„Viel Weihnachtliches, aber auch richtige Musik – manchmal beides zusammen“, so das Versprechen des Trios „Wildes Holz “ zum Beginn ihres Konzerts im Max-Littmann-Saal. Dieses Versprechen wurde nicht nur eingehalten, sondern mit grenzüberschreitender Musikalität , genialer Kreativität und einem humorvollen Schuss Spielfreude sogar übertroffen – die Gäste im weiten Rund bedankten sich mit „Standing Ovations“.
Die Bühne als Lagerplatz für eine Vielzahl an Blockflöten in unterschiedlichen Formen, Größen und Farben, dazu ein Kontrabass, eine Mandoline, eine Akustik- und eine E-Gitarre – und mittendrin Tobias Reisige, Markus Conrads und Johannes Behr.
Klassisch und rockig
„Alle Jahre wilder“ ist ihr Auftritt betitelt, und damit ist schon die Richtung der zweistündigen Performance vorgegeben: Weihnachtliches wird kombiniert mit allem, was ihre Instrumente hergeben und was die musikalische Virtuosität der Drei ermöglicht.
Im feinen Zwirn präsentieren sie sich, und das Wilde wird vor allem bei Markus Conrads sichtbar, der mit struppiger Sturmfrisur und humorvollen Tanzeinlagen nicht nur den Kontrabass und die Mandoline meisterlich für Klassisches und Rockiges zupft und streicht, sondern auch noch Zeit für die Erklärung des „Tonika-Gegenklangs einer G-Dur-Tonart mit einer H-Moll-Variante“ findet.
Crossover der Stilrichtungen
Auch Tobias Reisige zeigt sein Können auf den unterschiedlichsten Blockflöten, die im Hintergrund auf ihren Einsatz warten und beim Stück „Nun komm, der Heiden Heiland“ zwar einzeln gespielt werden, aber mit Hilfe einer Loopstation miteinander erklingen dürfen und die Melodie sich nach und nach in die Funkrichtung verändert. Nicht weniger virtuos waren die Gitarren-Riffs von Johannes Behr, der akustisch oder elektrisch die verschiedensten Akzente aus unterschiedlichsten Richtungen beisteuerte.
Den knapp 500 Zuhören im Regentenbau gefiel diese musikalische Gemengelage, die sich nicht nur in den 24 Musikstücken widerspiegelte, sondern jedes Stück entpuppte sich als musikalisches Medley, das ein buntes Crossover der Stilrichtungen kombinierte. Schon der Einstieg mit „Ihr Kinderlein kommet“ machte dies deutlich, und mit „Hirten in the Sun“ setzte sich der experimentelle Charakter des ganzen Abends fort – kraftvoll und melodiös.
Last Christmas mit Sting
„Zwei Stücke, die man allein nicht mehr hören kann – aber zusammen geht’s“, so die Ansage zum Medley aus „Last Christmas“ ( George Michael ) und „Every breath you take“ ( Sting ), und der überschäumende Applaus der Gäste auf die gelungene Adaption bestätigten die Ankündigung. Ähnliches galt für brillante Interpretation von „Losing My Religion“ ( R.E.M. ) mit der Mandoline als Rhythmusgeber oder der ungewöhnlichen Kombination aus dem amerikanischen Weihnachtslied „Little Drummer Boy“ mit dem treibenden Hit „Kashmir“ von Led Zeppelin .
Mitsummen garantiert war bei „Swing Glöckchen klingelingeling“, italienische Anleihen holten sich die Drei beim Volkslied „Quanno“, das zum Fußwippen animierte, und südamerikanisches Temperament gab es in Kombination mit Johnny Cash bei „Campanas de Belen of Fire“.
Andächtiger, aber nicht weniger kreativ ging es mit einer Country-Version von „Gloria In Excelsis Deo“ weiter oder mit dem Stück „Come As You Are durch ein Dornwald“ – einer Version von „Maria durch den Dornwald ging“, die stark von Kurt Cobain/Nirvana beeinflusst war.
Hells Jingle Bells
Die rockige Adaption „Hells Jingle Bells “ als gekonnte Mischung von „ Jingle Bells “ und „Hells Bells“ ( AC/DC ) wurde vom Publikum mit gleicher grenzenloser Begeisterung aufgenommen wie Grönemeyers Hymne „Mensch“, bei der eine von Tobias Reisige gespielte Subgroßbassblockflöte den tiefen Grundton beisteuerte.
Den fulminanten Schlussakkord zelebrierten die drei Vollblutmusiker mit „Leise heulen im Schnee“, bei dem Markus Conrads sein Können auf der „singenden Säge“ nochmals präsentierte, und einem 15-minütigen Medley mit den größten Hits eines „von elektronischer Musik verseuchten Jahrzehnts“ – den 1990er Jahren.
Das könnte Sie auch interessieren: