In chinesischer Hand ist die Bayerische Musikakademie in Hammelburg. Unter dem Motto „Kunst und Frieden“ trägt der private Förderverein „Kolonnade“ noch bis Mittwoch, 31. Juli, dort sein internationales Kulturfestival aus. Nach der Premiere in diesem Jahr mit hochkarätigen Dozenten soll das Kulturfestival künftig noch um einen Musiker-Wettbewerb erweitert werden.
Schon jetzt ein Tipp ist das Abschlusskonzert am Montag, 29. Juli, um 20.15 Uhr in der Musikakademie. Der Künstlerische Leiter der Veranstaltung ist Professor Adam Kostecki (Hannover), ein Schüler unter anderem von David Oistrach.
Allerdings leidet das Festival unter ein paar Startschwierigkeiten. Die Veranstalter sind enttäuscht, dass für sieben Mitwirkende die Visa nicht rechtzeitig erteilt wurden. „Obwohl unser Verein die Flüge bereits bezahlt hat“, bedauert Präsidentin Mu Zhang. Es habe seitens der deutschen Botschaft wohl Bedenken gegeben, die Akteure könnten in Deutschland bleiben. Vielleicht gibt es da nun Gesprächsbedarf zwischen der Staatsregierung und dem Auswärtigen Amt. Das Festival wird nämlich vom Freistaat unterstützt.
Kern des Festivals sind Meisterkurse für Geige, Klavier und Cello. Rund 70 Studenten und vier Professoren sind aus sechs chinesischen Städten – von Shanghai über Wuhan bis hin zur Sonderverwaltungszone Macau – in Hammelburg angereist. Vor Ort sind auch Dozenten aus Polen und Russland.
Gelegentlich schallen Klänge von traditionellen chinesischen Instrumenten über den Gang der Musikakademie, wie Gu Zheng, Er Hu oder Pipa. Die Saiteninstrumente zaubern eine exotische Leichtigkeit in das Haus. Gespielt werden sie von den sieben Mitgliedern des Chinesischen Volkskammerorchesters aus der Provinz Liaoning. Dieses plant 100 Auftritte in Europa, darunter auch ein Konzert in der Chinesischen Botschaft in Berlin.
Und noch einen chinesisch-europäischen Berührungspunkt gibt es: Der renommierte Maler Jun Ma stellt Bilder aus. Der 55-jährige Künstler ist mehrfacher Preisträger in seinem Heimatland China, aber auch in anderen asiatischen Ländern ist er mit seinen Kunstwerken bekannt.
Gerne zeigt er, wie seine Bilder entstehen. Wasserverdünnte Tinte lässt er effektvoll auf dem traditionellen Xuan-Papier verlaufen. Heraus kommen farbenfrohe buddhistische Göttinnen oder Priester, wie man sie aus der Zeit um die Jahrtausendwende kennt. Traditionelle und modernere, auch europäische Techniken verbindet Jun Ma bei seinen Landschaftsbildern. Die Farbverläufe erinnern dabei an spätimpressionistische Werke von Paul Cézanne bis Paul Gauguin.
„Wir sollten mehr voneinander wissen“, begründet Präsidentin Mu Zhang ihr Engagement für den 200 Mitglieder starken Kulturverein Kollonade. Sie studiert Musikforschung und Musikvermittlung in Hannover und betreibt außerdem ein Vereinsbüro in Hessisch-Lichtenau. Dem Verein gehören nach Angaben der Präsidentin Kulturschaffende und Kulturliebhaber aus China und Deutschland an.
Das China-Bild in Deutschland entstamme hauptsächlich den Metropolen. „Wer weiß schon, dass es in China 32 Provinzen gibt?“, fragt Mu Zhang. Geplant sei, den Austausch auf Schüler von zehn bis zwölf Jahren mit Auftritten in den Schulen auszuweiten.
Ihre Studenten lernen viel hier, pflichtet Professorin Xiaoyu Li (Sichuan) bei. „Es wird sehr ernsthaft und präzise geprobt“, freut sie sich über die Vorbereitung etlicher Auftritte. Schön sei es, dass ihre Schützlinge so jung mit europäischer Kultur vertraut werden. Fleißig beleben sie das Hammelburger Stadtbild und fotografieren bei ihren Spaziergängen die Architektur und schöne Landschaft.
„Wir sind überzeugt davon, dass die Studenten an den Meisterkursen die europäische und chinesische Musik anschließend viel besser verstehen“, schwärmt Adam Kostecki, der Künstlerische Leiter des Kulturfestivals.
Mit unter den Festival-Teilnehmern ist auch Majit Akbar, der Leiter des chinesischen Schriftstellerverbandes für die Bereiche Film und Fernsehen. Einige Werke des Autors von Essays und Kurzgeschichten wurden auch schon ins Deutsche übersetzt.
Die Einschränkung künstlerischer Freiheiten in China sei kein Thema bei dem Festival, hieß es vor Ort. Der wirtschaftliche Aufschwung in China begünstige eine Öffnung des Landes. Zu den Geldgebern von Kolonnade gehören große Wirtschaftsunternehmen.