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Staatsbad Brückenau
Ein Öperchen für Kinder
Das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau hat mit einem Puppenspieler Mozarts „Zauberflöte“ für Grundschüler aufgeführt. So hat das funktioniert.
Eine rundum spannende und trotzdem gelöste Aufführung von „Papageno und die kleine Zauberflöte“ bot das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau (BKO) zusammen mit Puppenspieler Rainer Hipp im König Ludwig I.-Saal für die (Grund)Schulen des Landkr...       -  Eine rundum spannende und trotzdem gelöste Aufführung von „Papageno und die kleine Zauberflöte“ bot das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau (BKO) zusammen mit Puppenspieler Rainer Hipp im König Ludwig I.-Saal für die (Grund)Schulen des Landkreises Bad Kissingen.
Foto: Gerhild Ahnert | Eine rundum spannende und trotzdem gelöste Aufführung von „Papageno und die kleine Zauberflöte“ bot das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau (BKO) zusammen mit Puppenspieler Rainer Hipp im König Ludwig I.-Saal ...
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:07 Uhr

Als Mozarts Oper „ Die Zauberflöte “ am 3. September 1791 das erste Mal in Emanuel Schikaneders Freihaustheater auf der Wieden, dem zweiten der Wiener Vorstadttheater, aufgeführt wurde, da tobte das Publikum nicht vor Begeisterung sondern war eher reserviert. Aber das änderte sich sehr schnell – sehr zur Freude des Theaterdirektors, der händeringend nach Einnahmen suchte und das Libretto mangels geeigneter Angebote selbst verfasst hatte.

Dass die Oper schließlich so gut ankam, hatte ihre Ursache in ihrer Mischung aus Opera seria und Opera buffa und ließ sich nicht einordnen. Das heißt: Das Lachen war eingeplant. Schikaneder muss in seiner Inszenierung tatsächlich vor allem auf das Volkstümliche, Heitere, Lachstürme Provozierende gezielt haben, und das mit Erfolg. Denn sonst wäre es nach dem verhaltenen Start dank wachsender Begeisterung nicht zu weit über 200 Aufführungen allein im Freihaustheater gekommen.

Heranführen an die Oper

Heute ist die „ Zauberflöte “ die weltweit meistaufgeführte Oper – sicher nicht zuletzt dank ihrer großen Unterhaltsamkeit. Und man hört sogar immer wieder mal den Satz: „Jedes Kind kennt die , Zauberflöte ’“. Ein Satz, mit dem man behutsam umgehen sollte. Immer noch nicht richtig, aber schon weniger falsch wäre er Satz: „Viele Kinder kennen das Märchen von der Zauberflöte “.

Denn die Oper hat ja neben diesem, die Opera buffa bedienenden Element, auch noch einen durch und durch ernsthaften Aspekt: die Tugenden und Riten der Freimaurerei – wobei die Flöte eines der verbindenden Elemente der beiden Welten ist. Und das ist der Teil der Oper , den die Kinder nicht kennen und der ihnen auch nur schwer zu erklären ist.

Trotzdem ist gerade die „ Zauberflöte “ bestens geeignet, Kinder im Grundschulalter an die Oper heranzuführen, wie das das Brückenauer Kammerorchester jetzt in vier Vorstellungen in Zusammenarbeit mit dem „münchner puzzletheater“ getan hat. Denn auf Mozarts streckenweise pfiffige, witzige, dann wieder betrübliche Musik reagieren die jungen Leute unmittelbar und lassen sich gefangen nehmen.

Höchst geschickt bearbeitet

Aber die Oper war von Carlos Domínguez-Nieto, mit dem die Brückenauer schon mehrfach zusammengearbeitet haben, und seiner Truppe inhaltlich und didaktisch höchst geschickt bearbeitet worden. Die Spielzeit war von drei Stunden auf für Kinder zu bewältigende 50 Minuten eingedampft worden.

Und das war vor allem deshalb möglich, weil der ganze Freimaurerblock gestrichen war. Tamino und Pamina, beide als Puppen, tauchten nur dann auf, wenn es für die Auslösung oder den Fortgang der Papageno-Handlung erforderlich war, und waren trotzdem gut integriert. Auf die bekanntesten Arien und Duette wollte trotzdem niemand verzichten: „Der Hölle Rache“ schleuderte nicht die Königin der Nacht, sondern eine Sopranblockflöte in die erschrockene Welt, Sarastros „In diesen Heiligen Hallen“ war aus dem Off des Bühnenhintergrundes zu hören.

Papageno und die Puppen

Das Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ wäre dramaturgisch nicht nötig gewesen, war aber natürlich eine hochwillkommene Zugabe. Das neue Öperchen konnte aus gutem Grund „Papageno und die kleine Zauberflöte “ heißen.

Der Titel zeigt schon die Gewichtung: Papageno war der einzige Mensch unter den Schauspielern und somit erkennbar die Haupt-, Kontakt- und Identifikationsfigur für die Kinder. Alle anderen wurden von dem Puppenspieler Rainer Hipp zum Leben erweckt: Tamino, Pamina, Papagena, Monostatos und da Schlangenungeheuer. Halt! Stimmt nicht: Die drei schlangentötenden Damen wurden von Musikern aus dem kleinen Orchester gesungen.

Witziger und klarer

Es wurde eine rundum spannende und trotzdem gelöste Aufführung nicht nur für die Kinder. Schon die ersten Töne der Ouvertüre machten deutlich, dass die solistische Besetzung der Streicher die Musik witziger und klarer macht als eine pastosere Großbesetzung. Und die Musik behielt ihre Funktion als Spaßmotor durch die ganze Oper .

Aber auch die Stimmen überzeugten. Philipp Gaiser war ein tenoral höchst beweglicher Papageno, der sofort Kontakt zu den Kindern fand und sein Liebesunglück geradezu erschütternd gestaltete – bis die Richtige kam. Ausgezeichnet funktionierte die Zusammenarbeit mit den Puppen und ihren Stimmen im Hintergrund: Laura Faig als Papagena (und im Duett als Tamina). Aber wirklich verblüffend war Michael Braun . Er sang den Tamino, Monostatos und Sarastro und konnte problemlos zwischen den verschiedenen Stimmlagen wechseln.

Unausgesprochenes Kompliment

Natürlich kann man nicht 150 Kinder eine Stunde lang vollkommen stumm schalten. Und der eine oder andere zelebrierte seinen unaufschiebbaren Gang zur Toilette auch als konkurrierenden Auftritt. Aber dass die Stimmung über weite Strecken sehr konzentriert war – schon die Schikanedersche Sprache ist ja nicht ganz so einfach zu verstehen – können alle Akteuere auf der Bühne als unausgesprochenes Kompliment verstehen.


Nur ein kleiner Gedanke hielt sich noch: Vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, auch die Papagena als Mensch und nicht als Puppe auf die Bühne zu bringen. Nicht nur, weil sie und Papagena sich auf natürlicher Augenhöhe begegnet wären und die Beziehung intensiver gewirkt hätte. Aber auch, weil man das Zueinanderkommen der beiden nicht hätte streichen müssen, sondern ausspielen können. Denn die „Enthexung“ von Papagena wäre etwas für die Kinder gewesen; da wären sie voll drauf abgefahren. Bei einer Puppe lässt sich diese Verwandlung schon in geringem Abstand nicht mehr gut erkennen.

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