
Er ist der Söder, der Aiwanger, immer noch der Stoiber und manchmal auch die Merkel: Kabarettist Wolfgang Krebs , der mit Stimme, Inhalt und Perücke die Illusion schafft, dass man über Politiker und Politikerinnen nur noch eines kann – nämlich lachen. Das stellt er am 15. Dezember 2024 in Bad Kissingen unter Beweis. „Ich bin der Künstler für die gute Laune, die wir momentan mehr denn je brauchen“, sagt er im Interview. Privat allerdings ist er durchaus ernst – und er erzählt auch vom schwersten Auftritt seines Lebens, bei der Trauerfeier zum Tod seiner Kollegin und Freundin Lizzy Aumeier.
Herr Krebs, was können denn Ihre Gäste am 15. Dezember 2024 in Bad Kissingen von Ihnen erwarten?
Meine Weihnachtsgala. Das ist ein ganz lockeres Programm, ein Best-of. Es treten alle meine Figuren auf, die ich jemals gespielt habe: Der Stoiber , Innenminister Herrmann, die Merkel, der Herr Beckstein, ein bisschen Politik und ganz viel Spaß. Wir müssen in diesen Zeiten lachen, lachen hilft immer.
Was verhagelt Ihnen denn die Laune?
Mein Pluspunkt ist, dass ich ans Gute im Menschen glaube. Und daran, dass politische Probleme lösbar sind.
Donald Trump wird wieder Amerika regieren, in Europa tobt ein Krieg, ich könnte Ihnen jetzt unzählige Stichworte geben, wo einem das Lachen im Hals steckenbleibt. War die Welt früher vielleicht einfacher?
Es gab immer Herausforderungen, die auch gelöst worden sind. Doch heute versuchen die Politiker und Politikerinnen, die Themen spalterisch darzustellen. Ich glaube, Lösungen funktionieren nur, wenn Kräfte zusammenarbeiten. Kürzlich war Dr. Gerd Müller , der frühere Entwicklungsminister, in meinem Programm. Der hat mich dran erinnert, dass wir auch einmal ein Ozonloch hatten und dass sich die Atmosphäre durch ein konzertiertes Verbot von Chemikalien erholen konnte. Ich glaube, die Welt kann – auch im Hinblick auf den Klimawandel – gerettet werden, weil sich die Intelligenten auf lange Sicht durchsetzen werden, nicht die Populisten.
Nun ja. Mit Trump wird ein Populist vier Jahre lang ein mächtiges Land regieren.
Warum schauen wir immer auf Amerika? Ja, Trump ist Klimawandelleugner, aber in anderen Ländern tut sich doch immens viel. Indien, China, Japan, die sind in Sachen Klimaschutz weit vorne. Wir dürfen uns nicht nach den alten Mächten ausrichten – außerdem muss jeder schauen, was er tun kann.
Was tun Sie?
Früher haben wir Männer uns gegenseitig den Inhalt der Garagen gezeigt. Jetzt führen wir uns in die Heizungskeller und geben mit unserem PV-produzierten Strom an. Ich heize damit jetzt mein Haus und freue mich, dass ich kein Gas mehr aus Russland brauche. Je mehr mitmachen, desto günstiger wird die Hardware. Früher kostete ein Flachbildschirm Unsummen, jetzt wird er dir bei Aldi hinterhergeworfen.
Wenn Sie Ihr Leben jetzt betrachten, gibt es etwas, das Ihnen Sorgen macht?
Ich mache mir Sorgen , wenn sie aktuell werden, nicht im Voraus. Es gibt Situationen, in denen ich Angst habe, natürlich.
Wann war die Letzte?
Am 19. Oktober. Ich wurde gebeten, beim Trauergottesdienst meiner Freundin und Kollegin Lizzy Aumeier in der Abtei Plankstetten die Trauerrede zu halten. Vor über 600 Menschen. Es war die schwierigste Rede meines Lebens. Ich habe sie vorher geprobt, was ich sonst nie mache. Und es gab immer wieder Stellen, an denen ich hoffte, dass ich nicht in Tränen ausbreche. Ich bin ein wahnsinnig emotionaler Mensch, Lizzy lag mir am Herzen. Wir haben beide gemeinsam den Bayerischen Verdienstorden erhalten.

Wie haben Sie es geschafft?
Mit Konzentration. Aber es war schon komisch: Da lag der Kranz von Ministerpräsident Markus Söder . Der hat Lizzy und mir am selben Tag den Bayerischen Verdienstorden überreicht. Und weil ich mit Lizzy so eng war und wir altersmäßig nur wenig auseinander liegen – ich bin 58, sie wurde nur 60 – da musste ich auch an meinen eigenen Tod denken und wann der wohl kommt. Wie schnell es gehen kann, zeigte ja Lizzys Tod.
Und wurde der Wunsch von Lizzy Aumeiers Mann Andreas Stock erfüllt, dass gelacht wurde?
Ja, tatsächlich. Wir haben gelacht, es wurde geweint, wir waren an dem Tag alle ein bisschen Lizzy. Und das war schön. Lizzy hilft mir auch jetzt noch.
Wie meinen Sie das?
Ich bin ein gläubiger Mensch. Und momentan sitze ich an einem neuen Programm und habe ab und an Schreibblockaden. Dann bete ich, gehe ins innere Zwiegespräch mit der Lizzy und wünsche mir, dass sie mir zwei, drei gute und witzige Gedanken schickt. Und das klappt.
Volker Heißmann, Lizzy Aumeier und Sie waren oder sind sehr gläubig. Muss man als bayerischer Kabarettist Kirchenmitglied sein?
Nein, muss man nicht, aber tatsächlich bin ich wieder in die katholische Kirche eingetreten.
Warum?
Meine erste Ehe scheiterte, wir wurden geschieden. Als ich dann meine zweite Frau kirchlich heiraten wollte, durfte ich das nicht. Da bin ich ausgetreten. Aber jetzt habe ich ein Verfahren angestrengt, das meine erste Ehe quasi annulliert – dann darf ich auch kirchlich heiraten .
Mit der Kirche bin ich ausgesöhnt, ich habe jetzt sogar einen fröhlich-katholischen Podcast mit einem Pfarrer, er heißt „Vergelt’s Gott“.
Das schien für Ihr Leben anfangs nicht vorherbestimmt.
Ganz und gar nicht. Ich war ein junger Mann mit Hauptschulabschluss bei der Post. Und unglücklich. Mich hat ein rumänischer Bauingenieur überredet, noch mal in den Berufsaufbau und die Berufsoberschule zu gehen – ohne das hätte ich meinen Geist nicht so trainieren können, um auf der Bühne zu stehen.
Und dass Sie das tun, war ja auch eher Schicksal.
Absolut. Ich kam dann zum Radio und da wurde mein Talent als Stimmenimitator entdeckt. Der Rest ist Stoiber und Geschichte.
Die Geschichte wurde kürzlich vom Bayerischen Fernsehen in dem Format „Lebenslinien“ zusammengefasst.
Das war anstrengend. Zweimal fünf Tage hatten wir das wirklich sehr nette Team bei uns, aber die vielen Interviews hatten es in sich. Und Sylvia, meine Frau, und ich, wir waren uns auch nicht ganz klar darüber, wie groß die intimen Einblicke werden sollten.
Es wurde intim.
Ja und das war gut so. Wir thematisieren darin auch, dass unsere Ehe um ein Haar gescheitert wäre, als unsere Söhne Tobias und Philipp aus dem Haus gingen. Die sind jetzt 29 und 31 Jahre alt. Wir mussten uns als Paar neu finden.
Sie sind durch und durch ein Familienmensch.
Absolut. Groupies haben keine Chance. Sobald ich kann, besuche ich meine Söhne. Das hält mich beweglich. Da komme ich weg von Menschen in meinem Alter, die dazu neigen, die Welt schlechter zu sehen, als sie ist, und die nur noch in Richtung Rente leben. Das Leben sollte doch positiv wahrgenommen werden, wir haben so viele Chancen, jeden Tag – und damit wird die Jugend groß. Ich profitiere enorm von meinen Jungs und ihren Freunden und Freundinnen . Ich glaube, die Jungs müssen sich nicht für mich schämen – ein alter weißer Mann werde ich nicht.
INFO:
Wolfgang Krebs tritt am Sonntag, 15. Dezember 2024, um 19 Uhr im Rossini-Saal, Tickets gibt es unter anderem bei Eventim.de