
Am Mittwoch bedeckt nur noch eine dünne Schicht Schnee die Blätter der Palme in Manfred Hornungs Vorgarten. Seit 25 Jahren lebt der gebürtige Großwenkheimer (Lkr. Bad Kissingen) nun in Clear Lake, einem Vorort südlich von Houston in Texas, aber einen solchen Winter hat er dort noch nie erlebt. Und während er auf dem Armand-Bayou-Fluss, der an den Häusern auf der anderen Straßenseite vorbei fließt, normalerweise seine Runden im Kanu dreht, schwimmen dort nun Eisbrocken.
Strom und Wasser sind für viele ausgefallen
In den USA tobt gerade ein heftiger Wintersturm, in sieben Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen – Texas ist einer von ihnen. "Wir hatten noch sehr viel Glück in unserer Nachbarschaft, weil wir nahe am warmen Wasser wohnen", erklärt der 62-Jährige. Die Verwandtschaft seiner Frau in den nördlicher gelegenen Städten Dallas und Fort Worth habe es schlechter getroffen: "Dort gibt es schon seit längerem keinen Strom mehr und die Temperaturen lagen zeitweise bei Minus 17 Grad Celsius. Sie haben dann ein Zelt im Wohnzimmer aufgebaut und am Kaminfeuer gecampt."
In Clear Lake wurde in der Nacht von Montag auf Dienstag mit Minus neun Grad Celsius ein Temperaturrekord gezählt. Seit Dienstagabend haben auch die Hornungs keinen Strom mehr, seit Mittwochmorgen kommt nur noch ein dünner Rinnsal aus dem Wasserhahn. "Das kann auch noch ein paar Tage so bleiben", schätzt der Unterfranke die Lage ein. Und nicht nur den Vorort hat es getroffen. In Houston, der viertgrößten Stadt Amerikas, geht es vielen der über sieben Millionen Bewohner ähnlich.

Bei den Hornungs steht nun der Campingkocher in der Küche, im Wohnzimmer lodert das gasbetriebene Kaminfeuer. Während seine beiden 19- und 20 Jahre alten Töchter auf dem Universitätscampus in der texanischen Hauptstadt Austin gut versorgt sind und mit ihren Freunden Schlitten fahren, wartet Manfred Hornung mit seiner Frau Stephanie und dem 16-jährigen Sohn Lucas nun zuhause weiter ab. Schulen und die meisten Betriebe sind geschlossen. Schnee und Eis haben alles lahmgelegt.
Auch im Johnson Space Center der NASA, wo der Ingenieur für Boeing an der Internationalen Raumstation ISS arbeitet, ist momentan der Betrieb eingestellt. "Sie haben im ganzen Gebäude den Strom abgestellt, weil der noch funktionierende Strom für die kritische Infrastruktur, wie beispielsweise die Krankenhäuser gebraucht wird", erklärt er. Nur eine kleine Einsatztruppe hält im Mission Control Center mit Notfallaggregaten ausgestattet die Stellung – schließlich muss die Internationale Raumstation weiter überwacht werden.
Minusgrade kennt man in Texas nicht
"Texas erlebt den härtesten Winter seit 120 Jahren", erklärt seine Frau Stephanie Hornung. Minusgrade? Das sei man dort einfach nicht gewohnt. Februar ist auch in Texas mit der kälteste Monat im Jahr, aber normalerweise hätte es dort nun an die 15 Grad Celsius. "Für mich sind diese Temperaturen ja ok. Das Wetter, das hier herrscht, hast du in Deutschland drei Monate lang", sagt der 62-Jährige. "Ich wundere mich nur, dass hier alles zusammenbricht."
Die Windräder sind eingefroren, Erdgaspumpen ausgefallen, es gibt weder Frostschutz noch Schneeräummaschinen, sagt der gebürtige Unterfranke. Während andere Bundesstaaten mit dem Wintereinbruch zurecht kämen, sei man im warmen Texas damit überfordert.
Und nachdem es gerade mit zwei Grad Celsius etwas wärmer geworden war, soll es in den nächsten Tagen weiter schneien. Ohne Strom müssen dann vielleicht auch die Hornungs ihre Betten vor dem Kaminfeuer im Wohnzimmer aufschlagen. "Für einen Tag habe ich den Schnee ja genossen, aber jetzt reicht es", so der Deutsche. "Beim Segeln in der warmen Galveston Bay fühle ich mich dann doch wohler."
Manfred 281-309-6901
Wie haben 24 Stunden keinen Strom gehabt, dann noch ein paar mehrstündige Stromausfälle , und zu 5. Im Wohnzimmer geschlafen, da Kamin. Dass die Häuser wesentlich weniger insuliert sind als in Gefilden die planmäßig Winter haben hilft natürlich Null.
"Luftschleuße" mit Duschvorhangstange & dicken Vorhängen im Eingangsflur fabriziert, da die Tür nicht gscheit dicht ist ( Hat 12C Unterschied ausgemacht). Im Kamin zu kochen war auch spannend, zum Glück war ich noch am Küchenherd "gelernt". Meinetwegen darf das gern ein Jahrundertereignis gewesen sein / bleiben, nochmal brauch ich den Spaß nicht.
Für mich ist nach wie vor unbegreiflich, wie viele Leute nicht umrissen haben, dass das heftig wird.
Grüße, Katrin aus K.
Noch ein kleiner Tipp von einem Oberlauringer an einen Grosswenkheimer. Investiere in ein Stromaggregat - es lohnt sich.