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Kothen
Kapelle Kothen: Musik seit 140 Jahren
Einer der ältesten Blasmusikvereine im Landkreis Bad Kissingen feiert Jubiläum: Vor 140 Jahren wird in Kothen zum ersten Mal gespielt.
Was wäre ein Fest ohne Blasmusik. Die Kothener Musikanten spielten bei jedem Fest - wie hier in den 70er Jahren - gerne auf.  Fotos: Archiv Musikverein Kothen       -  Was wäre ein Fest ohne Blasmusik. Die Kothener Musikanten spielten bei jedem Fest - wie hier in den 70er Jahren - gerne auf.  Fotos: Archiv Musikverein Kothen
| Was wäre ein Fest ohne Blasmusik. Die Kothener Musikanten spielten bei jedem Fest - wie hier in den 70er Jahren - gerne auf. Fotos: Archiv Musikverein Kothen
Peter Klopf
 |  aktualisiert: 18.08.2022 15:10 Uhr

Seit 140 Jahren wird in Kothen Blasmusik gespielt. Mit einem kurzweiligen Kommersabend feierte der Musikverein jetzt dieses Jubiläum im Kothener DJK Sportheim. Dabei standen nicht nur Reden, sondern neben spannender Musik auch ein Rückblick auf 14 Jahrzehnte Blasmusikgeschichte im Vordergrund.

Mit unterhaltsamen Werken, wie "Leuchtfeuer", "Zauberland" von Kurt Gäble oder dem Schlager "You Raise Me Up" von Rolf Løvland und Brendan Graham umrahmte die Musikkapelle des Musikvereines Kothen unter der musikalischen Leitung von Thomas Reuß den Abend. Besonderes Highlight war James Last's Schlager "Einsamer Hirte" mit Marie Hergenröder als Solistin an der Querflöte.

Geschichte in Bildern

Auf charmante Weise führte sehr professionell Lena Böhm durchs Programm und ließ die 140 Jahre der Blasmusik in Kothen Revue passieren. Mit digitalem Bildmaterial, welches Carlo Bauer und Vanessa Vogler zusammengestellt hatten, entstand vor den Augen der Zuhörer ein grandioses Bild der wechselhaften Geschichte des Vereines. Der Vorsitzende des Musikvereines Markus Witzel betonte bei der Begrüßung: Der heutige Abend dient auch dazu, einfach Danke zu sagen.

"Danke, den Gründungsvätern, die sich zusammengetan und die Blasmusik gegründet haben, allen nachfolgenden Vorstandschaften, den Musikern, den Dirigenten, die den Verein zu dem gemacht haben, wo wir jetzt stehen. Es tut uns gut das Kulturgut Blasmusik in Kothen aufrecht zu erhalten." Bürgermeister Jochen Vogel sagte: "Die Sprache der Musik ist die Leidenschaft. Ich bin froh, dass der Verein weiterhin die Feste bereichern kann."

Bereicherung fürs Leben

Landrat Thomas Bold führte aus: 140 Jahre Blasmusik , damit seid ihr eine der ältesten Kapellen im Landkreis Bad Kissingen. Dass sich Menschen mehr engagieren, als andere, ist auch wichtig und macht das Leben in unserem ländlichen Raum liebenswert. Ihr bereichert mit eurer Musik das dörfliche Leben." Weitere Grußworte überbrachte Diakon Kim Sell im Namen der Pfarrgemeinde. Er dankte im besonderen Maße für den Einsatz der Kapelle bei kirchlichen Veranstaltungen. Ehrenmitglied Winfried Elm aus Berlin stellte bei seinen Grußworten den Gedanken in den Raum: "Wer nicht manchmal stehen bleibt und zurückschaut, weiß nicht, wie weit er schon gekommen ist." Unter dem Punkt Ehrungen wurden Karl Dätig und Otmar Bauer für ihre besonderen Verdienste um den Musikverein zu Ehrenmitgliedern ernannt. Dätig ist seit 1955 aktiver Musiker und war sichtlich überrascht und nicht vorbereitet. Er richtete den Appell an die Kothener Bürger: "Unterstützt diesen Verein, er ist es wert, dass er gefördert und erhalten bleibt." Bauer, seit 1988 förderndes Mitglied, hatte selbst nicht die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen. Er unterstützte jedoch nicht nur die Musikausbildung seiner Söhne, sondern den Verein, wo immer er konnte.

Geschichte

Nach Informationen und Erzählungen alter Musikanten, bestand schon 1878 eine Musikkapelle in Kothen . Georg Halbleib war damals der Leiter der Kapelle. Weitere Führungskraft waren ein Lehrer namens Kirchner, der 14 Kothener Jungmänner für Blechblasinstrumente ausbildete. Zur damaligen Zeit erlebte die Blasmusik in Kothen einen Höhepunkt, sowohl in der Besetzung als auch in der Qualität der Musik. Der Erste Weltkrieg setzte diesem Hoch ein vorläufiges Ende. Als alle Musikanten wieder wohlbehalten zurückkamen, setzten sie die musikalischen Aktivitäten unter der Führung von Anton Treitz im Stile früherer Jahre fort. 1922 kam ein ausgezeichneter Trompeter, Jakob Vogt, nach Kothen , der sich sofort mit der Nachwuchsausbildung für die Kapelle befasste. Der Kauf von Musikinstrumenten war für viele damals ein großes finanzielles Problem. 1932 übernahm Anton Dätig die Leitung der Musikkapelle und befasste sich gleichzeitig mit der Nachwuchsausbildung. Als sich die neuformierte Kapelle gut eingespielt und öffentliche Erfolge hatte, kam der Zweite Weltkrieg und riss die musikalische Gemeinschaft erneut auseinander. Zu den vom Krieg übriggebliebenen Musikanten kamen im Winter 1947 neue Musikanten hinzu, welche die Blasmusik neu aufleben ließen. 1963 gab Anton Dätig - nach über 30-jähriger Leitung der Kapelle - die Führung an Hermann Böhm ab, der zusammen mit Alfons Kraus die Nachwuchsausbildung weiterführte. 1970 konnte man den Oberleichtersbacher Musikfreund Karl Wiesner als Dirigent gewinnen, der zu jeder Probe und jedem Auftritt nach Kothen und Umgebung kam. In diesem Jahr bekamen die Musikanten ihre erste Tracht, bestehend aus grünem Hut mit Feder und grüner ärmelloser Jacke mit dem aufgenähten Vereinszeichen. Der erste Vereinsausflug führte nach St. Georgen bei Eisenstadt/ Burgenland. Im Herbst 1973 übergab Karl Wiesner sein Dirigentenamt an den jüngeren Musikkollegen Josef Leitner aus Oberleichtersbach. Ein musikalischer Höhepunkt war 1974 der Auftritt beim Herbstball der Freiwilligen Feuerwehr in Pinneberg bei Hamburg vor rund 600 Gästen. 1978 feierte der Musikverein sein 100-jähriges Bestehen mit einem viertägigen Fest samt Festzug. 1982 wurde die Musikkapelle ins Vereinsregister eingetragen. Der Verein bestand damals aus 28 aktiven und 20 passiven Mitgliedern. Im Jahre 1987 trat die Kapelle dem Nordbayerischen Musikbund (NBMB) bei. Im Winter 1988/89 wurde der Proberaum mit viel Eigenleistung zusammen mit der Feuerwehr renoviert. Im Mai verschönerte die original fränkische Tracht das optische Bild der Kapelle. Seit 1986 lag die musikalische Verantwortung bei Helmut Kraus , der die 42 aktiven Musiker dirigierte. Im Jahre 1999 befanden sich 17 Jugendliche in der Ausbildung. In den folgenden Jahren nahm die Kapelle an diversen Wettbewerben des NBMB teil. 2001 zählte der Verein 35 aktive und 72 passive Mitglieder. 2003 feierte man das 125-jährige Bestehen mit einem Festzug, an dem 38 Vereine teilnahmen. 2005 nahm die Kapelle erstmals am Wiesbadener Faschingsumzug und der Freudenberger Kerb teil. Seit dieser Zeit ist der Musikverein fester Bestandteil beider hessischen Veranstaltungen.

2007 musizierte die Kapelle auf Einladung zweier Sparkassengesellschaften im badischen Kehl am Rhein. Der fehlende Nachwuchs und das Fernbleiben von Musikern war ein großes Problem, was das Ende für den Verein bedeutete. Nach einer Krisensitzung, einem Jahr Auszeit und neuer Ausrichtung kehrten einige ehemalige Musiker zurück, so dass mit einem Frühlingskonzert 2014 ein Neustart erfolgen konnte. Zwei Jahre später, 2016, gab nach 30-jährigem Dirigat Helmut Kraus den Taktstock an den Musiklehrer Thomas Reuß weiter. Thomas Reuß war es ein Anliegen, die Ausbildung der Nachwuchsmusiker zu forcieren. Die Ausbildung der jungen Kothener Musikanten findet seitdem in Kothen statt mit Musiklehrern der Musikschule Bad Brückenau. 2017 wurde das Vororchester des Musikvereines Kothen gegründet. klk

 
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