Das war ein aufregender Sommer für Dr. Diethard Dittmar. Der Dopingarzt nahm als Kontrolleur nicht nur an den Olympischen Spielen, sondern auch den Paralympics in London teil. Die Erfahrung hat ihm so viel Freude bereitet, dass er schon daran denkt, sich für die Winterspiele 2014 im russischen Sotschi zu bewerben.
Beeindruckt zeigte sich der Maßbacher vor allem vom Londoner Publikum, das die behinderten Sportler mit der gleichen Begeisterung gefeiert hat, wie kurz zuvor die Teilnehmer der Olympiade. „Die Atmosphäre war genauso“, betont Dittmar, für den der zweite Arbeitseinsatz im Dienst des sauberen Sports deutlich entspannter verlief. Da sein Dienst immer erst am Nachmittag begann, hatte er in den zwölf Tagen auch ausreichend Gelegenheit, die touristischen Highlights der Weltstadt an der Themse aufzusuchen. Auch die Unterbringung war wesentlich komfortabler als im August, das Frühstück in einem nahegelegenen Hotel empfand er geradezu als fürstlich.
Zudem hatten die Dopingkontrolleure diesesmal eine Akkreditierung für alle Wettkampfstätten erhalten. Es sei zwar offiziell nicht vorgesehen gewesen, den Ausweis privat zu nutzen, räumt Dittmar ein, trotzdem hätten die meisten Kontrolleure die Gelegenheit wahrgenommen, bei Wettkämpfen nach freien Plätzen Ausschau zu halten.
Die Dopingkontrollen selbst empfand Dittmar als zum Teil recht schwierig. So mussten sich querschnittsgelähmte Sportler selbst einen Katheter legen, um ihre Urinprobe abgeben zu können. Eingesetzt war der Arzt in der in den Docklands gelegenen Excel-Halle, wo die Wettkämpfe in Judo sowie Rollstuhl-Tischtennis und -Fechten ausgetragen wurden. Auch die blinden oder zumindest stark sehbehinderten Judoka hätten Probleme gehabt, die Formulare zu unterschreiben.
Fußball für Blinde
Schwer beeindruckt zeigte sich Dittmar von den Leistungen der gehandicapten Sportler. Insbesondere Rollstuhl-Basketball oder Fußball für Blinde haben ihn fasziniert. „Ich habe gar nicht gedacht, dass so etwas möglich ist“, sagt er über die Kicker. Problematisch sei häufig allerdings eine gerechte Einteilung der Klassen zu finden. Der Unterschied, ob beispielsweise ein Judoka gar nichts sieht oder doch noch schemenhafte Umrisse seines Gegners erkennen kann, sei schließlich erheblich.
Zwei Dopingfälle sind im Vorfeld der Paralympics bekannt geworden. Dittmar kann sich gut vorstellen, das behinderte Sportler generell weniger kontrolliert werden, als die anderen. Er jedenfalls habe in seiner jetzt siebenjährigen Tätigkeit noch keine zehn behinderten Sportler kontrolliert, sagt der Arzt.
Das Erlebnis Olympia muss wohl ein gewisses Suchtpotenzial beinhalten. Jedenfalls weiß Dittmar, dass die meisten Kontrolleure, die in London waren, auch bei den nächsten Spielen dabei sein wollen. Er gehört auch dazu. Die Winterspiele in Sotschi 2014 würden ihn schon sehr reizen. Und natürlich auch die nächsten Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016. Allerdings hat er gehört, dass Grundkenntnisse in Portugiesisch verlangt werden. Und da lässt die Begeisterung schon etwas nach. „Ob ich mir das antue, weiß ich nicht“, sagt Dittmar, der schon etwas mit der Englischpflicht in London gehadert hatte.