Schon seit mehr als zwei Jahren gibt es für die katholische Kirchengemeinde in Steinach mit den angeschlossenen Ortschaften Hohn, Nickersfelden und Roth keinen lokalen Pfarrgemeinderat mehr. Somit sind diese vier Orte auch nicht mehr in der übergeordneten, 17 Orte umfassenden Pfarreiengemeinschaft Bad Bocklet – Burkardroth durch eigene Repräsentanten vertreten. Weil aber auch im November die Wahl zur Kirchenverwaltung ansteht, bemühen sich nun einige engagierte Einwohner der Steinacher Kirchengemeinde, unterstützt von Pfarrer Velangini Thumma und Dekan Stephan Hartmann, um die Gründung eines ehrenamtlichen Gemeindeteams, dessen Mitglieder sich künftig vor Ort in der Organisation des aktiven Kirchenlebens engagieren und die Interessen der Kirchengemeinde im überörtlichen Pfarrgemeinderat vertreten.
Gemeindeteam zum Erhalt des kirchlichen Lebens
Nach einem ersten Informationstreffen im Juni soll nun bei einer weiteren Zusammenkunft am Mittwoch, 17. Juli um 19:30 Uhr im Alten Pfarrhaus ein solches Gemeindeteam gegründet werden. Hierzu lädt der Initiativkreis „Unser Dorf“ die Katholiken aller vier Ortschaften unter dem Motto „Läss mer emo die Kirch im Durf“ ein, „um den Erhalt unseres kirchlichen Lebens zu sichern“ und die lokalen Interessen auch gegenüber Pfarreiengemeinschaft, Diözese und Pfründestiftung, Eigentümerin aller kirchlichen Immobilien, aktiv vertreten zu können.
Zahl der Interessierten ist gering
Obwohl die Initiatoren zwei Wochen vor dem ersten Informationstreffen etwa 1 000 Flyer an die Haushalte in Steinach, Hohn, Nickersfelden und Roth verteilt und vielen Bewohnern diese sogar in einem persönlichen Gespräch überreicht hatten, war am 20. Juni gerade mal ein Dutzend Zuhörer erschienen. Doch zum Bedauern der Veranstalter waren dies überwiegend „Altverdiente“, die zwar unverändert am heimischen Pfarreiwesen interessiert sind, sich aber nach Jahrzehnten des Ehrenamts nicht mehr einbringen wollen oder dies altersbedingt nicht mehr können. Selbstverständlich sind auch im neuen Gemeindeteam ältere Mitbürger als Ratgeber ausdrücklich erwünscht, kennen doch gerade sie die Traditionen am besten. Doch im Juni fehlte vor allem das „Mittelalter“ der 25- bis 45-Jährigen, mussten die damals Anwesenden leider feststellen, also die „Eltern in der Gründerphase zwischen Hochzeit und Firmung“, die doch gerade ihrer Kinder wegen das größte Interesse an der Aufrechterhaltung des Kirchenlebens im Heimatort haben sollten. Schließlich geht es doch um die Jugendarbeit, um Sternsinger und Ministranten, die Kindergottesdienste , den Martinsumzug, aber auch um die Sicherung von Veranstaltungsmöglichkeiten, also um die kirchliche Gemeinschaft und den Kirchenstandort Steinach insgesamt. Gerade deshalb wurde damals im Juni auch das Fehlen von Vereinsfunktionären und Lokalpolitikern besonders bedauert.
Selbstbestimmung soll bleiben
„Aber vor allem die Eltern sind es ihren Kindern schuldig, sich für die Erhaltung unseres lokalen Pfarreilebens und der damit verbundenen Traditionen zu bemühen“, meint Frank Schmitt, der sich seit Jahrzehnten im Steinacher Heimatverein engagiert. „Auch Kirche ist schließlich ein Stück Heimat und gehört zum Dorf.“ In der Pfarreiengemeinschaft Bad Bocklet – Burkardroth und gegenüber der Kirchenverwaltung sollten die Bewohner künftig verstärkt „Flagge zeigen“, drängen die Initiatoren zu mehr kirchlichem Engagement in ihren vier Ortschaften. Denn sollte die Gemeinde bei der nächsten Wahl im November keine lokale Kirchenverwaltung zustande bringen, geht die Steinacher Verwaltung mit sämtlichen Unterlagen an das Pfarrbüro Bad Bocklet beziehungsweise die Pfarreiengemeinschaft. Davor hatte die Kirchenverwaltung bereits im Mai in einem offenen Brief gewarnt. „Dann würden wir unsere Selbstbestimmung aufgeben“, warnt Schmitt vor nicht absehbaren Folgen für das Kirchenleben im Dorf. „Wer selbst nicht handelt, der wird behandelt. Keine Stimme bedeutet keine Mitsprache und keine Mitbestimmung.“
Mehr Engagement ist gefragt
Die Katholiken aller vier Ortschaften müssen sich deshalb stärker einbringen, fordert der Initiativkreis. Sonst könnten der Weiße Sonntag, die Christmette und Osternacht oder Fronleichnam künftig nicht mehr im Heimatort stattfinden. Die Bindung der Kinder an ihre Pfarrei und ihre Dorfgemeinschaft würde dann leiden oder ganz verloren gehen. Diese Kirchenfeste weiterhin zu ermöglichen, soll das neue Gemeindeteam aus Ehrenamtlichen gewährleisten. Nach dessen Gründung wird es zunächst darum gehen, Vorschläge und Ideen aus den Orten zu sammeln, weshalb möglichst aus jedem Ort mindestens zwei, aus Steinach vielleicht sogar vier Vertreter im neuen Gemeindeteam mitwirken sollten.
Die Kirche als Teil der Heimat
„Als stärkste Pfarrei in der Gemeinde Bad Bocklet mit etwa 1 200 Katholiken sind wir es unseren Kindern schuldig, unsere kirchlichen Einrichtungen und das aktive Kirchenleben auch in Zukunft zu erhalten“, hofft Frank Schmitt auf eine hohe Teilnehmerzahl beim Gründungstreffen am 17. Juli. „Wir dürfen nicht zusehen, wie Traditionen zerbröckeln, nur weil wir nicht bereit sind, uns zu engagieren und zu organisieren.“ Aus verständlichen Gründen könne sich heutzutage nicht mehr jeder mit der katholischen Kirche identifizieren, wissen auch Schmitt und seine Kollegen im Initiativkreis. „Aber wem etwas am kirchlichen Leben und unserer Dorfgemeinschaft liegt, sollte nicht abwarten“, mahnen die Veranstalter des Treffens zur Gründung des Gemeindeteams. „Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen, anstatt sich wegzuducken.“ Kirche sei schließlich nicht nur das Gebäude, Glaube und Liturgie, gibt Frank Schmitt zu bedenken: „Kirche ist auch ein Stück Heimat.“