"Lassen wir heute Abend bei schönen Melodien die Seele baumeln."Der Wunsch von Schirmherrin Barbara Stamm wurde beim 20. Kissinger Operettenzaubers von Iva Simon und ihren Gästen mehr als erfüllt. Jenifer Lary, Patrick Rohbeck, Martin Koch und das Thüringen Philharmonie Orchester unter der Leitung von Hannes Ferrand verzauberten die 900 Gäste im Regentenbau mit einem bunten Strauß bekannter Melodien .
Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm dankte der Familie Simon, die seit zwei Jahrzehnten den Operettenzauber organisiert. "Und das in einem Saal, auf dessen Akustik die Münchner neidisch sind", lobte die CSU-Politikerin. Danach übernahmen die 50 Musikerinnen und Musiker der Thüringen Philharmonie Gotha/Erfurt die Regie des Abends. Sie brillierten unter dem Dirigat von Hannes Ferrand. Mit großer Spielfreude und Virtuosität begleiteten sie die vier Solisten. Ihr Können zeigte das Orchester mit der Ouvertüre aus Franz von Suppés Werk "Die schöne Galathee". Auch im weiteren Verlauf verzauberte das Ensemble mit dem temperamentvollen Einzugsmarsch aus "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauß oder einem liebevollem "Gruß aus Wien" von Robert Stolz.
Doch dieser Abend hatte nicht nur orchestrale Höhepunkte für den Liebhaber von Konzert- und Operettenmelodien. Bariton Patrick Rohbeck erfreute als Solist und stilvoller Moderator, indem er unter anderem die Historie des Operettenzaubers Revue passieren ließ. Humorvoll widerlegte er die Meinung, die Operette sei oberflächlich und seicht, etwa mit dem Hinweis auf Johann Strauß, der seine Kompositionen als "Lebensfreude pur" tituliert haben soll. Rohbeck lieferte zudem interessante Anekdoten zu den Komponisten, augenzwinkernde Gedichte von Heinz Erhard zu den Akteuren oder eine einleuchtende Erklärung zum Unterschied zwischen Oper und Operette : "In der Oper wird gestorben, in der Operette nie!" Darüber hinaus überzeugte er mit seiner kraftvollen, warmherzigen Stimme, zum Beispiel bei dem Evergreen "Ja, das Schreiben und das Lesen" aus "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauß.
In diesen unterhaltsamen Rahmen waren die weiteren Melodien eingebunden, die als Solostücke, im Duett oder als atemberaubendes Quartett präsentiert wurden. Das ganze erinnerte an Zeiten, als der Samstagabend der Fernsehunterhaltung gehörte und die ganze Familie "Einer wird gewinnen" mit Hans-Joachim Kulenkampff oder die Peter-Alexander-Show schaute und sich an den Melodien erfreute. In festlicher, wechselnder Abendrobe präsentierte Iva Simon in ihrer temperamentvollen, mitreißenden Art und Weise "Meine Lippen, sie küssen so heiß" aus "Giuditta" von Franz Lehar oder das verletzliche "Ich liebe dich" aus "Zauber der Boheme" von Robert Stolz. Zum ersten Mal beim Operettenzauber dabei war Tenor Martin Koch , der seit einem Jahrzehnt auf vielen Bühnen engagiert ist. In Bad Kissingen füllte er die Bandbreite vom lyrischen zum kraftvollen Klangcharakter aus. Sein musikalisches Spektrum zeigte Martin Koch als flotter Geist bei "Ja, das alles auf Ehr" aus "Der Zigeunerbaron" oder mit dem gefühlvollen "Leise erklingen die Glocken" aus "Balkanliebe" von Rudolf Kattnigg.
Die junge Wienerin Jenifer Lary ergänzte die Solistenriege und brillierte mit ihrem facettenreichen Sopran bei "Spiel mir die Unschuld vom Lande" aus "Die Fledermaus" von Johann Strauß und "Wien wird bei Nacht erst schön" aus "Die Frühjahrsparade" von Robert Stolz.
Doch nicht nur als Solisten begeisterten die Vier auf der Bühne des Regentenbaus. Als Duett in wechselnder Besetzung wurde unter anderem "So voll Fröhlichkeit" aus "Der Zigeunerbaron" von Simon und Lary, das gefühlvolle "Niemand liebt dich so wie ich" aus Lehárs "Paganini" von Lary und Rohbeck oder das humorvolle und mit schauspielerischem Talent dargebotene "Ich bin der Prodekan" aus Carl Zellers "Der Vogelhändler" von Rohbeck und Koch präsentiert. Alle vier Stimmen ließen sich harmonisch auf der Bühne vereinen.
Begeistert reagierte das Publikum auf "Oh jag dem Glück nicht nach" aus "Die Czárdásfürstin" von Emmerich Kalman, auf "Jung san ma, fesch san ma" aus "Frühjahrsparade" und auf "Im Feuerstrom der Reben" aus "Die Fledermaus" - der hörbare Dank waren überschäumender Applaus, Bravo- und Zugaberufe. Den fulminanten Schlusspunkt setzte die Thüringen Philharmonie mit einem mitreißenden "Radetzky-Marsch", den bekanntermaßen Johann Strauß Vater komponiert hat.