"Meine Rhöner Heimat" oder "In Mürscht am Anger" heißen zwei Musikstücke von vielen, in denen Kilian Moritz seine Gefühle für die Heimat in Noten ausdrückt.
"Rhöner Heimat" bezeichnet er selbst als "Liebeserklärung an eine der schönsten Gegenden überhaupt". Kilian Moritz ist heute Medienprofessor an der Technischen Hochschule in Würzburg-Schweinfurt. Immer schon ist er aber auch Musiker.
In der Frankenband Kilian, Kolonat und TonArt trat er erst vor wenigen Tagen beim Neujahrsempfang in Münnerstadt auf; auch hier gab es mit der Heimatspielmelodie vertraute Klänge.
Die Redaktion sprach mit Kilian Moritz, was für ihn der Begriff Heimat bedeutet und wie sich diese Verbundenheit zu Land und Leuten in seiner Musik widerspiegelt.
Herr Moritz, was ist für Sie eigentlich Heimat?
Kilian Moritz Regional ist Heimat für mich hier in Unterfranken. Aufgewachsen in der Rhön und beruflich bedingt inzwischen in Mainfranken im Raum Würzburg. Beide Regionen sind für mich Heimat im engeren Sinn und für mich mit vielen positiven Gefühlen verbunden.
Emotional ist Heimat da, wo ich einen vertrauten Dialekt höre und liebe Bekannte, Freunde und Verwandte treffe. Heimat ist da, wo ich mich zuhause fühle. Ganz ohne heimatliche Wurzeln zu leben, stelle ich mir schwierig vor. Schlimm ist es für Menschen, die gegen ihren Willen ihre Heimat verlassen müssen und gar vertrieben werden. Ich denke dabei an die Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg und heute an alle die Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen müssen.
Bleibt das Heimatgefühl immer gleich?
Ich kann nur für mich sprechen. In jungen Jahren, da zieht es einen mehr in die Ferne und irgendwann besinnt man sich vielleicht wieder mehr auf die Heimat . Die enge Verbindung zu Franken war bei mir aber eigentlich immer da.
Vielleicht auch, weil ich beruflich bedingt so viel in Franken unterwegs war, sei es damals als Volksmusik-Redakteur oder auch als Musiker bei vielen hundert Auftritten in der Region. Ich liebe dieses Fleckchen Erde.
Was verbindet Sie heute mit der Rhön?
Das ist eine wunderschöne, bezaubernde und nicht überlaufene Gegend. Als Kind habe ich allen Ernstes alle Menschen bedauert, die nicht das Glück haben, in dieser schönen Gegend aufwachsen zu dürfen. Irgendwann habe ich dann aber schon bemerkt, dass es noch unzählige schöne andere Ecken auf der Welt gibt.
Warum haben Sie die Musik als Ausdrucksmöglichkeit für Heimat gewählt? Ist es auch das familiäre Erbe, das Sie geprägt hat?
Musik ist die Sprache der Emotionen. Ein Spielfilm ohne Filmmusik ist kalter Kaffee. Wo kommen bei einer Beerdigung die Tränen? Bei der Predigt oder eher dann, wenn Musik erklingt? Die Musik ist es, die uns emotional packt.
Ich bediene mich dabei aus dem kulturellen Fundus der Region, also vorbestehenden fränkischen Melodien, aber auch aus eigenen Ideen und den Einflüssen anderer Stilrichtungen, von klassischer Musik über Pop und Weltmusik bis Jazz.
Natürlich kommt dazu, dass ich in einem musikalischen Elternhaus aufwachsen durfte. Da wurde immer musiziert! Mein Kinderzimmer im Gefäller Schulhaus war direkt über dem Proberaum von Blaskapelle, Kirchenchor und Männerchor. Das war regelmäßig meine Einschlafmusik. Das prägt natürlich!
Was mein Vater Ludwig Moritz (1936-2016) als Liedersammler, als Arrangeur zahlloser Volkslied-Sätze und als Kopf der „Rhöner Schulmeister“ für die Musik der Region geleistet hat, ist nicht hoch genug zu bewerten! Diese Musikgruppe (mit Martha Moritz, Winfried Hanshans etc.) hat als musikalischer Botschafter Frankens großartige Pionierarbeit geleistet.
Können Sie ungefähr sagen, wie viele Lieder und Musikstücke sie zum Thema Heimat bereits bearbeitet/geschrieben haben?
Wahrscheinlich sind bei den meisten meiner Kompositionen die Einflüsse meiner Wurzeln zu hören. Die genaue Zahl weiß ich gar nicht. Mein jüngstes Chorlied „Mein kleines Dorf“ beschreibt die Beziehung, die man vielleicht ein Leben lang zu seinem Heimatdorf hat: Man wohnt zwar längst woanders, aber so eine emotionale Verbindung bleibt. Das kann jeder auf sein eigenes Heimatdörfle oder Heimatstädtle beziehen.
Beim „Würzburger Frauenländler“, einem Wortspiel aus einem Ländler und dem Würzburger Stadtteil Frauenland, finden sich, neben meinen Melodien, Ländler-Elemente und auch als Zitat das re-harmonisierte Würzburger Kirchenlied „Wir rufen an den teuren Mann, Sankt Kilian“.
Das Stück „Winter auf der hohen Rhön“ beschreibt die raue Hochrhön, wenn sie mit Eis und Schnee verzaubert ist. Da dieser Instrumentaltitel auf einer Plattform für sogenannte „Production Music“ veröffentlicht ist, trägt er dort einen international verständlichen Titel: „A Wonderful Winter Ride“. Das war die nachvollziehbare Idee des Produzenten.
Beim Lied „Die Schöppli hier in Franken“ mit dem augenzwinkernden Refrain „Schütt de Brüh noo!“ ist schon aus dem Titel ersichtlich, worum es geht.
Diese musikalischen Freiheiten gab es so noch nicht immer?
In der Tat! Ich genieße diese Freiheit, dass einem heutzutage niemand reinquatscht. Früher gab es die selbsternannte „Volksmusik-Polizei“, die den Musikanten vorschreiben wollte, was „echte Volksmusik“ ist und was nicht. Was man darf und was nicht. Das ist, Gott sei Dank, längst vorbei.
Es gibt inzwischen so viele originelle Musikgruppen in Franken, die kreativ sind und individuelle neue Musiken schaffen. Ich denke da spontan die Gruppen Häisd-n Däisd vomm Mee, die Kaufmannsware aus der Rhön, die Herzensblecher, die Kapelle Bomhard, Gankino Circus und viele andere großartige Bands.
Und ich gehe davon aus, dass Sie mit dem Ensemble Kilian, Kolonat und TonArt eine musikalische Heimat gefunden haben. Sehen Sie das auch so?
Ja, auf jeden Fall! Es ist ein Genuss, dass ich mit so hervorragenden Musikern spielen darf, die ebenso wenig in stilistischen Schubladen denken. Den Klarinettisten Andreas Güntsch, ein gebürtiger Kronacher, kenne und schätze ich aus dem Musikstudium. Er hatte schon damals immer mal bei unseren „Rhöner Läushammeln“ ausgeholfen. Seinen Ehrentitel „ Hugo Strassers einzig wahrer Enkel“ trägt „Güntschi“ zu Recht!
Mit Sebastian Strempel, einem studierten Jazz-Trompeter aus Bamberg, durfte ich am Musikkonservatorium in Würzburg in der Dixie-Combo und in der Jazz Big Band spielen. Er war über 20 Jahre mit Udo Jürgens auf Tournee und ist Mitglied im renommierten Orchester Pepe Lienhard .
Den jungen serbischen Akkordeonisten Siniša Ljubojevic habe ich eher zufällig kennen gelernt, als ich 2019 für einen BR-Fernsehauftritt im Residenzkeller Würzburg einen Begleitmusiker gesucht habe. Ihm kann man wirklich alles aufs Pult legen: Der spielt alles, selbst komplizierteste Harmoniefolgen. Ab und zu grinst er und meint: „Da, bei dem Stück, da könnte man noch einen hübschen Balkanteil einfügen“.
Wichtig ist uns, dass man unsere musikalische Handschrift erkennt. Im Idealfall sollen die Leute an der Klangfarbe hören, dass das die Band „Kilian, Kolonat und TonArt“ ist.
Mehr über das Ensemble Kilian, Kolonat und TonArt
Am Sonntag, 21. Januar, von 19.30 bis 20 Uhr werden auf Bayern2, dem Kulturradio des Bayerischen Rundfunks, in der Sendung „Musik für Bayern: Klassik, Pop und Jazz - Selbst gemacht!“ die neuen Musikaufnahmen von Kilian, Kolonat und TonArt vorgestellt.