Nick Schander gehört zu den besten Kampfsportlern in Bayern. Kein Wunder, dass der 25-Jährige mit einer Profi-Karriere liebäugelt. Im Steilpass-Interview verrät der Schweinfurter, warum der Bad Kissinger Sambo-Trainer Albert Köpplin so wichtig für ihn ist und warum die Fachkraft für Schutz und Sicherheit demnächst fünf Wochen in Thailand ist – ohne Urlaub zu machen.
Wer hat Sie angespielt?
Nick Schander : Das war Kai Friedensohn, den ich vom Sambo-Sport in Bad Kissingen kenne und mit dem ich schon allerhand erlebt habe. Jetzt boxt er ja für den TSV, aber manchmal sehen wir uns noch an unserer gemeinsamen Trainingsstätte, der „kalten Halle“. (lacht).
Wie sieht Ihr Laufweg aus?
Mit sieben oder acht Jahren habe ich mit Taekwondo begonnen, später kamen Boxen und Kickboxen dazu. Mit 16 Jahren wurde das alles intensiver beim Fightclub Schonungen. Mit 17 Jahren bin ich dann parallel zu Sambo-Bundestrainer Albert Köpplin nach Bad Kissingen gekommen und wurde als 18-Jähriger schon Deutscher Meister. Seitdem habe ich meinen Titel immer verteidigt und will dies demnächst wieder tun. In meiner Gewichtsklasse gibt es nicht so viele gute Kämpfer. Ein Sieg ist auch deshalb wichtig, um mich für internationale Kämpfe wie Weltmeisterschaften oder den Worldcup zu qualifizieren.
Sie sind also ein wahrer Kampfsport-Experte. Wo liegen Ihre Schwerpunkte?
Der Schwerpunkt aktuell liegt sicher beim Combat Sambo , wo ich Teil der Nationalmannschaft bin. Um mich zu verbessern und an Schwachstellen zu arbeiten, trainiere ich ebenso Ringen, Boxen oder Kickboxen, bin da auch in verschiedenen Klubs. Mein Ziel ist es aber, ins Mixed Martial Arts-Business einzusteigen. Dafür war ich vergangenes Jahr schon in einem Trainingscamp in Thailand , wo ich demnächst wieder für fünf Wochen hingehe. Das ist das Tiger-Muay-Thai-Camp in Phuket, wo die weltbesten Kämpfer trainieren.
Sie sind durch Ihren Sport richtig viel in der Welt herumgekommen. Können Sie uns weitere besondere Orte nennen, wo sie schon durch Ihren Sport waren?
In Russland war ich sehr oft, zum Beispiel in Moskau oder Sibirien. Aber auch in Südkorea, Frankreich, Spanien, Litauen, Lettland oder Usbekistan.
Wie organisieren und finanzieren Sie dies alles? Gibt es Preisgelder in Ihrem Sport?
Combat Sambo ist in Deutschland nicht sehr bekannt, daher ist es schwierig, Sponsoren zu finden. Die haben halt nichts davon, wenn ich zum Beispiel in Usbekistan kämpfe, auch wenn viele der europäischen und asiatischen Gegner Vollprofis sind. Kleinere Sponsoren unterstützen mich für Flug und Hotel, aber das meiste finanziere ich aus der eigenen Tasche. Auch den Aufenthalt in Thailand . Für meinen Sport nehme ich eigentlich meinen kompletten Urlaub, auch mal unbezahlt.
Stimmt es, dass Sie sich auch ein Leben als Profi-Kampfsportler vorstellen könnten?
Absolut. Ich habe so viel Zeit und Energie in meinen Sport reingesteckt, dass ich das anstrebe. Nach der Arbeit geht es meistens gleich zum Training. Wenn ich nicht arbeiten muss, trainiere ich auch mal zweimal am Tag. Fürs Sparring fahre ich auch schon mal nach Frankfurt. Wenn ein Manager mir einen guten Vertrag vorlegt, würde ich meinen Beruf aufgeben.
Um in der Kurstadt zu bleiben: Wie wichtig ist Sambo-Trainer Albert Köpplin für Sie?
Albert ist mein Haupttrainer, er hat mich geformt und zu einem Mann gemacht. In den sieben Jahren bei Albert, war ich mit ihm mehr unterwegs als mit manchem Kumpel. Albert hat mir auch geraten, mir erst einmal einen Namen im Combat Sambo zu machen, um erst dann eine Profi-Karriere im MMA zu starten. Das ist noch einmal ein anderes Kaliber, ein moderner Gladiatorenkampf. Für einen Profi hätte ich jetzt das passende Alter, aber ich muss weiter Gas geben.
Als Kampfsportler muss man einstecken können. Kann man das lernen, Schmerz zu ertragen?
Verletzungen, auch größere, gehören ab einem gewissen Niveau zum Kampfsport . Das muss man wissen und akzeptieren. Aber wenn man für seinen Sport so brennt wie ich, dann ist es egal, was im Ring oder auf der Matte passiert. Schmerzen sind Teil des Sports.
Ihre Quote von K.O.-Siegen ist beeindruckend sein. Sind das die besten Kämpfe, die Sie vorzeitig gewinnen?
K.O.-Siege sind für Kampfsportler die schönsten Siege und für die Zuschauer natürlich spektakulär. Ein Punktsieg ist aber besser für die Analyse und den eigenen Lerneffekt. Albert ist zum Beispiel nie zufrieden mit mir, egal wie ich kämpfe oder gewinne. Dafür feiere ich ihn. Er freut sich für mich, aber er will vor allem, dass ich besser werde. Er findet überall Fehler, und das mag ich. Sonst verlernt man, hundert Prozent zu geben.
Im Combat Sambo haben Ihnen russische Sportler den Spitznamen „der schreckliche Deutsche“ verpasst. Warum denn?
Das stimmt tatsächlich. Ich habe mal in Rumänien einen Gegner aus Uruguay mit Kopfstößen, die beim Combat Sambo erlaubt sind, vorzeitig besiegt. Das hat ein russischer Trainer gesehen und mich später dann mal so genannt. Der Spitzname ist geblieben.
Und fühlt sich der Spitzname jetzt für Sie seltsamer an durch den Krieg in der Ukraine ?
Der Sport hat nichts mit Politik und schon gar nicht mit diesem Krieg zu tun. Die besten Freunde finde ich auf der Matte oder im Ring und nicht auf dem Schlachtfeld.
An wen spielen Sie weiter?
An Denis Justus, den ich vom Sambo kenne. Ich habe erst vor kurzem erfahren, dass er auch Fußball spielt. Da bin ich gespannt, was er zu erzählen hat.dort aktiv sein. Und zwar nicht zwangsläufig als Fußballer . Jeder Sportler und jede Sportlerin darf angespielt werden. Abwechslung ist angesagt!
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