Was haben Levis-Jeans und Fromms Kondome, koschere Speisen und die Kippa mit den Schülern des Schönborn-Gymnasiums zu tun? Diese Frage drängt sich auf angesichts des Busses des Jüdischen Museums Berlin vor der Pausenhalle. Beim näheren Hinsehen liest man: „on.Tour - Das Jüdische Museum macht Schule“; soll heißen, das Gymnasium hat Besuch vom Jüdischen Museum Berlin (JMB).
Fünf besonders engagierte Schülerinnen der elften Klasse hatten sich beim JMB um diese Info-Ausstellung beworben, sagt Ursula Leicht, die Fachbetreuerin Geschichte. „Uns interessiert die Geschichte der deutschen Juden vor und nach 1945 sehr“, erklärt auch Rebecca Richter stellvertretend für ihre Fünfer-Gruppe das Interesse an Ausstellung und Workshop.
In der Pausehalle, parallel zur Ausstellung in einem Workshop, schickten sich Museumspädagogen an, den Gymnasiasten einige Kenntnisse über die deutsch-jüdische Geschichte und Kultur sowie das jüdische Leben nach 1945 zu vermitteln.
Für ein historisches Museum hat das JMB ein sehr junges Publikum, sagt Museumspädagoge Alexander Green. 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche haben das JMB seit seiner Eröffnung 2001 besucht. Eigentlich sollten alle Schüler in Deutschland einmal das JMB besucht haben, betont Green, um damit die Meinung des Museumsdirektors hervorzuheben. Ziel der mobilen Bildungsoffensive ist es, die Ausstellung besonders in kleinere Schulen zu bringen, deren Lehrer und Schüler eher weniger Gelegenheit haben, nach Berlin und ins JMB zu kommen. So komme das Museum eben in die Schulen und bringe ein wenig Abwechslung in den Schulalltag, meint Green. Darüber hinaus wolle die Bildungsinitiative die Lehrkräfte darin bestärken, die deutsch-jüdische Geschichte in Verbindung mit dem Nationalsozialismus nicht nur dann zu behandeln, wenn es der Lehrplan erfordert, sondern mehr oder weniger bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
Die Ausstellung machte bekannt mit den Traditionen des jüdischen Alltags und der traditionellen Kopfbedeckung, wie der Kippa, dem flachen Käppchen, das von frommen Juden getragen wird. „Was ist koscher?“, fragt Museumspädagoge Samuel Schidem, der die Schüler um sich versammelt hatte und in einem Geschicklichkeits-Spiel koschere Gummibärchen zur Belohnung reichte. Ziemlich neu war dann doch, dass nur die Lebensmittel koscher (rein, erlaubt) sind, die den Koscher-Stempel eines Rabbiners tragen. Und dass nur das Fleisch der Säugetiere koscher ist, die gespaltene Hufe haben. Auch nur Schuppen tragende im Wasser lebende Tiere werden als koscher betrachtet, so Schidem.
Mit Erstaunen nahmen die Schüler zur Kenntnis, dass ihre beliebten Jeans eine Erfindung des deutschen Juden Levi Strauss ist, der in Buttenheim nahe Forchheim geboren wurde. Weitere interessante Neuigkeiten waren die Entwicklung der Nivea- Creme und Kondome. Die erste Nivea-Creme war 1911 von den Juden Oskar Troplowitz, Isaak Lifschütz und Paul Unna für die Hamburger Firma Beiersdorf entwickelt worden. „Fromms Act“, das Kondom der ersten Generation, hat bereits in den 1920er Jahren für Verhütung gesorgt. Erfinder Julius Fromm stammte aus Osteuropa und war nach dem ersten Weltkrieg nach Deutschland gekommen. Albert Einstein, weltberühmter Physiker, war ein Jude aus dem Schwabenland. Er nutzte seine Berühmtheit, um für Frieden und Verständigung zu werben, erklärt Schidem.
Wolfgang Kuba, Lehrer für Latein und Englisch, ließ sich mit seiner fünften Klasse von Alexander Green durch die Ausstellung führen. Ein für die Kinder besonders interessanter Ort war ein Tisch mit Gegenständen des täglichen Bedarf der Juden, etwa der Tora, dem siebenarmigen Leuchter, genannt Menora.
Auch Schulleiter Joachim Schwigon begrüßt die Ausstellung sehr: „Es ist schon manchmal wichtig, auf die Zusammenhänge der jüdisch-deutschen Geschichte hinzuweisen. Diese Ausstellung bringt wieder einmal recht anschaulich Licht in die Vergangenheit.“