerbüro in seiner heutigen Form, über einen Babywickelraum im Rathaus bis zu Bürgerbefragungen und der heutigen Rathauswegweisung. "Der Bürgerservice war immer mein Bestreben, auch in Kleinigkeiten", sagt er. Darauf, dass alles passt, habe er immer auch mit dem Blick eines Kissinger Bürgers geachtet.
Der 63-Jährige war auch zehn Jahre lang Chef der EDV-Abteilung, die er ab 1990 unter Oberbürgermeister Christian Zoll als neues Sachgebiet aufgebaut hat. Hierfür wurden unter anderem alle neun Dienstgebäude neu mit der entsprechenden Verkabelung ausgestattet. Büchner: "Als ich 1970 angefangen habe, lief noch alles mit Schreibmaschine." Später folgten Serviceterminals und schließlich Computerarbeitsplätze. Der Umstieg auf moderne Kommunikationstechnologien fiel nicht jedem leicht, erzählt er im Rückblick. Auch Zoll habe anfangs seine Schwierigkeiten damit gehabt.
Stadtbekannt ist Büchner vor allem als Darsteller von König Ludwig III am Rakoczy-Fest. Die Rolle hat er 1988 übernommen und will sie auch noch weiter ausüben. "Die Zeit als historische Persönlichkeit ist wirklich schön. Und es ist ein Privileg", findet er. Zwar sind er und die übrigen Darsteller während des Stadtfestes programmlich fest eingespannt und können nicht ungezwungen feiern, die Erlebnisse entschädigen aber. "Am Schönsten finde ich immer die Begegnungen mit den Menschen, etwa während der Autogrammstunde." Büchner greift aber nicht nur an Rakoczy zur königlichen Uniform und zum Helm, sondern springt zusammen mit Freund Peter Krug (Prinzregent Luitpold) auch bei anderen Gelegenheiten ein, etwa um Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bad Kissingen zu begrüßen, um bei der Fernsehsendung "Der Trödeltrupp" eine Pferdekutsche für den Rakoczy-Förderverein zu ersteigern, oder um in New York für Bad Kissingen Werbung zu machen. "Dass wir 2000 auf der Steubenparade mitmarschiert sind, war das absolute Highlight."
Beruflich besondere Erinnerungen verbindet der Verwaltungsamtsmann mit der deutschen Wiedervereinigung. In dieser Zeit leitete er zum ersten Mal das Einwohnermeldeamt. "Für mich am aufregendsten und spannendsten war, als 1989 die Grenze geöffnet wurde." Zum alltäglichen Geschäft gehörte es damals, Reisedokumente auszustellen. Außerdem zahlte die Abteilung im Stadtsaal jedem Einreisenden aus der DDR 50 Mark Begrüßungsgeld aus. Der Andrang nach der Grenzöffnung war riesig. "Das ging über Wochen. Einmal war der ganze Rathausplatz voller Trabbis." Drinnen beim Auszahlen mussten die Mitarbeiter die Tische festhalten, damit diese von der Menge nicht an die Wand geschoben wurden.
In seiner Zeit im Rathaus hat Büchner viele Wahlen miterlebt, seit 2007 war er für deren Organisation im Stadtgebiet zuständig. "Am emotionalsten waren immer die Lokalwahlen, ganz klar. Da standen persönliche Schicksale dahinter", erzählt er. Georg Straus (CSU) beispielsweise sei 1990 geschockt gewesen nach seiner Niederlage gegen Christian Zoll. Der wiederum wurde zum ersten SPD Oberbürgermeister Bad Kissingens - ein Triumph.
Bei den Wahlen hat Büchner auch einen großen Wandel miterlebt. "Früher war das Rathaus am Abend immer voll, weil die Leute wissen wollten, wie gewählt wurde." Das ist in Zeiten des Internets und niedriger Wahlbeteiligung nicht mehr der Fall. Außerdem gewann in den vergangenen Jahren die Briefwahl an Bedeutung. Die Stadt richtete deshalb ein barrierefreies Büro am Stadtsaal ein, von dem aus die Unterlagen ausgegeben werden. Des Weiteren wurde die Zahl der Urnenwahllokale verringert und die von Briefwahllokalen erhöht.
Biographie Ludwig Büchner wurde am 5. September 1954 in Steinach geboren und zog mit seiner Familie im Alter von sechs Jahren nach Bad Kissingen. Von 1963 bis 1972 spielte er im Jugendmusikkorps Klarinette. Nach seinem Realschulabschluss begann er im September 1972 als Beamtenanwärter bei der Stadt Bad Kissingen. Er diente ab 1974 bei der Bundeswehr, arbeitete für kurze Zeit im Maßbacher Rathaus, bevor er 1979 nach Ende eines Einstellungsstopps wieder zur Stadt zurückkehrte. Büchner leitete von 1986 bis 1990 das Einwohnermeldeamt, anschließend zehn Jahre die EDV-Abteilung. Von 2000 bis 2017 leitete er das Referat Zentrale Dienste, in dem unter anderem Bürgerbüro und Einwohnermeldeamt zusammengefasst sind. Seit 2007 war Büchner für die Organisation von Wahlen, Volksentscheiden und -begehren zuständig.
Vor kurzem hatte der gebürtige Steinacher seinen letzten Arbeitstag in der Verwaltung und befindet sich mittlerweile in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Ab Oktober ist er offiziell in Rente. Büchner leitete zuletzt 17 Jahre das Referat Zentrale Dienste. Er war damit unter anderem für die Infotheke, das Bürgerbüro und das Einwohnermeldeamt verantwortlich. Vom Bürgerbüro in seiner heutigen Form, über einen Babywickelraum im Rathaus bis zu Bürgerbefragungen und der heutigen Rathauswegweisung. "Der Bürgerservice war immer mein Bestreben, auch in Kleinigkeiten", sagt er. Darauf, dass alles passt, habe er immer auch mit dem Blick eines Kissinger Bürgers geachtet.
Der 63-Jährige war auch zehn Jahre lang Chef der EDV-Abteilung, die er ab 1990 unter Oberbürgermeister Christian Zoll als neues Sachgebiet aufgebaut hat. Hierfür wurden unter anderem alle neun Dienstgebäude neu mit der entsprechenden Verkabelung ausgestattet. Büchner: "Als ich 1970 angefangen habe, lief noch alles mit Schreibmaschine." Später folgten Serviceterminals und schließlich Computerarbeitsplätze. Der Umstieg auf moderne Kommunikationstechnologien fiel nicht jedem leicht, erzählt er im Rückblick. Auch Zoll habe anfangs seine Schwierigkeiten damit gehabt.
Stadtbekannt ist Büchner vor allem als Darsteller von König Ludwig III am Rakoczy-Fest. Die Rolle hat er 1988 übernommen und will sie auch noch weiter ausüben. "Die Zeit als historische Persönlichkeit ist wirklich schön. Und es ist ein Privileg", findet er. Zwar sind er und die übrigen Darsteller während des Stadtfestes programmlich fest eingespannt und können nicht ungezwungen feiern, die Erlebnisse entschädigen aber. "Am Schönsten finde ich immer die Begegnungen mit den Menschen, etwa während der Autogrammstunde." Büchner greift aber nicht nur an Rakoczy zur königlichen Uniform und zum Helm, sondern springt zusammen mit Freund Peter Krug (Prinzregent Luitpold) auch bei anderen Gelegenheiten ein, etwa um Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bad Kissingen zu begrüßen, um bei der Fernsehsendung "Der Trödeltrupp" eine Pferdekutsche für den Rakoczy-Förderverein zu ersteigern, oder um in New York für Bad Kissingen Werbung zu machen. "Dass wir 2000 auf der Steubenparade mitmarschiert sind, war das absolute Highlight."
Beruflich besondere Erinnerungen verbindet der Verwaltungsamtsmann mit der deutschen Wiedervereinigung. In dieser Zeit leitete er zum ersten Mal das Einwohnermeldeamt. "Für mich am aufregendsten und spannendsten war, als 1989 die Grenze geöffnet wurde." Zum alltäglichen Geschäft gehörte es damals, Reisedokumente auszustellen. Außerdem zahlte die Abteilung im Stadtsaal jedem Einreisenden aus der DDR 50 Mark Begrüßungsgeld aus. Der Andrang nach der Grenzöffnung war riesig. "Das ging über Wochen. Einmal war der ganze Rathausplatz voller Trabbis." Drinnen beim Auszahlen mussten die Mitarbeiter die Tische festhalten, damit diese von der Menge nicht an die Wand geschoben wurden.
In seiner Zeit im Rathaus hat Büchner viele Wahlen miterlebt, seit 2007 war er für deren Organisation im Stadtgebiet zuständig. "Am emotionalsten waren immer die Lokalwahlen, ganz klar. Da standen persönliche Schicksale dahinter", erzählt er. Georg Straus (CSU) beispielsweise sei 1990 geschockt gewesen nach seiner Niederlage gegen Christian Zoll. Der wiederum wurde zum ersten SPD Oberbürgermeister Bad Kissingens - ein Triumph.
Bei den Wahlen hat Büchner auch einen großen Wandel miterlebt. "Früher war das Rathaus am Abend immer voll, weil die Leute wissen wollten, wie gewählt wurde." Das ist in Zeiten des Internets und niedriger Wahlbeteiligung nicht mehr der Fall. Außerdem gewann in den vergangenen Jahren die Briefwahl an Bedeutung. Die Stadt richtete deshalb ein barrierefreies Büro am Stadtsaal ein, von dem aus die Unterlagen ausgegeben werden. Des Weiteren wurde die Zahl der Urnenwahllokale verringert und die von Briefwahllokalen erhöht.
Zur Person
Biographie Ludwig Büchner wurde am 5. September 1954 in Steinach geboren und zog mit seiner Familie im Alter von sechs Jahren nach Bad Kissingen. Von 1963 bis 1972 spielte er im Jugendmusikkorps Klarinette. Nach seinem Realschulabschluss begann er im September 1972 als Beamtenanwärter bei der Stadt Bad Kissingen. Er diente ab 1974 bei der Bundeswehr, arbeitete für kurze Zeit im Maßbacher Rathaus, bevor er 1979 nach Ende eines Einstellungsstopps wieder zur Stadt zurückkehrte. Büchner leitete von 1986 bis 1990 das Einwohnermeldeamt, anschließend zehn Jahre die EDV-Abteilung. Von 2000 bis 2017 leitete er das Referat Zentrale Dienste, in dem unter anderem Bürgerbüro und Einwohnermeldeamt zusammengefasst sind. Seit 2007 war Büchner für die Organisation von Wahlen, Volksentscheiden und -begehren zuständig.Themen & Autoren / Autorinnen