
„Ich hab’s doch gewusst“, hört man sich so manchen Mottener zum Rückbau des ehemaligen Kirchgebäudes äußern. Erst wenn die Bagger vor der Kirche stünden, würde man es glauben.
Entgegen der Ankündigung, dass die Abrissarbeiten der beiden linken Gebäudeflügel auf jeden Fall im September oder Oktober beginnen würden, steht derzeit noch kein Bagger vor der Kirchenpforte.
Neue Bestimmungen seit 1. September
Der Grund für die Verzögerung liegt in der Bürokratie. Seit dem ersten September gelten neue Bestimmungen für Baugutachten . Diese mussten, obwohl in der Vergangenheit bereits erstellt, neu beantragt werden – die Anträge stapelten sich in den Behörden.
Für das Schadstoffgutachten musste geklärt werden, „welche Menge wovon wo entsorgt werden muss. Dies betrifft unterschiedliche Kostenstellen“, erläutert Kirchenpfleger Michael Mahr, der das Projekt Kirchenrückbau von Anbeginn begleitet.
Noch einmal Bodenproben genommen
Obwohl bereits Bodenproben genommen worden und untersucht worden waren, musste dies Anfang September unter den neuen Bestimmungen ein zweites Mal erfolgen. Das neue Schadstoffgutachten liegt nun vor.
Zeitnah wird noch das Gutachten für das Gerüst erwartet, das die Wand mit dem Glasbildnis „Blutendes Herz Mariens“ sichern soll. „Dann haben wir alle beisammen“, sieht Michael Mahr die Rückbauarbeiten Schritt für Schritt näherkommen.
Unstabil und unsicher
Laut Patrick Ludwig vom Architekturbüro Friedrich Staib jedoch ist damit der Abriss dieses Jahr noch keineswegs sicher. Zwar will er bald die Rückbauarbeiten ausschreiben, doch bleibt abzuwarten, welche Firma den Auftrag so kurzfristig übernehmen kann.
Zudem will der Architekt im Falle eines nassen Winters niemanden auf die Baustelle, insbesondere das Kirchendach lassen, dies wäre zu unstabil und unsicher.
Keine Abrissbirne
„Hier kommt keine Abrissbirne zum Einsatz“, erläutert Michael Mahr die geplante Vorgehensweise. Das Gebäude soll Stück für Stück von oben nach unten abgebaut werden.
Die Kupferplatten auf dem Dach werden einzeln abgenommen, die Balken des Dachstuhls einzeln abgetragen, dann werden „die Mauern mit äußerster Vorsicht abgebaut“, denn der unter Denkmalschutz stehende Kirchturm und die Wand mit dem Glasbildnis sollen stehen bleiben.
Stützmauer für die Mauer
Wichtige Voraussetzung für den Rückbau ist allerdings, dass die zum Friedhof zeigende Mauer selbst eine Stützmauer erhält. Sie hatte sich als zu instabil erwiesen, um alleine den Friedhofshang zurückzuhalten. Der Rückbau beginnt also erst, wenn die zweite Stützmauer steht.
Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen
Gemunkel gab es um ein Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen vor der Kirche und herausgetragenes Holz. Michael Mahr erklärt schmunzelnd: „Eine polnische Firma hat den Unterbau der Orgel abgebaut“.
Der obere Teil der Orgel war bereits von den ehrenamtlichen Helfern aus Motten demontiert und nach Polen verkauft worden. Da der Rückbau nun noch etwas auf sich warten lässt, können sie das Ausräumen der restlichen Einrichtungsgegenstände „entspannt angehen“.
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