Als gegen Ende des Konzerts fast der gesamte Saal auf den Beinen stand, da fingen die Menschen an, sich unwillkürlich zu bewegen. Eine ältere Dame, klein und mit schlohweißem Haar, hüpfte und tanzte im Fluss mit dem Rhythmus. Ganz "im Klangteppich eingewebt" - so drückte es Sportredakteur Jürgen Schmitt aus - entstand eine Dynamik im Raum, die so wohl selten beim Kissinger Sommer zu beobachten ist.
Gäste reagieren begeistert
Kristjan Järvi und sein Baltic Sea Philharmonic haben mit ihrem Programm "Waterworks" beim Bad Kissinger Publikum einen Volltreffer gelandet. Die Reaktionen auf dem diesjährigen Empfang der Saale-Zeitung klangen entsprechend begeistert: "Das war etwas ganz anderes", "Phänomenal" und "So etwas hat der Regentenbau noch nicht gesehen" - da waren sich die rund 250 Gäste einig. "Er hat alle Grenzen eines normalen klassischen Konzerts gesprengt", lobte beispielsweise Eva Maria Roer den Dirigenten . Dabei sei er nicht auf Provokationen angewiesen, sondern habe musikalisch überzeugt. "Er hat den richtigen Ton getroffen", meinte sie. Die Unternehmerin aus Bad Bocklet war derart begeistert, dass sie angeboten hat, das nächste Konzert Järvis auf dem Kissinger Sommer zu sponsern.
Geschichten des Festivals
Das Klassikfestival nimmt viel Raum in der Berichterstattung der Heimatzeitung ein. Dabei geht es nicht nur um die klassischen Konzertbesprechungen, sondern auch um das Geschehen drum herum. "Der Kissinger Sommer produziert viele Geschichten und wir dürfen sie erzählen", sagte Alexander Subat, Geschäftsführer der Saale-Zeitung. Die Zeitung begleitet den Kissinger Sommer deshalb nicht nur redaktionell, sondern der Verlag unterstützt ihn auch als Medienpartner.
Gelungener Rahmen für Empfang
Die Saale-Zeitung - und ihr Mutterkonzern, die Mediengruppe Oberfranken - sucht immer nach außergewöhnlichen Konzerten, bei denen sie den alljährlichen Empfang zum Kissinger Sommer ausrichten kann. Mit dem Open-Air Konzert des Stargeigers Nigel Kennedy im Luitpoldpark habe man 2017 die Latte ziemlich hoch gelegt. Das sei von Järvi und seinem jungen Orchester aus dem Baltikum fast noch einmal getoppt worden, fand Subat. "Das war vielleicht das geilste Konzert, das ich hier je erlebt habe. Herzlichen Dank", sagte er in Richtung des Dirigenten .
Nachvollziehbare Musik
Achim Maedler-Pietzsch: Achim Maedler-Pietzsch, so könnte man sagen, gehört zum Stammpublikum des Kissinger Sommers. Er ist 68 Jahre alt, besucht meistens zwei Kon zerte, und das "von Anfang an". "1985", erzählt Maedler-Pietzsch, da reiste er als Reporter der Saale-Zeitung mit der Stadtrats-Delegation nach Bonn, um Fördermittel für den Kissinger Sommer auszuhandeln. Die Liebe zur klassischen Musik begleitet ihn freilich schon länger. "Als ich 15 Jahre alt war, hat mir ein Freund das Klavierkonzert Nr. 5 und das Violinkonzert von Beethoven vorgespielt. Ich war hin und weg." Dass Kristjan Järvi mit Waterworks bewusst andere Wege geht, stört ihn nicht. Der Stil sei modern gewesen, ja, "aber es war nachvollziehbare Musik".
Ein bisschen mehr Show erwartet
Laura Hartmann und Ingrid Kiesel aus Nüdlingen: "Ich habe ein bisschen mehr erwartet mit Wasser, aber es war gut. Die haben Stimmung gemacht!", lautet das Fazit von Laura Hartmann nach dem Konzert. Die 27-Jährige war mit ihrer Mutter Ingrid Kiesel gekommen. Opern oder Musicals haben sich die beiden schon angehört, in einem "richtig klassischen Konzert" waren sie noch nicht. Das war Waterworks ja nun auch nicht wirklich. Gefallen hat es ihnen trotzdem.
Für Menschen jedes Alters
Kristjan Järvi "Die Leute waren doch schon aufgestanden, warum hätten sie sich wieder hinsetzen sollen?", fragt Kristjan Järvi, als er darauf angesprochen wird, dass er bei der Zugabe das Publikum zum Aufstehen und Mittanzen animiert hat. Mit seinen Konzerten möchte er die Menschen so begeistern, dass sie von selbst aufstehen, singen und rufen. "Das sollte der Geist unserer Musik sein. Die Menschen sollen mit diesem Gefühl nach Hause gehen", sagt der Dirigent des Baltic Sea Philharmonic. Dass besonders junge Leute auf seine spezielle Präsentation von Musik ste hen, weiß er. Er wünscht sich aber, dass Menschen jedes Alters zu den Konzerten kommen. "Alter ist eine mentale Angelegenheit, keine physische." Und er fügt an: Das Leben sei zu kurz, um es mit Belanglosigkeiten zu verschwenden.