Den Abschied von ihren Gästen hätten Themis und Karin Papadopoulos gern anders gehabt. "Das schlimmste ist, dass wir uns nicht von allen verabschieden können. Ich hätte gerne alle gedrückt, oder ein Fest gemacht", sagt die Wirtin. Seit 40 Jahren ist das Ehepaar in der Gastronomie tätig, seit 1997 betreiben sie die Gaststätte "Im Abseits bei Themis" am Sportgelände des SV Garitz. Eine lange Zeit, in der viel zusammen gelacht, geweint, gelebt wurde. "Wir haben die Gaststätte so aufgebaut wie sie ist. Wir haben viel von unserem Leben hier investiert", sagt Themis Papadopoulos. "Das hier ist unser zweites Wohnzimmer gewesen, unsere zweite Familie ", meint Karin wehmütig. Jetzt ist damit allerdings Schluss. Aus gesundheitlichen Gründen haben sie zum 1. Mai ihr griechisch-deutsches Speiselokal an eine jüngere Pächterfamilie abgegeben.
Nachfolger kommen aus Bad Neustadt
Antonis und Ritsa Koutelida führen mit Sohn Dimitri die Wirtschaft weiter - unter gleichem Namen, mit der gleichen Speisekarte und wenn ein regulärer Betrieb nach dem Lockdown wieder möglich ist, auch mit dem gleichem Personal. Die Eltern arbeiten seit 20 Jahren in der Gastronomie , sowohl in Griechenland, als auch in Deutschland. Zuletzt haben sie fünf Jahre das Restaurant Akropolis in der Bad Neustädter Innenstadt betrieben. "Aktuell haben wir es geschlossen und suchen nach einem Nachfolger", berichtet Dimitri Koutelida. Obwohl der Betrieb gut lief, entschied sich die Familie für den Wechsel nach Garitz. "Uns hat das Lokal gefallen, auch weil es einen großen Biergarten und einen großen Parkplatz hat", sagt der Sohn . Die Koutelidas führen das Konzept von Themis Papadopoulos fort, nach und nach wollen sie einzelne Gerichte aus Bad Neustadt auf der Karte unterbringen. Größere Renovierungsarbeiten stehen "Im Abseits" vorerst nicht an.
Während die neuen Pächter gut gestartet sind, ist bei den Vorgängern einiges an Emotionalität zu spüren. "Wir haben viel an Resonanz bekommen, als wir angekündigt haben, aufzuhören", sagt Themis Papadopoulos. Manche Gäste hätten sich weinend verabschiedet. "Im Abseits bei Themis" ist kein reines Sportheim, sondern ein Speiselokal mit breitem Kundenstamm - über die Stadt hinaus. Gerade die Nähe zur Kisssalis-Therme habe dafür gesorgt, dass auch regelmäßig Gäste von außerhalb des Landkreises Essen gehen.
40 Jahre in der Gastronomie gehen nicht spurlos an einem vorüber und Arbeitstage, die vormittags beginnen und bis in die Nacht dauern, steckt der Körper irgendwann nicht mehr so leicht weg wie früher. Insofern sind die 58- und der 61-Jährige froh, dass sie eine Nachfolgerfamilie gefunden haben. "Wir wollten nicht einfach abgeben und zumachen. Da hätten wir uns lieber noch weitergeplagt", sagt sie.
Hundesalon in Kapellenstraße
Auch für Ilona Nauth beginnt ein neues Kapitel. Die 52-Jährige schied vor ein paar Jahren krankheitsbedingt aus ihrer Arbeit im Versicherungswesen aus und machte 2017 ihre Liebe zu Hunden zum neuen beruflichen Mittelpunkt. Sie eröffnete in ihrem Wohnhaus in Garitz einen Hundefriseursalon, verkauft Tierbedarf und absolviert außerdem eine Ausbildung zum Tierheilpraktiker. "Ich habe alles in den Laden und meine Ausbildung gesteckt", sagt sie. Aufgrund behördlicher Vorgaben sei der Betrieb zuhause nicht länger möglich. Sie habe vor der Wahl gestanden, entweder aufzuhören, oder sich geeignete Geschäftsräume anzumieten. Mitten im Lockdown diesen Schritt zu gehen, macht ihr Angst. "Aber ich hänge mit Herz und Seele an den Hunden. Ich konnte einfach nicht ohne", sagt sie.
Raabennest schließt im Sommer
In der Kapellenstraße 18 wird sie in Kürze ihren Laden "Nahuka - Natürlich Hund und Katz" betreiben. "Seit Januar richten wir die Räume her", sagt Nauth. Neben dem tierischen Friseursalon gehört zu Nahuka eine Tierheilpraxis für Hunde und Katzen. Die Hunde wird sie selbst behandeln. "In meiner Ausbildung habe ich mich auf Hunde spezialisiert", erklärt sie. Für Katzenbesitzer und deren Fellnasen steht eine externe Heilpraktikerin zwei Mal im Monat für Fragen zur Verfügung. Daneben vertreibt sie außerdem als Fachgeschäft Futter-, Tierwohl- und Fellpflegeprodukte für Hunde und Katzen. In der Prinzregentenstraße hingegen geht demnächst eine Unternehmensgeschichte nach 26 Jahren unwiderruflich zu Ende. Das Raabennest, ein Fachgeschäft für Schreibwaren, Deko- und Bastelbedarf, hat noch bis Ende Juli geöffnet, dann ist Schluss.
Die Schließung hänge nicht mit Corona zusammen, sondern mit der allgemein schweren Geschäftsentwicklung . "Die Zeiten für kleine Läden wie uns sind vorbei. Irgendwann wird es nur noch Tedi und Mäc Geiz geben", sagt Inhaberin Anja Raab. Inhabergeführte Geschäfte im Schreibwaren, Deko- und Bastelsegment hätten es schwer, im Preiskampf zu bestehen gegen die großen Onlinehändler, gegen Discounter und Ketten. Raab: "Es wird immer schwieriger, davon zu leben."
1995 hatte Mutter Sonja Raab am Feuertürmle ihren ersten Laden eröffnet, als Filiale von No. 5 Bastelbedarf. Zehn Jahre später zog der Laden in die Prinzregentenstraße und firmierte um zum Raabennest. 2014, nach dem Tod der Mutter, haben Anja Raab und ihre beiden Geschwister das Geschäft übernommen und bis heute weitergeführt.