Auch wenn es am Wochenende bereits einen vorgezogenen Auftakt mit Sopranistin Diana Damrau gab: Der eigentliche Kissinger Sommer startet am Freitag, 14. Juni. Es ist der dritte Kissinger Sommer unter Leitung von Intendant Tilman Schlömp. Routine gibt es für ihn trotzdem nicht. "Entspannt bin ich nie, in den Wochen vorher steigt die Anspannung täglich an", berichtet er. Im Mittelpunkt steht aktuell der Kontakt zu den Künstlern und die Zusammenarbeit bei den vielen Projekten: "Jetzt kommen so nach und nach die Partituren und man merkt, wie Akteure zueinander finden."
Auch Oberbürgermeister Kay Blankenburg ( SPD ) freut sich auf das Festival: "Der Kissinger Sommer ist für die Stadt die fünfte Jahreszeit, wie der Karneval in Köln, nur ernster", sagt er lachend, und: "In den sechs Wochen vom Rosenball bis zum Rakoczyfest macht sich Bad Kissingen immer noch etwas größer als es ist." Blankenburg hofft vor allem, dass alle Konzerte, die im Innenhof des Luitpoldbades geplant sind, auch wirklich im Freien stattfinden können.
"Wir hoffen auf einen Schub"
Auch für Thomas Lutz vom Kissinger-Sommer-Büro beginnt jetzt die heiße Phase. Für die Mitglieder des Fördervereins starte der Vorverkauf bereits ab Anfang November, bis Weihnachten sind im Schnitt rund 15 Prozent der Karten verkauft, aktuell liegt der Vorverkauf bei 40 Prozent. "Das liegt im Mittel der vergangenen drei Jahre", ist Lutz mit dem Wert zufrieden. "Wir hoffen auf einen Schub nach oben", gibt Lutz als Devise für die kommenden Wochen aus. Realistisches Ziel sei eine Auslastung von 65 Prozent.
Bei einigen Schmankerl ist die Quote längst erfüllt: "Das Konzert mit Kent Nagano am 30. Juni, Daniil Trifonov am 7. Juli oder das Abschlusskonzert am 14. Juli sind fast ausverkauft", freut sich Intendant Schlömp. Zudem gebe es mehrere Besonderheiten: Die Sopranistin Julia Lezhneva beispielsweise sei "ein Star an der Schwelle zum Weltstar". Sie sei regelmäßiger Gast bei den Salzburger Festspielen. Nach Bad Kissingen kommt sie als "Artist in Residence" zu einem Gespräch am 29. Juni und drei Konzerten. Schlömp freut sich vor allem auf das zweite Konzert am 3. Juli in der Erlöserkirche, weil Lezhneva dabei auch Lieder von Rossini singt, der zu den berühmtesten Kurgästen Bad Kissingens zählt.
Als einen der Höhepunkte bezeichnet Schlömp auch das Konzert der Tschechischen Philharmonie mit Pianist Leif Ove Andsnes . "Das ist aktuell vielleicht der Pianist, der Mozart am besten spielt", stellt der Intendant Andsnes auf eine Stufe mit Welt-Star Lang Lang . Ein Experiment sei die konzertante Aufführung von Richard Wagners Oper "Rheingold". "Das ist das erste und kürzeste Stück aus dem Ring der Nibelungen", betont Schlömp. Gezeigt werde eine Bearbeitung der Nordwestdeutschen Philharmonie unter Dirigent Frank Beermann für das Theater Minden.
Wagner, aber ohne Drachen
"Zu Wagners Zeit wurden seine Werke auch in kleineren Häusern gespielt, er war da sehr kompromissbereit", sagt Intendant Schlömp zur historischen Einordnung. Trotz einer beachtlichen Besetzung sei die Aufführung im Max-Littmann-Saal noch bezahlbar. Auch OB Blankenburg freut sich auf das Experiment: "Die gute Nachricht ist: Es dauert nicht länger als ein normales Kissinger-Sommer-Konzert. Die schlechte: Es wird keinen Drachen geben."
Nach "Rheingold" steht der Staatsempfang an. Zu beidem hat sich der neue Schirmherr des Kissinger Sommers, Ministerpräsident Markus Söder ( CSU ), angemeldet. Zum Eröffnungskonzert komme die Vorsitzende des Kuratoriums, Staatsministerin Dorothee Bär ( CSU ).
Beim diesjährigen Festival gibt es auch einige Uraufführungen: So hat Damian Scholl die Oper "Orpheus und Eurydike" von Christoph Willibald Gluck neu interpretiert. Das Ergebnis mit dem Titel "Orfeo Reflections" präsentieren Musiker des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau unter Leitung von Andrea Sanguineti mit Mezzosopranistin Lena Belkina und Harfinistin Lucie Delhaye.
Froh ist Intendant Schlömp, dass es bislang wenige Änderungen gibt: Für das Abschluss-Konzert am 14. Juli spielt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen statt Haydns "Symphonie mit Paukenwirbel" exklusiv Mozarts "Missa solemnis" ein. Für das Eröffnungskonzert sei nach wie vor Star-Pianist Radu Lupu eingeplant. Er habe zwar mehrere Konzerte in den vergangenen Wochen krankheitsbedingt abgesagt, aber nach Bad Kissingen wolle er unbedingt kommen. Falls es doch nicht klappt, gebe es aber Ersatz: "Es ist zum Glück eine Ehre, für Radu Lupu einzuspringen", kommentiert Schlömp die Suche. Weil Juan Perez Floristan am berühmten Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau teilnimmt, vertritt ihn am 16. Juni der Zweitplatzierte beim Klavier-Olymp, Martin James Bartlett, dessen neue CD vor kurzem erschienen ist.