„ Michl Müller rockt den ausverkauften Max-Littmann-Saal“ – mehr müsste man zum dreistündigen Auftritt des Garitzer Comedians im Rahmen des Bad Kissinger Kabarettherbstes nicht schreiben.
In der Schlagzeile steckt alles drin – von der kultgleichen Begeisterung der über 1000 Gäste bis hin zu Müllers schweißtreibenden Marathon, der ihn auf der Bühne von links nach rechts treibt und seine Fans einem permanenten Stakkato an humorvoller Comedy-Kost mit hohem Unterhaltungswert aussetzt.
Abend mit Michl Müller beginnt musikalisch
Müllers Krone, bekannt aus seiner 1-2-3-TV-Präsenz, und zwei Multimedia-Aufsteller zur Untermalung seiner Lieder – mehr braucht es nicht, denn im Mittelpunkt der Bühne steht Michl Müller , der nicht nur im Bad Kissinger Umfeld Kultstatus hat. Mit rhythmischer Sportgymnastik beginnt der Abend, denn das musikalische Entree reißt das Publikum aus den Sitzplätzen. Mit Klatschen, Pfeifen und Jubelrufen empfängt es Müller wie einen Rockstar.
Zu Beginn gibt es einen Schnelldurchlauf durch die aktuellen Ereignisse. Spöttisch ging es mit Markus Söder und dessen Tour durch die Bierzelte im Vorfeld der Landtagswahl weiter. Und mit lokalem Sarkasmus, wenn die Frage gestellt wird: „Schon gegessen heute Abend? Wenn nicht, dann sieht es nach der Vorstellung schlecht aus in Bad Kissingen . Die Gehsteige sind hochgeklappt und die Küche ist geschlossen.“
Programm: Verrückt nach Müller
Dann erfolgt ein nahtloser Übergang in sein aktuelles Programm „Verrückt nach Müller“ mit dem „Räucher-Frank“, der die bösen Geister aus dem Haus vertreiben will, oder mit Eileen, deren riesige Meisenknödel die Bäume zu biegen und die Amsel auf ein Schlachtgewicht von drei Kilogramm bringen.
Viele im Publikum bringt er zu einem Dauer-Lachen und Permanent-Kichern, weil die alltäglichen Sequenzen mit veganem Kochen und einer Ergänzung durch Spießbraten-Brötle, mit Thermomix-Zaubern vom italienischen Brotaufstrich , über Obatzer bis zum Eierlikör, bekannt und vertraut sind.
Die „Apfelmus-Mania“ sorgte dank des neuen Volksmusik-Duos Harald und Cornelia aus Oberthulba für Erheiterung. Auch das TV-Programm bekam sein Fett weg, das nur mit einem gewissen Promille-Wert zu ertragen sei. Mit sichtlichem Vergnügen, unterstützt durch Mimik und Gestik, schmückte er die diese Alltagsszenen aus und erreichte damit unmittelbar die Lachmuskeln der Gäste.
Rückgriff auf Kindheitsanekdoten
Nicht weniger humorvoll sein Ausflug in die Welt des Eisleckens, denn Minimilk, Flutschfinger oder Cornetto sorgten nicht nur für süße Erinnerungen, sondern auch für die Erkenntnis: „Ohne dass des Zeugs einmal in Dreck lag, hat es uns nicht geschmeckt.“
Immer wieder griff er zur Belustigung der vielen älteren Gäste auf Kindheitsanekdoten zurück, wenn Oma als Gesundheitsministerin der Familie vor Hämorriden warnte und er damit „Schnapspralinen von Sarotti“ verband, oder wenn er die Wurstanschnitte aus der Metzgerei als „Wundertüte“ bezeichnete und vor denen mit dem gezackten Rand warnte: „Da hatte die Verkäuferin schon reingebissen.“
Umbau des Elternhauses gibt etliche Steilvorlagen
Der Rest des Programms war den traumatischen Erfahrungen aus dem Umbau des Elternhauses gewidmet und dazu nutzte Müller die dörfliche Sicht mit dem typischen Verhalten, wenn beispielsweise die Nachbarn im Container mit den entsorgten Gegenständen noch Nützliches finden oder der Bauschutt-Container sich wundersamerweise über Nacht füllt – oder dem Kissinger Bauamt „ein Arbeitstempo wie eine tote Schildkröte“ bescheinigt wird.
Der Umbau bot ihm einen wundervollen Rahmen – egal, ob es um die Lieferung der Fenster ging, die für in drei Wochen versprochen und sich auf über ein Jahr verzögerte, die Diskussionen um Fließbetonboden, oder Kloschüssel mit Touchscreen. Dabei nutzte Müller Protagonisten wie den Freiheit suchenden Architekten Rudi, der die Seele des Hauses erspürte und immer neue, kostspielige Ideen aus dem Hut zauberte.
Kommunizierende Kaffeemaschine
Die Küchenplanung verband er mit einem Bekenntnis zur Rowenta-Kaffemaschine und deren Vorteile gegenüber den kommunizierenden Kaffeevollautomaten, die nach 20 Minuten Zischen und Gurgeln einen Espresso fabrizieren, wogegen Sicherheitsbedürfnis und Klimagewissen mit Wärmepumpe und Photovoltaikanlage beruhigt wurde.
Letztlich wurde Müllers Umbau doch kein zweiter Berliner Flughafen, denn er ließ das Publikum an der Einweihungsfeier teilnehmen, dessen philosophisches Fazit lautete: „Was ist schon ein Hausumbau im Vergleich zu den Katastrophen der Welt.“
Einige Lieder im Programm
Nicht nur der Schlusspunkt war eines seiner neuen Lieder , vielmehr hatte Müller die weiteren strategisch gesetzt und so konnte sich das Publikum warmklatschen zu „Männer, die Bügeln, sind sexy“ oder „Du bist mei Unnerhos“ oder „Ich und mei Akkuschrauber“. Dem begeisterten Schlussapplaus folgte noch ein Medley aus dem großen Fundus des Comedians und die seligen Müller-Fans stimmten bei „Vollwärmeschutz der Liebe“ oder „Fleischerfachverkäuferin“ lauthals ein.
Mehr Kulturelles aus Bad Kissingen: