Die Fensterfront ist abgeklebt, drinnen wird umgebaut. Dem Stadtcafé am Marktplatz steht der nächste Pächterwechsel innerhalb kurzer Zeit bevor. Armin Laake aus Hammelburg hatte das kleine Lokal Anfang des Jahres nach der Howa-Insolvenz übernommen, jetzt hat auch er es schon wieder abgegeben. Frank Reuter und Julia Geier folgen nach und wollen es ab Oktober unter dem Namen "Mein Lieblingsplatz" wieder eröffnen. "Wir haben einen größeren Umbau im Thekenbereich", sagt Reuter. Der 51-Jährige betreibt im Landkreis seit zweieinhalb Jahren das Brauhaus am See in Thulba und seit Jahresbeginn das Würzburger Haus auf dem Farnsberg. Für den Umbau in Kissingen kommt die alte Theke kommt weg und wird durch eine ersetzt. Weil die Küche für die Anforderungen des Wirtspaars zu klein ist, wird es im Gastraum an der Theke zusätzlich eine Showküche geben. In der normalen Küche werden die Speisen vor-, in der Showküche zubereitet. "Der Koch kocht direkt vor den Gästen. Sie können dabei zuschauen, wie ihr Essen entsteht", erklärt er.
Von Cocktails bis Herrenmode
Das Paar plant mit langen Öffnungszeiten von 8 bis 22 Uhr. Vorgesehen sind internationale Frühstücke etwa mit französischen Croissants und belgischen Waffeln. Für das Mittags- und Abendessen gibt es eine kleine Speisekarte, ergänzt mit wöchentlich wechselnden internationalen Gerichten. Nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen sowie abends Cocktails. "Am Brauhaus und am Würzburger Haus haben wir viel Deutsche Küche. Wir wollten jetzt noch etwas anderes probieren", sagt Geier. Am Abend wolle man vor allem jungen Gästen noch ein Angebot zum Ausgehen bieten.
Das Stammpersonal für das "Mein Lieblingsplatz" haben die Gastronomen trotz des Personalmangels in der Branche bereits gefunden. In allen drei Betrieben beschäftigen sie dann 13 Vollzeitkräfte sowie 50 Angestellte in Teilzeit und Minijobs.
Neuigkeiten gibt es auch in der Brunnengasse. Dort erweitert sich das Modehaus Ludewig und eröffnet diese Woche eine neue Herrenabteilung. "Wir haben seit eineinhalb Jahren versucht, uns zu vergrößern", sagt Inhaber Ralf Ludewig. "Wir sind mit der Geschäftsentwicklung zufrieden und sind sehr optimistisch was die Gesamtentwicklung der Stadt angeht", sagt er weiter. Grund für die Zuversicht liefern zuletzt realisierte sowie geplante Hotelprojekte und die Unesco-Bewerbung der Stadt.
Gegenüber von Ludewigs Stammhaus hat Heiko Grom (Inhaber vom Kaufhaus Grom) bislang eine Gerry Weber Boutique geführt. Die wurde geschlossen und Ludewig hat das Objekt übernommen. Sein Modehaus lagert die Herrenabteilung in die neuen Räume aus. Dadurch verdoppelt sich die Verkaufsfläche für das Herrensortiment auf 130 Quadratmeter. Aber auch das Damensortiment im Stammhaus bekommt mehr Platz: künftig sind es 270 statt bislang rund 200 Quadratmeter. Ludewig geht davon aus, dass er künftig mehr Personal benötigt. Zunächst will er die Erweiterung aber mit seinen neun Mitarbeitern umsetzen. "Wir müssen schauen, wie sich das entwickelt", sagt er.
Knallbuntes für das Liebesspiel
Vor vier Jahren hatte Emmi Huebl ihren Intimshop in der Hartmannstraße geschlossen. Jetzt gibt es in der Badgasse einen Nachfolger. Hansjörg Mayer aus Hof hat dort vor Kurzem den "Little Amore Erotic"-Sexshop eröffnet. Der Laden ist neu renoviert und hell, freundlich und übersichtlich gestaltet. Schmuddelige Kabinen findet der Kunde keine, dafür gibt es schick verpacktes Liebesspielzeug in knalligen Farben. "Wir haben alles vom normalen Bedarf wie DVDs, Dildos und Puppen bis hin zu Fetisch", sagt er.
Große Onlinehändler wie Amorelie, die gut sichtbar im Fernsehen werben, hätten das Thema enttabuisiert. Besonders junge Menschen seien sehr offen. "Wir wollen nicht nur Männer, sondern auch Frauen ansprechen. Bei uns ist jeder willkommen, der offen dafür ist", sagt Silvana Mayer. Sie unterstützt ihren Mann in dem Laden.
Hansjörg Mayer ist eigentlich Landwirt und war immer selbstständig. Seit einem Unfall kann der 48-Jährige seinen Beruf nicht mehr ausüben und hat eine neue Perspektive für sich gesucht. Frau Silvana wiederum hat lange im deutschlandweiten Vertrieb in der Erotikbranche gearbeitet. Als Würzburgerin kannte sie Bad Kissingen , außerdem zählte Emmi Huebl mit ihrem Intimshop zu Silvana Mayers Kundinnen. "Sie hat immer gut bei mir bestellt", erzählt sie. Da war die Idee nicht weit, einen Sexshop in der Kurstadt zu eröffnen.
Die städtische Wirtschaftsförderin Svenja Melchert freut sich über die guten Nachrichten aus Gastronomie und Einzelhandel. Das Stadtzentrum sei gut belegt. Besonders positiv wertet sie deshalb die Tatsache, dass sich neue Geschäfte in den Nebengassen niederlassen. Sie nennt neben dem Sexshop noch einen Hanfladen in der Bachstraße. "Die passen gut in die Nebenlagen", sagt sie. Dass sich mit den Mayers darüber hinaus zwei Neubürger selbstständig machen, "ist natürlich sehr schön".