Echte-Körper-Ausstellung eröffnet
Die Wände sind mit schwarzen Tüchern verhangen. Es ist stockdunkel. Bis man das Tageslicht hinter sich gelassen hat und das Bewusstsein sich öffnet und eindringt in die geheimnisvolle Welt dieser toten Körper. Fast wird einem unheimlich, wenn man auf die Toten blickt, die hie und da hell erleuchtet in Vitrinen vor einem ,,wieder auferstehen".
Sie stellen auch als tote Körper Menschen dar, die ihr Gesicht wahren. Es sind bange, sorgenvolle Mienen. Da spürt man einen Anflug von Mitleid mit dem, der zustimmte, sich ,,in Plastik gießen" zu lassen. Über allem liegt aber auch ein Hauch des Sakralen - es ist vermutlich das, was Besucher in Leipzig schon als ,,pietätvollen Rahmen" für eine Ausstellung toter Körper beschrieben.
Die Ausstellung ist kein Genuss. Man muss bereit sein, sich der Welt der plastinierten Toten zu stellen, die einem gegenüber treten. Doch daneben gibt es interessante Infos: Es wird beispielsweise gezeigt, wie das Gehirn funktioniert und wie aus Samen und Eizelle ein Mensch entsteht, wie das Herz schlägt und wann es außer Takt gerät.
Nase, Rachen, Bauch und Lunge - alle möglichen Körper-Areale werden so zu sagen informativ unter die Lupe genommen. Große Schautafeln erklären die Zusammenhänge. Meistens jedenfalls. Bei manchen Exponaten steht leider gar nichts. Man sucht vergebens nach der Bewandtnis des Dargestellten. Der berühmte ,,Mensch in Scheiben" ist zwar plakativ aufgemacht. Aber warum er so daliegt und was man nun genau sieht, erfährt man nicht, wenn man auch noch so oft um die Vitrine herum läuft. Nachlesen kann man leider auch nichts darüber, was man sich im Schlachthof einverleibt hat, denn es gibt keinen Ausstellungskatalog.
Anders als Gunther von Hagens' ,,Körperwelten" will die Kissinger Schau, die von einem Londoner Anatomie-Institut kreiert worden sein soll, ,,keine spektakulären Darstellungen" bieten. Man hofft aber offenbar dennoch, mit den ,,Echten Körpern" ein Jahr lang eine Zugnummer für zahlende Gäste zu landen, wie am Samstag von Schlachthof-Pächter Gerhard Roßmann und Stadtratsmitglied Johannes R. Köhler zu hören war, die die Ausstellung eröffneten. Zahlreiche geladene Gäste fanden sich Punkt zehn Uhr ein, um den Auftakt mitzuerleben.