
Im Jahr 1972 gründeten Bad Neustadts damaliger Kurdirektor, zwei Architekten, ein Bankier und ein Steuerberater die Firma Parksanatorium Bad Bocklet . Seitdem ist das frühere Sanatorium nicht nur in seinen Aufgaben gewachsen. Im Jahr 1984 arbeiteten 120 Angestellte und acht Ärzte in der Klinik. Nun sind es 29 Ärzte in Bad Bocklet , noch mal neun in Bad Kissingen und insgesamt 450 Mitarbeitende in beiden Standorten.
Aus dem Sanatorium wurde eine Rehaklinik für Geriatrie (alterstypische Erkrankungen), Innere Medizin, Orthopädie und Psychosomatik mit mittlerweile 420 Betten. Neben Bad Bocklet kamen die Standorte Bad Kissingen und Bad Brückenau dazu. Doch es ging nicht immer bergauf: "Es gab mal eine Phase, in der man rund 100 Betten als Hotelbetten umgenutzt hat. Das ist sicherlich in einer der Rehakrisen entstanden", sagt Klinikvorstand Alexander Zugsbradl.
Als Besonderheit der Klinik nennt er "die Verbindung zwischen den Fachgebieten". Ein Beispiel: adipöse Menschen bekämen in der Klinik nicht nur Hilfe in Fragen der Inneren Medizin wie Bluthochdruck oder Diabetes, sondern auch bei orthopädischen Anliegen wie Gelenkproblemen oder ihrer psychischen Belastung.
Umbau geplant: Privatstation mit Ausblick
Bald wird die Klinik weiter ausgebaut. Auf der Dachterrasse eines Anbaus sollen Therapieräume entstehen, um die Station mit 22 Zimmern für Privatpatienten und Selbstzahlende zu nutzen. Es gehe dabei nicht um bessere medizinische Leistung: "Es ist wie bei der 1. und 2. Klasse bei der Bahn - man kommt in beiden ans selbe Ziel. Aber wenn ich möchte, bekomme ich ein wenig mehr Komfort." Der Ausblick von dem hohen Anbau eigne sich perfekt für das Vorhaben.
Gefragt nach weiteren Bauarbeiten, kann Zugsbradl nur Überlegungen berichten: Wenn der beschriebene Umbau und die restliche Fassadensanierung abgeschlossen sind, wäre ein Anbau denkbar, in dem die Kinderbetreuung stattfinden kann. "Wir haben den Schwerpunkt, dass wir Eltern mit ihren Kindern aufnehmen", sagt er.
Die nicht schulpflichtigen Kinder werden bisher täglich nach Bad Kissingen gefahren und betreut. Ein eigener Ort mit Spielmöglichkeiten in Bad Bocklet wäre daher von Vorteil. "Das bekommen wir noch unter, auch wenn das Grundstück so am Hang liegt", sagt er und lacht.
Kinder müssen gut versorgt sein
Das Thema Begleitkinder sei für die Klinik ein wichtiges, wenn nicht immer ganz einfach: Bei Kindern von drei bis zwölf Jahren müsse die Betreuung je nach Alter angepasst sein. "Die Eltern müssen eine unbeschwerte Reha haben, ohne die Sorge, ob es dem Kind gut geht. Das ist die Voraussetzung, damit wir erfolgreich rehabilitieren können", weiß Zugsbradl.
Neben der Modernisierung der Zimmer und der Außenfassade,hat die Klinik sich auch ein neues Branding zugelegt: neue Dachmarke, neues Design. "Wir haben den Namen Hescuro auf alle drei Standorte ausgedehnt." Die Klinik will mit gleichem Namen ein bestimmtes Qualitätsversprechen wahren. Außerdem spielten bei der Neugestaltung des Logs praktische Problematiken eine Rolle - beispielsweise, dass das alte nicht für Instagram geeignet war.
Von der Corona- in die Energiekrise
Über die Corona-Krise sagt Zugsbradl: "Wirtschaftlich waren es ein paar geknickte Federn, aber noch kein blaues Auge." In dieser Zeit hat die Klinik eine wichtige Rolle: "Wir hatten als einzige Klinik für die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt eine Entlastungseinrichtung. Vier Monate ab Januar 2021 haben wir Corona-Patienten aufgenommen, die zwar nicht mehr im Krankenhaus behandelt werden mussten, aber auch noch nicht nach Hause konnten, weil sie noch infektiös sind."
Über die kommende Energiekrise hat der Klinikchef sich auch schon Gedanken gemacht: Zum einen gebe es die Frage der Versorgungssicherheit. "Wir gehören zum Glück als Rehaklinik zu den kritischen Infrastrukturen, werden also vorrangig mit Energie beliefert."
Kosten für Gas versechsfacht
Das andere ist die wirtschaftliche Situation: "Im kommenden Jahr werden sich die Kosten für Gas bei uns versechsfachen. Dafür gibt es derzeit keine Refinanzierung der Kranken- oder Rentenversicherungsträger."
Man gehe davon aus, dass von den Rehakliniken mindestens ein Fünftel in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen. Dazu kämen steigende Lebensmittelpreise und Sachkosten, steigende Löhne und das Ringen um Arbeitskräfte. Dennoch sieht Zugsbradl seine Kliniken gut aufgestellt.
Dass das wichtig ist, weiß Bürgermeister Andreas Sandwall ( CSU ). "Das ist unser Hauptplayer im Ort. Wir sind heilfroh, dass wir in Bad Bocklet Hauptstandort sind und bleiben." Zum einen seien die vielen Mitarbeiter durch die Klinik in Lohn und Brot.
Zum anderen gelte: "Wir merken das monetär zwar nicht wirklich, aber der Bäcker, der Metzger, wer auch immer die Klink beliefert, schon. Das ist Wertschöpfung, die im Ort und im Landkreis bleibt", so Sandwall. Auch für Bad Bocklet als Kurort sei so eine große Klinik nicht unbedeutend.