
Wenn Kläranlagen das Wasser reinigen, entsteht dabei Klärschlamm. Dessen Entsorgung war bisher einfach: Er wurde an Landwirte abgegeben, die diesen Schlamm zum Düngen auf ihre Felder ausgebracht haben. Das wird sich in den kommenden Jahren absehbar ändern.
Es gibt drei Verordnungen, die hierbei eine Rolle spielen. Die Dünge- und Düngemittelverordnung, die Grenzwerte für das Düngen von Ackern vorgibt und die Klärschlammverordnung , die verschiedene Vorgaben für den Klärschlamm macht. „Die Grenzwerte werden immer weiter nach unten gesetzt, sodass absehbar ist, dass der Klärschlamm diese Anforderungen bald wohl nicht mehr einhalten kann“, erklärt Heiko Schuhmann vom Markt Burkardroth, verantwortlich für die Kläranlage des Abwasserzweckverbands Aschach-Saale.
Eine Anlage für zwei Gemeinden
Die große Kläranlage auf der Gemarkung Aschach, die zwischen Klein- und Großenbrach liegt, reinigt das Abwasser der Gemeinde Bad Bocklet und der Gemeinde Burkardroth mit ein paar Ausnahmen: Premich und Gefäll haben zusammen aktuell noch eine eigene Teich-, künftig eine technische Kläranlage , ebenso haben jeweils Oehrberg und Nickersfelden eine.
Zuständig für die große Kläranlage in Aschach ist Abwassermeister Benjamin Witke. Er erklärt: „Im Prozess der Wasserreinigung gibt es verschiedene Arten von Schlamm. Was wir Überschussschlamm nennen, ist das, was als Klärschlamm bekannt ist.“ Es ist das, was übrig bleibt, wenn das Abwasser von grobem Dreck, Sand und Fett gereinigt wurde und nicht mehr zur weiteren Reinigung des Wassers benötigt wird.
„Die Kläranlage ist primär dafür da, Kohlenstoff, Stickstoffe und Phosphate aus dem Abwasser zu entfernen“, erklärt Witke weiter. Diese Stoffe finden sich dann im Klärschlamm. An sich ein guter Dünger. Doch was nicht aus dem Wasser entfernt wird, das sind Stoffe wie Medikamentenrückstände, Mikroplastik oder Schwermetalle. Diese Grenzwerte sind es, die bald problematisch werden.

Dazu kommt die Vorgabe, dass ab 2029 alle Betreiber von kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen verpflichtet sind, das Phosphor in ihrem Klärschlamm zurückzugewinnen – wenn der Phosphorgehalt in der Klärschlamm-Trockenmasse über zwei Prozent liegt.
Studie in Auftrag gegeben
Wegen dieser bevorstehenden Änderungen hat der Abwasserzweckverband Aschach (AZV) eine Studie beim Ingenieurbüro Hoßfeld und Fischer aus Bad Kissingen in Auftrag gegeben. Heiko Schuhmann erklärt: „Noch ist unser Klärschlamm so wenig belastet, dass wir ihn landwirtschaftlich verwerten dürfen. Aber es ist abzusehen, dass sich das ändert.“
Verwertung erschwert
Bereits mit der Klärschlammverordnung 2017 hatte sich der Preis für die Entsorgung für die Kläranlagenbetreiber erhöht und die Verwertung für Landwirte erschwert, heißt es in der Studie.
Andreas Sandwall , Vorsitzender des AZV Aschach, führt weiter aus: „Die Studie ist dazu da, um vorbereitet zu sein, wenn die landwirtschaftliche Entsorgung, nicht mehr möglich ist.“
Die Alternative ist, den Schlamm zu pressen und entwässern, um ihn zu verbrennen. „Dabei ist es gut, wenn die Durchlasszahl hoch ist: Man müsste eine neue Anlage dafür bauen – und so eine Anlage kostet viel Geld, da geht es um Millionenbeträge“, erklärt Sandwall. Daher gab es die Überlegung, sich mit Nüdlingen zusammenzutun und für alle drei Gemeinden eine einzige Entwässerungsanlage bei der Kläranlage Aschach zu bauen.
Entwässerungsanlage
Die Studie erforschte deswegen, welche Mengen an Klärschlamm in den jeweiligen Kläranlagen in Nüdlingen und Aschach, sowie in den Teichkläranlagen Nickersfelden, Premich und Oehrberg überhaupt anfallen. Dazu stellt sie vier Varianten vor, ob und mit welchen Voraussetzungen es möglich ist, eine Entwässerungsanlage für die Gemeinden Burkardroth, Bad Bocklet und Nüdlingen zu bauen.
Weitere Berechnungen nötig
Ob dieses Vorhaben gelingt, da ist Hans-Ulrich Hoßfeld, Autor der Studie, unsicher. Es müsse in einem zweiten Schritt genau nachgerechnet werden, ob die Kläranlage in Aschach, wo die Entwässerung stehen soll, die Mengen an Klärschlamm aller Kläranlagen verarbeiten kann.
Als Umwelttechniker, der in der Abfallwirtschaft tätig war, denkt Sandwall gleich einen Schritt weiter: „Man müsste dann noch einen Verbrenner suchen, der unseren Schlamm nimmt. In Bayern gibt es kaum Monoverbrennungsanlagen.“
Thermische Verwertung
Dort wird gepresster Klärschlamm thermisch verwertet. Eine andere Möglichkeit wäre die Firma Schwenk Zement, deren nächster Standort Karlstadt ist. Der Klärschlamm würde als Brennmaterial im Zementwerksbetrieb verwendet. Sandwall: „Aber so weit sind wir noch nicht. Mit dieser Klärschlammstudie haben wir den ersten Schritt getan.“