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Wildflecken
Wildflecken: Aufatmen im Wohnquartier "Klein-Manhattan"
Noch vor einem Jahr war die Lage für die Mieter in der Reußendorfer und Colonel-Huff-Straße fast untragbar. Doch mit der Zwangsverwaltung hat sich viel verbessert.
Klein-Manhattan in Wildflecken: Zwangsverwaltung und Entspannung       -  Die Wohnanlage 'Klein-Manhattan' in Wildflecken steht unter Zwangsverwaltung. Die Zustände haben sich dadurch aber gebessert.
Foto: Steffen Standke | Die Wohnanlage "Klein-Manhattan" in Wildflecken steht unter Zwangsverwaltung. Die Zustände haben sich dadurch aber gebessert.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.12.2024 02:36 Uhr

Stille Wasser - das weiß Wildfleckens Verwaltungsleiter Daniel Kleinheinz - sind tief. Sie können jederzeit aufwallen, überkochen. Seit das Wohnquartier Reußendorfer und Colonel-Huff-Straße unter Zwangsverwaltung steht, herrscht ruhige See in Wildflecken. Doch ganz vorübergezogen ist der Sturm an "Klein-Manhattan" noch nicht.

Dauerstreit zwischen Eigentümern und Marktgemeinde

Kurzer Rückblick: Noch vor eineinhalb Jahren mussten die Mieter in den 72 Wohnungen ständig fürchten, dass die Gemeinde ihnen das Wasser abstellt. Für ein paar Stunden zwar nur, aber dennoch verbunden mit Unannehmlichkeiten.

Hintergrund war ein Streit zwischen der Wildfleckener Verwaltung und dem Eigentümer der Wohnanlage, der Plan B Private Capital GmbH, beziehungsweise deren Unterfirma X-Direct Betrieb- und Management GmbH. Diese hatten zwar die Abschläge der Bewohner dankend eingezogen, diese aber nicht an die Marktgemeinde (zuständig für Wasser, Abwasser und Grundsteuer) und andere Versorger weitergereicht.

Vier Mal das Wasser abgestellt

Als Zeichen und Druckmittel, die sich summierenden Rückstände einzutreiben, stellte die Gemeinde insgesamt vier Mal das Wasser ab, am 19. April und 27. Oktober 2022, dazu am 1. Februar und 28. März 2023. Auf ein angekündigtes fünftes Mal am 24. April desselben Jahres verzichtete Bürgermeister Gerd Kleinhenz nach einem Krisentreffen mit Klein-Manhattan-Bewohnern kurz zuvor.

Im Herbst 2023 zitterten die Mieter wieder. Viele hatten die Zahlung von Mietzins und Nebenkosten an den Eigentümer der Wohnanlage eingestellt, das Geld stattdessen auf ein Treuhandkonto bei einer Gläubigerbank oder gar nicht überwiesen. Daraufhin wurden sie vom Vermieter sich selbst überlassen.

Kaltes Wasser und kalte Heizungen drohten - und das in der beginnenden kalten Jahreszeit. Mit Hilfe des Hausmeisters Helmut Fiedler als Vertrauensmann gelang es, die Anlage am Laufen zu Halten, Energie und Wärme für die Mieter bereitzustellen.

Insolvenzverwaltung aus Sschweinfurt

Inzwischen haben ein oder mehrere Gläubiger laut Kleinheinz einen Vollstreckungstitel gegen die bisherigen Eigentümer erworben; die Wohnanlage wurde im Frühjahr 2024 unter gesetzlich bestellte Zwangsverwaltung gestellt. Verantwortlich nun: die Bendel Insolvenzverwaltung AG in Schweinfurt.  

Seitdem läuft alles in geregelten Bahnen, bestätigen sowohl Fiedler als auch ein Mieter von Klein-Manhattan. Heizung und Wasserversorgung würden verlässlich laufen; die zwischenzeitlich chaotische Situation bei der Müllabholung habe sich entspannt. "Wir haben zwei zusätzliche Mülltonnen", so der Bewohner.

Von den früheren Vermietern habe man nie wieder etwas gehört. Dafür habe man die Information erhalten, dass die Anlage unter Zwangsverwaltung stehe. Einziger Wermutstropfen aktuell: Leute seien eingezogen, die es mit der Ruhe nicht so genau nähmen.

Zwangsverwaltung arbeitet sehr professionell 

Helmut Fiedler, früher bei Plan B angestellt, nennt die jetzige Zwangsverwaltung "professionell und sehr bemüht. Sie zahlen auch anstandslos Schäden und Reparaturen." Es sei ein Aufatmen gewesen, unter die Aufsicht der Insolvenzgesellschaft zu kommen. Inzwischen arbeitet Fiedler nach eigenen Angaben selbst für Bendel, betreut die Wohnanlage für die AG. 

Auch Daniel Kleinheinz wirkt zufrieden. Die Marktgemeinde erhalte regelmäßig die ihr für ihre Versorgungsleistungen zustehenden Abschläge. Allerdings könne die Gemeinde vom Zwangsverwalter nicht ihre Rückstände aus früherer Zeit einfordern.

Vorstufe der Zwangsversteigerung

Dem Geschäftsleiter der Wildfleckener Verwaltung zufolge wohnen in dem Quartier noch 160 bis 170 Menschen; Fiedler spricht von 200 und dass aktuell nur acht bis zehn Wohnungen leerstehen. Dies sei auch deswegen so, weil man die Wohnanlage am Laufen gehalten habe.

Daniel Kleinheinz sieht aber auch Gefahren. Ein Zwangsverwalter müsse ein Objekt ja auch fit und attraktiv machen für einen künftigen Investor. Vermutlich sei die jetzige Situation die Vorstufe zur Zwangsversteigerung. "Es gibt noch keine Termine. Wenn es soweit ist, werden wir unsere Ansprüche anmelden."

Erneute Gefahr von Immobilien-Spekulation

Bei einer Versteigerung sei die Gefahr groß, dass Klein-Manhattan Immobilien-Spekulanten anlocke. Denn die Anlage sei sanierungsbedürftig; in sie müsse investiert werden. Das sei nicht gerade attraktiv für seriöse Interessenten.

Von Plan B und Konsorten haben weder Fiedler noch Kleinheinz zuletzt etwas gehört. "Auch die früheren Ansprechpartner gibt es nicht mehr", sagt Letzterer.

 
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