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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Das Trio Enemy ist nicht der Feind
Nach dem Zusammenschluss ist das Trio Enemy innerhalb kurzer Zeit bekannt geworden. Beim Kissinger Sommer überzeugen sie mit ihren eigenen Kompositionen.
Das Trio Enemy präsentiert sich beim Jazz Breakfast auf der Bühne im Kurgartencafé.       -  Das Trio Enemy präsentiert sich beim Jazz Breakfast auf der Bühne im Kurgartencafé.
Foto: Gerhild Ahnert | Das Trio Enemy präsentiert sich beim Jazz Breakfast auf der Bühne im Kurgartencafé.
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 26.08.2024 13:05 Uhr

Die Kissinger und ihre Festivalgäste scheinen das Kurgartencafé wirklich zu vermissen. Denn wenn jetzt, während des Kissinger Sommers, in dem attraktiven Saal ein Konzert war, war es ausverkauft. Wie auch jetzt wieder, als am letzten Tag des Festivals das Jazz-Trio Enemy beim Jazz Breakfast gastierte.

Freundliche Musiker

Von dem Namen ließ sich offenbar niemand abschrecken. Das englische „enemy“ heißt nichts anderes als „Feind“. Offen blieb die Frage, wie der englische Pianist Kit Downes, der schwedische Bassist Petter Eldh und der englische Schlagzeuger James Maddren ausgerechnet auf diesen Namen gekommen sind.

Denn die drei gehen als Musiker ausgesprochen freundlich um und auch in Richtung Publikum gab es keinerlei Animositäten. Aber man weiß nicht, wie es hinter der Bühne zugeht. Vielleicht erwartet sich das Trio von dem Namen eine gewisse verkaufsfördernde Wirkung.

Schneller Aufstieg in der Szene

Nötig hätten das die drei nicht. Denn seit ihrem Zusammenschluss sind sie innerhalb kürzester Zeit in der Szene nach oben geklettert. „Das Zusammenspiel dreier Ausnahmekünstler als besondere Gratwanderung zwischen lyrischer Sorgfalt und eruptivem Momentum“, heißt es in der Agenturwerbung. Wäre nur noch zu klären, was der in letzter Zeit überall auftauchende Begriff „Momentum“ uns sagen will.

Das Trio selbst erklärt sich anders: „Bei Enemy geht es um Intensität und Komplexität – Verhandlungen kryptischer Rhythmen und wackeliger Beats, mit Lichtgeschwindigkeitsintensität und hoher Energie – unsere Musik verbindet sich in einem Sturm aus Dichte und wilder Freiheit, die wir schreiben, um uns bewusst gegenseitig zu pushen bis an die Grenzen - sowohl gestalterisch als auch technisch.“

Drei großartige Musiker verpasst

Damit könnte man einen Schlusspunkt machen und heimgehen, denn es ist eigentlich alles gesagt. Aber die, die keine Karte mehr bekommen haben, sollen noch erfahren, warum sie betrübt sein müssen. Sie haben drei großartige Musiker verpasst, die intensiv und komplex musizieren, dabei aber nie die reizvolle Sphäre des Kammermusikalischen verlassen.

Es sind drei Musiker, die sich viel Raum lassen, aber doch immer eng beieinander sind.

Das ist das Trio

Kit Downes ist ein fabelhaft kreativer Pianist , der sich auf wunderbare Improvisationen einlässt, aus denen er aber auch wieder herausfindet. Das lyrische Legato scheint nicht so seine Sache zu sein, denn er lässt gerne seine Hände auf die Tasten fallen, was seinem Spiel etwas Perkussives gibt.

Das passt ausgezeichnet zu Petter Eldh Kontrabassspiel, denn der ist ein Großmeister der Pizzicatoren. Es ist unglaublich, welches Tempo er entwickelt und vor allem auch halten kann. Kein Wunder, dass er sich in seinen Soli stark am melodischen Geschehen beteiligt.

Und schließlich James Maddren am Schlagzeug, der sich zwar optisch im Hintergrund hält, aber von dort aus die Fäden zieht und mit seinem niemals lauten, raffinierten polyrhythmischen Spiel einen rasanten Groove grundiert.

Eigene Kompositionen

Sie spielten im Wesentlichen eigene Kompositionen, meist von Petter Eldh und ein bisschen Free Jazz . Die Titel waren absolute Nebensache, wie vermutlich auch James Madden meinte, sonst wäre seine spärlichste Moderation nicht so vernuschelt gewesen.

Deutlich erfuhr man allerdings, dass er als Tennisfan eigentlich beim Endspiel von Wimbledon sitzen müsste. Aber er kann es ja auch noch im Fernsehen verfolgen. Und er setzte auf Novak Djokovic als Sieger; das sage ihm sein Gefühl.

Meditative Stimmung

Man glitt auch ohne Titel genüsslich hinein in eine meditative Stimmung, die noch lange nachwirkte. Und man nahm schmunzelnd zur Kenntnis, dass Enemy ein besonderes Markenzeichen hatte: die Stücke mit einem Zitat aus dem Beatles-Song „Eleanor Rigby“ zu beenden. Die Zugabe kam viel zu schnell: „Juju“, eine kleine Hommage an den kürzlich verstorbenen Saxofonisten Wayne Shorter .

Hier finden Sie mehr zum Kissinger Sommer: 

 
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