
Lichtdurchflutete Blätter und Bäume in leicht flirrender Unschärferelation. Das sind neben städtischen Szenen ein Markenzeichen von Heidi Lauter, harmonisch ergänzt um die Werke ihrer Kollegen Silvia Pfister-Stanjek und Paul Kemmer.
In unterschiedlichen Hölzern – Kirsche, Buche, Speierling bis hin zu Multiplexplatten – erscheinen Paul Kemmers Frauenskulpturen originell und würdevoll. Die mitunter in der Trocknungsphase entstehenden Risse in den Skulpturen unterstreichen deren künstlerische Ausstrahlung.
Vom gelben Sack zur Kunst
Silvia Pfister-Stanjek entwickelte eine höchst eigenwillige Kombitechnik aus alten Briefen und malerischen Elementen. Die ästhetischen, gestochen handgeschriebenen Briefe aus dem 19. Jahrhundert, erworben auf Hausflohmärkten, kontrastiert sie mit farblich konkreten oder abstrakten Elementen. Daneben hat sie auch sogenannte Monotypien ausgestellt: Mit Salpetersäure oder Eisenchlorid bearbeitete Radierplatten, auf die sie Öldruckfarben aufträgt.

Im zweiten Atelier in der Salinenstraße 17 komme ich zunächst mit der Schmuckdesignerin Ulrike Heim ins Gespräch. Was auf den ersten Blick „normal“ wirkt, wie zum Beispiel die langen Ketten aus Plastik im Stil der Siebziger Jahre, stellt sich im Gespräch mit ihr höchst komplex dar: Jedes einzelne Plastikplättchen (Herkunft gelber Sack!) wurde von ihr einzeln gestanzt.
Die Halsketten wirken jedoch teilweise wie aus Holz- oder Hornperlen gemacht, zusätzlich versehen mit Aquamarin oder anderen Edelsteinen - „Artificial meets natural“ lautet ihre Devise. „Wir sind als Mensch so sehr von überbordender Plastik geprägt, dass sich mir ein Upcycling im Schmuckdesign einfach aufdrängte.“
Ein Schlitten als Bildträger
Ein weiterer Schwerpunkt bilden die Silberunikate, deren Zahnradoptik auch Männer anziehend finden. „Mir wird schnell langweilig, ich schaue mich dann nach anderen Bereichen um“, ist Eva Feichtingers Devise. Von Porträts, direkt am Modell gemalt oder ausgehend von Fotovorlagen, über Illustrationen zu beispielsweise Kinderbüchern und irrwitzigen Hexenabbildungen, die sie auch zu Kalendern verdichtet, bis hin zu abstrakten Experimenten bilden ihre Werke ein buntes Kaleidoskop.

Ergänzt waren sie von malerisch plastischen Werken ihres Mannes Wolfgang Feichtinger, des wild abstrakten Malers Stephan Mundi und der Aquarellistin Tatjana Schmidt. Letztere bereicherte das Atelier mit locker ansprechenden Akten und Handporträts, entstanden anlässlich der Schweinfurter Ausstellung „Grenzüberschreitungen“.
Konrad Winters Atelier in der Bibrastraße15 überraschte ebenfalls. Katja Thens Installation drückte sich in Schlitten als Bildträger aus: Ein riesiger Bildschlitten kombiniert sich mit einer kleinen Rodelgruppe, jeweils bestückt mit Acrylglas und auf beiden Seiten bemalt mit Acrylfarbstreifen.
Ölfarben auf Küchentüchern
Zusätzlich waren sogenannte Küchenstücke von ihr ausgestellt: Die Ölfarben auf über Keilrahmen aufgespannten, geleimten und weiß grundierten Küchenhandtüchern irritieren und beruhigen gleichermaßen. Das Schafsmotiv nimmt ausdrücklich Bezug auf das im Kunstmenü Flyer angekündigte Fleisch. Alexander Ruppert, gleichfalls aktives Mitglied der Kissinger Künstlervereinigung , hatte den Flyer gestaltet.

René Greiners künstlerische Leidenschaft ist das Fotografieren. Sein größtes Werk in der Ausstellung ist eine Schwarz Weiß Kombination aus zwei Fotos: Der Vollmond in Kissingen kombiniert mit der Nordsee. Aufgezogen auf Aluminium, strahlt das Bild einen magischen Glanz aus. Die anderen Fotos sind Polaroid Fotos, also Unikate, auf Passepartout und quadratisch gerahmt. Damit entsteht ein sowohl eigenwilliger als auch heimelig nostalgischer Objektcharakter.
Autolack auf großen Bildformaten
Konrad Winter arbeitet seit 25 Jahren mit Autolackfarben aus zwei Komponenten. Er geht von kleinen Farbausdrucken von Fotos aus und übersetzt sie mit dem Pinsel in die Lacksprache der größeren Bildformate. Aus der Nähe wirken diese Lackbildwerke abstrakt und bei weiterer Entfernung gegenständlich. Diese Technik wendet er auch bei den sogenannten Terminals an, viereckige, große farbige Säulen.

In Kombination mit hervorragendem österreichischen Wein und Häppchen konnten Besucher auch hier eine vollendete Kombination aus Gastronomie und Kunst genießen. Wer die Ausstellung verpasst hat, bekommt einen künstlerischen Überblick auf der virtuellen Seite des Künstlervereins , der auch Reisen zu Ausstellungen außerhalb von Bad Kissingen unternimmt.