Gegen den Kauf von Luftreinigungsgeräten für beide Schulgebäude und alle drei Kindergärten sprach sich der Bad Bockleter Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag aus. Mit dieser neuen Entscheidung hob er seinen eigenen Beschluss vom 13. Juli zur Anschaffung solcher Geräte auf. Stattdessen sollen nun CO2-Messgeräte in erforderlicher Stückzahl gekauft und die Räume ausreichend gelüftet werden. Lediglich Gemeinderätin Barbara Schultze ( CSU ) hielt an ihrer ursprünglichen Entscheidung fest und stimmte gegen diesen neuen Beschluss.
"Das Geld können wir uns sparen", leitete Bürgermeister Andreas Sandwall die Diskussion im Ratsgremium ein und merkte hinsichtlich der wohl nur noch begrenzten Einsatzdauer an: "Die Nachhaltigkeit dieser Geräte steht im Widerspruch zu den hohen Kosten." Zuvor hatte Kämmerer Patrick Könen anhand einer differenzierten Aufstellung je nach Gerätetyp aufgezeigt, mit welchen Kosten bei einer Versorgung aller Räume mit Luftreinigungsgeräten zu rechnen wäre. Beim Kauf einer notwendigen Vielzahl von Kleingeräten mit Hepa-Filter käme trotz hälftigem Zuschuss des Freistaats für beide Schulgebäude immer noch ein Eigenanteil von 16 500 Euro, für die drei Kindergärten insgesamt ein Anteil von 10 000 Euro auf die Gemeinde zu.
Keine Luftreiniger für Schulklassen: "Corona ist doch irgendwann vorbei"
Bei einer Entscheidung zum Kauf von Großgeräten, von denen nur eines pro Raum ausreichen würde, käme der zu zahlende Eigenanteil bei solchen mit Hepa-Filter auf 44 500 Euro für die Schulen und 27 000 Euro für die Kindergärten. Mittelgroße Luftreinigungsgeräte mit Hepa-Filter kämen wegen wiederum notwendiger höherer Stückzahl auf 93 500 Euro (Schulen) und 51 500 Euro (Kindergärten), Großgeräte mit UV-Filter wären mit Eigenanteilen von 117 300 Euro und 65 400 Euro am teuersten. Könen: "Der Markt ist vielfältig, die Preise auch." Frühzeitig vor der Beratung im Gemeinderat war jeweils ein Exemplar eines jeden Gerätetyps eine Woche lang in Schulräumen getestet worden. Die Kritik von Lehrkräften und Schülern war einhellig: Alle Geräte sind auf Dauer zu laut. Schulleiter Detlef Haas sprach sich deshalb gegen eine Vielzahl von Kleingeräten, allenfalls für Großgeräte aus. Er empfahl jedoch die Anschaffung von CO2-Messgeräten. Der Kämmerer stellte das Ratsgremium nun vor die Entscheidung: "Wollen wir die Luftreinigungsgeräte oder reicht das Lüften aus?"
Gemeinderätin Marion Albert ( CSU ) teilte die Meinung des Bürgermeisters bezüglich fehlender Nachhaltigkeit einer solchen Anschaffung: "Corona ist doch irgendwann vorbei." Auch Antje Kopp (Grüne) meinte, die Pandemie-Situation sei inzwischen eine ganz andere als noch vor Monaten. Diese Einschätzung teilte die Mehrheit des Ratsgremiums, zumal je nach Gerätetyp mit einer Lieferzeit von sechs Wochen bis drei Monaten gerechnet werden muss. "Dann haben wir wieder eine andere Situation."
Dies sah auch Martin Eisenmann (Grüne) so, der im Kreistag noch vor Wochen für die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten für die landkreiseigenen Schulen gestimmt hatte. Doch aufgrund der veränderten Corona-Situation sieht auch er inzwischen "keinen wirklichen Nutzen" dieser Geräte und hielt das Lüften der Räume für ausreichend. "In manchen Landkreis-Schulen kann nicht ausreichend gelüftet werden. Dies ist in Bad Bocklet anders." Helmut Wischang ( SPD ) wiederholte das Argument der Lehrkräfte und Schüler , dass die Geräte auf Dauer zu laut seien: "Kinder sind viel geräuschempfindlicher als Erwachsene."
Kritik wird laut: Kinder nicht gegen Corona geimpft
Allein Barbara Schultze ( CSU ) blieb bei ihrer Meinung. Sie verwies auf die aktuell steigenden Inzidenzwerte gerade in Schulen und Kindergärten. Die meisten Kinder seien nicht gegen Corona geimpft . Außerdem sei in den kalten Wintermonaten das ausreichende Lüften kaum möglich. Doch konnte sie sich mit ihrer Argumentation im Ratskollegium nicht durchsetzen.
So wurde nach ausführlicher Diskussion und Abwägung aller Argumente schließlich der ursprüngliche Ratsbeschluss vom Juli zum Kauf solcher Luftreinigungsgeräte vom Gemeinderat bei einer Gegenstimme (Schultze) aufgehoben und stattdessen nun die Anschaffung von CO2-Messgeräten für beide Schulen (gesamt etwa 2500 Euro) und alle drei Kindergärten (1000 Euro) beschlossen.