
Mal bayerisch derb, mal schlitzohrig witzelte sich die Kabarettistin Christine Eixenberger beim Bad Kissinger Kabarettherbst durch ihr aktuelles Programm „Einbildungsfreiheit“.
Handwerkermangel, Kirchen-Bashing, Pflegenotstand oder Münchner Wohnungsmarkt
Im Kurtheater folgten ihr 250 gut gelaunte Gäste auf ihrer humorvollen Odyssee durch Themen wie Handwerkermangel, Kirchen-Bashing, Kreislaufwirtschaft, Pflegenotstand oder Münchner Wohnungsmarkt – dabei profitierte die auch als Schauspielerin bekannte, ehemalige Grundschullehrerin von ihrem komödiantischen Imitationstalent.

Irgendwo zwischen Monika Gruber , Lisa Fitz und Luise Kinseher verortete sich die Kabarettistin vom Schliersee mit ihrem Programm und garnierte das Ganze mit dem herben Charme der TV-Serie „Auf bairisch g’lacht“.
Christine Eixenbergers rätselhafter Programmtitel „Einbildungsfreiheit“
Dabei bildete ein bläulicher Schimmelfleck in ihrer Wohnung, der Ähnlichkeit mit dem „Turiner Grabtuch“ hatte, den Ausgangspunkt für ihr fast zweistündiges Programm, wobei sich der rätselhafte Titel „Einbildungsfreiheit“ im Laufe des unterhaltsamen Abends nicht zwingend erschloss.
Dagegen erntete sie Lacher, wenn sie Bad Kissingen mit ihrer oberbayerischen Heimatregion vergleicht und zufrieden feststellt: „Es is wia dahoam: koa Netz.“
Eixenbergerin grantelt sich durch ihr komödiantisches Storyboard
Im oberbayerischen Dialekt - mal gepflegt, mal derb und oft mit anschließender Übersetzung bestimmter Formulierungen ins verständlich Bayerische – grantelte sich die Eixenbergerin durch ihr komödiantisches Storyboard.
Dessen roter Faden war der Wasserschaden in ihrer Mietswohnung und die daraus entstehenden Sketche bei der Suche nach Hilfe oder neuer Wohnung war, wobei sie gerne und ausführlich die abgespeicherten Vorurteile für ein Lacherfolg strapazierte.

So war es beim empathischen Vermieter „Schorsch“, der dank des Workshops „Fachgerechtes Lamentieren“ sich um die Schadensbeseitigung drückte, oder bei der Suche nach Handwerkern, deren Anrufbeantworter den kryptischen Durchsagen der Deutschen Bahn ähnelte.
Christine Eixenberger und ihre Meinung zum Fachkräftemangel
Ihr Lamento zum Fachkräftemangel: „Es gibt zehn Leute, die sagen, was man machen soll. Aber keinen, der es macht.“ Als die Suche dann doch von Erfolg gekrönt war, erschien ein schwabbelbäuchiger Handwerker, der als Messias kam, zum Diskutieren blieb und als Niete ging.
So gesehen blieb nur die Kündigung und die Frage, wohin soll’s gehen.
Da wurde Opa zum guten Ratgeber, der jedoch erst mal sein Leid über die Seniorenresidenz klagen durfte, denn Kartenspiel gegen zweimal Demenz und einmal Parkinson sei ebenso deprimierend wie das Spiel „World of Wundliegen“.
Mädelsabend und die Lösung im Prosecco-Nebel
Letztlich fiel die Entscheidung beim Mädelsabend, der im Prosecco-Nebel Lösungen suchte und blumige Weisheiten fand: „Die große Welt ist viel kleiner, wenn man dort ist.“

München – Innenstadt wurde als Ziel auserkoren, und ausführlich skizzierte Christine Eixenberger ihren „Seelen-Strip“ bei der Wohnungssuche, der weder vor Kontoständen, Vermögenswerten noch Körbchengrößen haltmachte.
Auf der Suche im Umfeld klapperte sie die „prä-mortalen Särge des Mittelstandes“ in den Nebenstraßen ab und stellte erschüttert fest, dass die Bewohner in den Häusern nur Dekoration seien und die smarten Gebäude sich selbst verwalten - bis hin zur Entmietung.
Das „Turiner Grabtuch“ und Christine Eixenbergers Kirchenaustritt
Mit engagiertem Körpereinsatz und ausgeprägter Mimik punktete die Unterhaltungskünstlerin nicht nur bei begeisterten Publikum, sondern nutzte Stichworte wie „Turiner Grabtuch“, um ihren Kirchenaustritt satirisch zu thematisieren und den, vom Pfarrer angebotenen Tarifwechsel abzulehnen, oder verband beim Thema „Neubau und Zinsen“ den Weltspartag von einst mit der Brauchtums-Verwirrung an Halloween.
Hexe, Zombie und Sternsinger forderten „Süßes oder Saures“ und die im Hintergrund wartende Gruppe fragte nach, ob man nicht eine zweite Kasse eröffnen könne.
Kreislaufwirtschaft einer Bild-Zeitung erklärt
Als ausgebildete Grundschullehrerin durfte natürlich diese Thematik nicht fehlen und da ging es um den Klassenausflug zum „Sigi, dem König vom Wertstoffhof“, der Grüngut, Sperrmüll und die Kreislaufwirtschaft einer Bild-Zeitung erklärte, oder um den Simon, den sie mit Mimik und Sprechtempo als langsamen Schüler imitierte und damit tröstete: „Nicht jeder kann ADHS haben.“
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