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Münnerstadt
Die Schätze aus dem Stadtarchiv in Münnerstadt
Klaus Dieter Guhling bewahrt alte Urkunden, Fotos und vieles mehr von der Stadt Münnerstadt und darüber hinaus in der Zehntscheune.
Klaus Dieter Guhling stellt seine Schätze vor.       -  Klaus Dieter Guhling stellt seine Schätze vor.
Foto: Thomas Malz | Klaus Dieter Guhling stellt seine Schätze vor.
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:05 Uhr

Vor einigen Jahrzehnten bestand das Stadtarchiv aus alten Dokumenten, die im Rathaus entstanden sind. Heute gibt es unzählige Ordner zu Personen und Themen, Tausende von Fotos , Urkunden , Plakate und vieles mehr. Seit 1987 ist Klaus Dieter Guhling Stadtarchivar von Münnerstadt , seit beinahe 27 Jahren steht ihm Dorothea Hanshans zur Seite. Beim Besuch der Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses berichtete der Stadtarchivar von seiner Arbeit und stellte den Gästen ein paar besondere Schätze vor.

„Es wird immer größer, es wächst und wächst“, sagte Bürgermeister Michael Kastl zum Stadtarchiv . Klaus Dieter Guhling stellte gleich klar, dass es sich beim Stadtarchiv nicht um eine freiwillige Leistung, sondern um eine Pflichtaufgabe handelt. Das sei in der Gemeindeordnung so festgelegt.

Amtsbuch von 1460

Archiviert ist unter anderem Schriftgut, das im Rathaus entstanden ist und Jahrhunderte überdauert hat. Dazu zählen Urkunden , Akten, Amtsbücher und das Rechnungswesen. Als besonderes Schmankerl zeigte Klaus Dieter Guhling das Amtsbuch von den Jahren 1460 bis 1607.

Darin ist fein säuberlich aufgelistet, wer beispielsweise Oberbürgermeister und Unterbürgermeister von Münnerstadt war. Es sei gut, dass dieses Buch nicht häufig gebraucht wird. Das sei auch der Grund, dass es 560 Jahre überstanden hat, so der Stadtarchivar.

Wertvoll ist ebenfalls eine Einwohnerliste aus den Jahren 1472, 1475 und 1478. „Die Liste hat sich erhalten, weil hier Haushalt für Haushalt festgelegt ist, was an Steuern zu zahlen ist.“ Es sei zu vermuten, dass die Liste nach einer alten Hausnummerierung entstanden ist. Inzwischen habe man auch das Standesamtbuch archiviert, sagte der Stadtarchivar. Bis zum Jahr 1676 seien Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle nur in den Pfarreien dokumentiert worden.

Zuerst ein winziger Raum

Bei seiner ersten Begegnung mit dem Stadtarchiv war es in einem winzigen Raum im Deutschordensschloss untergebracht, erinnerte er sich. Mit der Gebietsreform 1972 seien dann Dokumente aus den zehn neuen Stadtteilen hinzugekommen. „Nach der Eingemeindung war die Aufgabe, die Archive zusammenzuführen.“ Aber dafür mussten erst Räumlichkeiten geschaffen werden. Nach der Sanierung der Zehntscheune hat sein Vorgänger Josef Willmann dann 1982 einen langen Raum in dem Gebäude für das Stadtarchiv bekommen.

1987 übernahm Klaus Dieter Guhling das Stadtarchiv mit seinen eigenen Vorstellungen. „Es ist unbefriedigend, wenn nur das, was im Rathaus erstellt wird, archiviert wird“, sagte er. Das sei ein sehr unvollständiges Bild. Also begann er mit einem zweiten Bereich – den organisierten Sammlungen. So hatte es beispielsweise bis dahin kein einziges Foto im Stadtarchiv gegeben.

Tausende von Fotos

Dann bekam er die ersten Passfoto-Negative von Foto Müller. Also richtete er eine Dunkelkammer ein und entwickelte zunächst die Positive. Keine leichte Aufgabe war es herauszubekommen, wer die Personen auf den Fotos waren, die oft auch aus den Nachbargemeinden Münnerstadts stammten. In vielen Fällen aber ist es gelungen. Nach der Übergabe mehrere Sammlungen unter anderem von der Drogerie Wintter, von Foto Winterstein und Gerhard Fuhrmann, verfügt das Stadtarchiv heute über Tausende von Fotos .

Ein weiteres Gebiet ist die Periodika. „Wir werten die Zeitung aus“, sagt er. Artikel werden den Themen zugeordnet, außerdem werden die Zeitungen nach Jahrgängen gebunden. In diesem Zusammenhang kam Klaus Dieter Guhling auf seinen wohl spektakulärsten Fund zu sprechen.

Der Schatz vom Dachboden

Seit 1884 gab es die Münnerstädter Volkszeitung. „Kein Mensch hat die gesammelt“, betonte er. Oder doch? Klaus Dieter Guhling lag richtig mit seiner Vermutung, dass Josef Uhlein in seiner Druckerei in der Jörgentorgasse die Zeitungen aufbewahrte. Dort wurden sie dann auf dem Dachboden gefunden. So kam das Stadtarchiv in den Besitz der kompletten Jahrgänge von 1884 bis 1932. „Das ist die einzige Serie, die es gibt, nirgendwo existiert so eine Sammlung.“ So konnte der Stadtarchivar den Besuchern vorlesen, was exakt 100 Jahre zuvor über eine Stadtratssitzung in der Zeitung gestanden hatte.

In der Klosterbibliothek sind die Zeitungen ab 1924/25 gesammelt worden. Dort sind auch die Jahre 1933 bis 1939 und 1941 erhalten geblieben. Daraus hat Klaus Dieter Guhling mehrere Jahrbücher veröffentlicht.

2750 Buchtitel archiviert

Jahrbücher der Schulen oder beispielsweise auch Pfarrblätter werden gesammelt. „Ein Archiv sollte auch über Literatur verfügen“, betont Klaus Dieter Guhling. 2750 Buchtitel gibt es inzwischen, dazu rund 300 Festschriften und 4500 Plakate.

Mit Rita und Roman Jonas sowie Elisabeth Wüst hat der Stadtarchivar Helfer, die schon seit vielen Jahren jeden Donnerstag für zwei Stunden kommen, um ihn und Dorothee Hanshans bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

Die Sammlungen wachsen von Jahr zu Jahr und eigentlich sollte so ein Stadtarchiv nicht im Obergeschoss der Zehntscheune untergebracht sein, meinte der Archivar. Er hofft auf das Erdgeschoss des historischen Gebäudes, falls die Freiwillige Feuerwehr dort einmal ausziehen sollte.

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