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Schondra
Der Gemeinschaftsmensch wünscht sich mehr Gemeinschaft
Klemens Markert hat viel für das Dorfleben in Schondra getan. Der Kommunalpolitik fühlt er sich immer noch verbunden. Eine große Schlappe hat er indes überwunden.
Klemens Markert, Ex-Bürgermeister 70. Geburtstag       -  Klemens Markt hat die Schondraer Kommunalpolitik, aber auch das Gemeindeleben sehr geprägt. Am 23. Dezember 2024 wird er 70 Jahre alt.
Foto: Steffen Standke | Klemens Markt hat die Schondraer Kommunalpolitik, aber auch das Gemeindeleben sehr geprägt. Am 23. Dezember 2024 wird er 70 Jahre alt.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.01.2025 02:35 Uhr

Die Sitzungen des Schondraer Gemeinderates - Klemens Markert besucht sie noch immer regelmäßig. Nicht aus Nostalgie oder weil er etwas nachtrauert. Schließlich war der ehemalige Polizist sechs Jahre Bürgermeister und wäre es 2008 gern geblieben. Doch das ist Vergangenheit; Markert will einfach wissen, was sich in seiner Gemeinde tut, was sich entwickelt. Doch ihn auf die Kommunalpolitik zu reduzieren, wäre falsch. Er hat mehr geleistet für die Gemeinschaft. Am 23. Dezember wird er 70 Jahre alt.

34 Jahre ist es her, dass der gebürtige Schondraer erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde. Schon sechs Jahre später stieg er zum zweiten Stellvertreter von Bürgermeister Karl Schneider auf. Nach der Wahl 2002 übernahm Markert das Chefamt im Rathaus selbst und füllte es sechs Jahre aus. "Damals waren das zwei Drittel Arbeit als Ermittlungsbeamter bei der Polizeiinspektion in Bad Brückenau und ein Drittel Ehrenamt als Bürgermeister in Schondra", erinnert sich der 70-Jährige.

Arbeit von Karl Schneider fortgeführt

Markert führte einiges fort, was unter Karl Schneider begonnen worden war: Grunderwerb fürs Gewerbegebiet Märzgrund, Straßenausbau in Singenrain und Schondra (Brückenauer und Kissinger Straße) sowie am Paintweg zwischen Einraffshof und Schondra, der zum Radweg erweitert wurde.

Während seiner ersten und einzigen Amtsperiode gewann Markert die Überzeugung, dass Schondra wegen seiner Struktur mit damals noch Grund-und Mittelschule sowie vielen Gewerbebetrieben von einem hauptamtlichen Ortsoberhaupt geführt werden sollte. Diese Ansicht vertrat er auch im Wahlkampf 2008.

Bei Kommunalwahl 2008 Bernold Martin unterlegen

Sie brach ihm schließlich das Genick. Markert unterlag Herausforderer Bernold Martin, der bis heute Bürgermeister ist. "In Schondra spielt das Geld eine wahnsinnig große Rolle. In der öffentlichen Meinung heißt es oft, dass etwas zu teuer ist", glaubt Markert.

Die Wahlschlappe von vor 16 Jahren hat er inzwischen verwunden. Finanziell war Markert in seinem Beruf als Polizeibeamter eh abgesichert. Bei der Überwindung des Schocks half ihm sicher auch, dass sein Nachfolger gemäß seinen Vorstellungen von 2008 bis 2014 hauptamtlich tätig sein durfte. Nach nun wieder zwölf Jahren Ehrenamtlichkeit wird auch der nächste Bürgermeister ab 2026 wieder im Hauptberuf arbeiten. Das hat der Gemeinderat beschlossen, um das Amt attraktiver für Bewerber zu machen.

Nahezu in allen Vereinen Mitglied

Schon vor und während seiner Zeit als Gemeinderat und Bürgermeister hatte Klemens Markert sich stark ins Schondraer Dorfleben eingebracht. "Ich war nahezu in allen Vereinen Mitglied."

Die DJK prägte er über Jahrzehnte besonders, zunächst als aktiver Fußballer, dann von 1978 bis 1990 als Schriftführer und schließlich von 1990 bis 1998 als deren Vorsitzender. Markert erinnert sich, wie Ende der 1980er-Jahre die Mitglieder im Rohbau des Sportheims und der Schondratalhalle vieles in Eigenleistung herstellten, "vom Dach bis hin zum Fußboden". Dazu kam viel Eigeninitiative beim Sportzentrum in den 1990er-Jahren. Heute ist Markert DJK-Ehrenmitglied.

Gründer der Sportgruppe "Fit ab 45"

Als seine beiden Kinder noch zur Schule gingen, machte sich der Schondraer als Vorsitzender des Elternbeirates verdient, übernahm auch die Pflege der Außenanlagen des Kindergartens. Auch gründete und leitete er in späteren Jahren die Sportgruppe "Fit ab 45". Leider kam deren Tätigkeit durch die Corona-Pandemie zum Erliegen.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt suchte Markert sich neben seinem Beruf bald ein neues Betätigungsfeld, diesmal in der katholischen Kirchenverwaltung. 2012 übernahm er das Amt des Kirchenpflegers, entlastete fortan Pfarrer Armin Haas, der von Amts wegen nicht nur für das Geistliche, sondern auch das Materielle in der Gemeinde St. Anna zuständig ist.  

Pfarrheim als Dorfgemeinschaftshaus

Besonderes Anliegen war und ist Markert, das 1932 erbaute und in die Jahre gekommene Pfarrheim in der Marktstraße "wieder ins Leben zu holen", wie er sagt. Es sollte noch mehr als jetzt Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft werden, für Senioren, die Mitglieder des Burschenvereins, die Nutzer der Pfarrbücherei.

Doch auch hier musste Markert eine Niederlage einstecken. Der Gemeinderat versagte dem Projekt eines Dorfgemeinschaftshauses im September 2023 seine finanzielle Unterstützung (wir berichteten).

Kein Nachfolger in Kirchenverwaltung

Jetzt will sich der 70-Jährige, bereits seit 2015 beruflich in Pension, auch aus der Kirchenverwaltung zurückziehen. Die Familie, speziell die vier Enkel, sollen mehr im Mittelpunkt stehen. Doch mangels Kandidaten gab es keine Wahl. Der Ausgang der Geschichte ist offen.

Sie zeigt Klemens Markert aber, dass sich spätestens seit der Corona-Pandemie die Gesellschaft ändert, und zwar zum Schlechteren. "Es gibt mehr und mehr Ich-Menschen." Immer weniger, vor allem junge Menschen würden Verantwortung übernehmen.

"Dorfgemeinschaft gibt einem viel in Gesellschaft"

Auch in Schondra würden dörfliches Leben und Zusammenhalt sterben. Es mangele an Gemeinschaft, Kollegialität und Kommunikation. Früher habe es den Vereinsring gegeben, in dem Termin untereinander abgesprochen wurden. Jetzt agiere jeder Verein für sich, mit entsprechenden Terminkonflikten.

Diese Entwicklung geht dem 70-Jährigen zuwider. Ist er doch überzeugt, "dass die Dorfgemeinschaft einem viel gibt in der Gesellschaft". Deswegen habe er sich so lange so intensiv eingebracht. "Das Menschliche ist bei mir das Entscheidende. aber das ist in letzter Zeit immer weniger gefragt." Sich selbst bezeichnet er als "Gemeinschaftsmensch".

Als solcher sieht sich Markert aber nicht mehr in der Verantwortung; die ganz Jungen und Mittelalten seien nun gefordert.

Mehr Zeit für die Familie

Markert will sich nun mehr auf die Familie konzentrieren, "die wegen meiner vielen Aktivitäten lange Zeit zurückstehen musste". Nun will er ihr die geleistete Unterstützung zurückgeben. Daneben wandert der naturverbundene Schondraer gerne, will ab und zu eine Busreise machen. Ein Schaffer im Garten sei er hingegen nicht. "Das überlasse ich meiner Frau."

 
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