
Es ist schöner Brauch, dass zu Beginn und am Ende des Festivals Kissinger Sommer die Instrumental- und Vokalensembles der Stadt musizieren. Dass mit ganzem Herzen gespielt und gesungen wird, darf man erwarten, aber auch in diesem Jahr sind die Kirchenkonzerte zu Beginn und Ende von „La Dolce Vita“ zum nachhaltigen Erlebnis geworden.
Stadtkantor Burkard Ascherl hat Schuberts Messe in B-Dur mit „seiner“ Kantorei einstudiert und sich als Begleitung eine Formation des Residenzorchesters Meinigen mit auf die Empore des Gotteshauses geholt.
Da herrscht dann schon drangvolle Enge rund um die Orgel, aber das sind die Sängerinnen und Sänger gewohnt. Im Gegenteil, es ist ja ein Heimspiel, gibt eine gewisse Sicherheit, ja Vertrautheit und Dirigent Ascherl hat alle und alles im Griff: Blickkontakt und wenige Gesten genügen.
In mitreißender Wucht gesungen
Zuvor führt er die Zuhörer mit dem Präludium in Es-Dur für Orgel solo mit transparenter Klarheit in die Bach’sche Melodienwelt ein. Ganz leicht schweben die Töne. Ascherl weiß natürlich um diesen Raumklang, bezieht ihn in seine Interpretation ein und schafft so einen spannenden Introitus für die Messe Nr. 3 in B-Dur von Franz Schubert . „Für besondere Anlässe“, merkt der Komponist an. Passend also.
Und schon das Kyrie unterstreicht mit jubelnder Stimmführung diesen Anspruch. Den Chor der Kantorei verstärken die Solistinnen Lisa Rothländer (Sopran), Katrin Edelmann(Mezzosopran), Gerhard Gröbel (Tenor) sowie Tobias Germeshausen (Bass), verstärken das Fundament und gestalten Spitzen und dann wird das Kyrie in mitreißender Wucht gesungen, während das Sanctus eher als andächtiges Hochgebet klingt, da harmonieren Chor, das kleine Orchester, Solistinnen und Solisten und der Dirigent führt alles wie selbstverständlich zusammen.
Ascherl glänzt an der Schuke Orgel
Das „Benedictus“ wird mit schön gesungenen Solopassagen zum würdigen Lobpreis und das „Agnus Dei“ gestalten Chor und Orchester zum Triumph der Auferstehung.
Burkard Ascherl glänzt auch als Virtuose an der Schuke Orgel mit einem Faible für französische Orgelwerke. Sie passen – weil für die weltberühmten gotischen kirchlichen Wunderwerke Frankreichs geschrieben – ja auch gut in die fast kathedralenartige Architektur der Herz-Jesu-Kirche.
Wie eben auch Henri Mulet und die „Carillon-sortie“ des 1967 verstorbenen Organisten der Sacré-Cœur Basilika von Paris, die Ascherl auf seinem Notenpult liegen hat und virtuos, ausdrucksmächtig und gleichwohl klangschön gestaltet.
Unerprobter „Kirchen Mob“ singt Ständchen
Stadtpfarrer Gerd Greier hat mit Gespür für die Gläubigen Kirchenlieder ausgesucht, die zum Mitsingen einladen, wie „Dein Lob, Herr ruft der Himmel aus“ oder „Erde singe, dass es klinge“, das wird mit dem Chor zum gemeinsamen Gesangserlebnis. Greier predigt vom Samenkorn als Wort Gottes, zitiert Hildegard von Bingen und animiert am Ende des Konzerts zu einem Ständchen für das Geburtstagskind Burkard Ascherl.
Den unerprobten „Kirchen Mob“ mit Lied „Viel Glück und viel Segen ...“ dirigiert er sogar als Canon.
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