
Die Sache ist durch und entschieden: Der 22. Kissinger Klavier-Olymp ist am Sonntagabend mit dem Abschlusskonzert aller Beteiligten im Max-Littmann-Saal zu Ende gegangen. Sechs junge Leute aus sechs europäischen Ländern waren angetreten: Simon Bürki (Schweiz, 24), Onuté Gražinyté (Litauen, 27), Illia Ovcharenko (Ukraine, 23), Jeneba Kanneh--Mason (Großbritannien, 22), Simon Haje (Deutschland, 19) und Jérémie Moreau (Frankreich, 24), um in sechs Einzelrezitalen den Gewinner oder die Gewinnerin untereinander auszuspielen.
Schon jetzt ein Meister des Klaviers
Der erste Platz ging an Illia Ovcharenko. „Illia Ovcharenko ist jetzt schon ein Meister des Klaviers und eine gefestigte Persönlichkeit. Sein Spiel vereint Wärme, Kraft, Sensibilität, Innigkeit und große Bögen. Er überzeugte durch seine Vielfalt, sein Farbenspektrum, Risikobereitschaft und Intelligenz der Programmgestaltung“. sagte Intendant Alexander Steinbeis. Der 23-jährige Pianist aus der Ukraine sei jetzt schon ein Meister des Klaviers und eine gefestigte Persönlichkeit. Sein Spiel vereint Wärme, Kraft, Sensibilität, Innigkeit und große Bögen. Er überzeugte durch seine Vielfalt, sein Farbenspektrum, seine Risikobereitschaft und seine Intelligenz der Programmgestaltung.

Jérémie Moreau aus Frankreich wurde der zweite Preis zuerkannt. Die Jury beeindruckten sein natürliches Musizieren und sein poetisches Gestaltungsvermögen.

Der dritte Preis ging an Onuté Gražinyté. Die beiden werden beim nächsten Festival ein Rezital geben. Der Publikumspreis ging deutlich an Simon Haje.

Veränderung in der Jury des Klavier-Olymps
In der Jury gab es eine Veränderung. Ulrich Hauschild ist nach Brüssel an das Konzerthaus Flagey zurückgekehrt. Für ihn kam Christiane Weber, die Leiterin des Künstlerischen Büros des Lucerne Festivals. Die anderen sind geblieben: Thomas Ahnert (Musikkritiker »Saale-Zeitung“), Manuel Brug (Musikkritiker „Die Welt“) und Sonia Simmenauer (Geschäftsführerin Impresariat Simmenauer).

Recht ausgeglichenes Starterfeld am Klavier
Die Jury hatte es nicht leicht. Denn das Starterfeld war ziemlich ausgeglichen, und das auf einem bisher nicht gekannten hohen Niveau. Das lag daran, dass alle Teilnehmer altersmäßig relativ eng beieinander waren: zwischen 19 und 27 Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei 23,16 Jahren. Dass bedeutet, dass es keine frühstartenden Wunderkinder gab. Dieses Mal waren es sechs Menschen, die mindestens aus dem Grundlagenstudium heraus waren, die schon wichtige Wettbewerbe gewonnen haben und schon Konzerterfahrung hatten.

Woran man merkte, dass die Zeit voranschreitet, war die Auswahl der Programme. In diesem Jahr gab es keinen Schubert, Brahms , Mendelssohn, nur einen Schumann und zweimal Liszt . Dass jeder Teilnehmer eine Sonate von Beethoven oder Mozart spielte, lag an den Modalitäten. Die meisten hatten sich für Beethoven entschieden, nur einer für Mozart und einer für Beethoven und Mozart . Das erstaunt nicht, denn Beethoven ist der Subjektivere der beiden und lässt einfach mehr Persönlichkeit zu. Die andere Vorgabe ist ein Werk, das nach 1950 entstanden ist. Denn schließlich leben wir im 21. Jahrhundert, da sollte das 20. Jahrhundert, das im Konzertbetrieb gerne weit nach hinten gestellt wird, nicht übergangen werden.

Auch nach Clara Schumann gab es Komponistinnen
Erfreulicherweise haben die jungen Leute kein Problem damit, die Neue Musik als die ihre zu betrachten und ihr Publikum damit zu überraschen. Selbst auf die Gefahr hin, dass sie Kompositionen spielen, die dem Urteil der Geschichte noch nicht unterworfen waren. Höchst erfreulich war, dass sich – ausgerechnet – die beiden Pianistinnen trauten zu zeigen, dass es auch nach Clara Schumann noch Komponistinnen gegeben hat und gibt: die Amerikanerinnen Margaret Bonds und Florence Price (Janeba Kanneh-Mason) und die Polin Grażyna Bacewicz (Onuté Gražinyté).

Ein international anerkanntes Format
Dass der Kissinger Klavier-Olymp in den vergangenen Jahren ein international anerkanntes und unter den Musikern wirklich ernst genommenes und geschätztes Format geworden ist, lässt sich an zwei Phänomenen erkennen: Zum einen schreiben mittlerweile nicht nur die Gewinner ihre Teilnahme in ihre Biografien. Und zum ersten Mal hat Intendant Alexander Steinbeis auf keine seiner Anfragen eine Absage bekommen. Denn für den Klavier-Olymp kann man sich nicht anmelden oder von Agenturen angeboten werden. Sondern man wird eingeladen zu einem kleinen, familiären Wettbewerbsfestival der besonderen Art.

Mehr als 1400 Karten verkauft
Der 22. Kissinger Klavier-Olymp konnte sein erfolgreiches Konzept fortsetzen und mit mehr als 1400 verkauften Karten zahlreiche Konzertgäste für den pianistischen Nachwuchs begeistern. Damit konnte die starke Auslastung aus dem Vorjahr gehalten werden.
Wer das Abschlusskonzert verpasste: Es wurde vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten und wird am Samstag, 19. Oktober, um 15.05 Uhr auf BR-Klassik übertragen.

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