zurück
Volkersberg
Juseta auf dem Volkersberg: Frohe Botschaft über Instagram
150 katholische Jugendseelsorger diskutierten auf dem Volkersberg über "Innovationen im Namen des Herrn". Das "Kross"-Team Schweinfurt gilt als Vorreiter.
Immerhin 260 Follower hat das 'Kross'-Projekt in Schweinfurt auf Instagram. Das Team um Gemeindereferentin Monika Pickert (von links) und Pfarrer Thorsten Kneuer stellt Bilder von den Jugendgottesdiensten ein und diskutiert jeden Donnerstag mit Jugendlichen über das Sonntagsevangelium.  Foto: Ralf Ruppert       -  Immerhin 260 Follower hat das 'Kross'-Projekt in Schweinfurt auf Instagram. Das Team um Gemeindereferentin Monika Pickert (von links) und Pfarrer Thorsten Kneuer stellt Bilder von den Jugendgottesdiensten ein und diskutiert jeden Donnerstag mit Jugendlichen über das Sonntagsevangelium.  Foto: Ralf Ruppert
| Immerhin 260 Follower hat das "Kross"-Projekt in Schweinfurt auf Instagram. Das Team um Gemeindereferentin Monika Pickert (von links) und Pfarrer Thorsten Kneuer stellt Bilder von den Jugendgottesdiensten ein und ...
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 18.08.2022 14:55 Uhr

Innovation und Kirche: Passt das zusammen? Darüber diskutierten die rund 150 Teilnehmer der zweitägigen Jugend-Seelsorge-Tagung auf dem Volkersberg. Erzieher, Sozialpädagogen, Gemeinde- und Pastoralreferenten, Diakone, Priester und Ehrenamtliche holten sich nach einjähriger Pause neue Impulse. Eine der Referentinnen war die Hammelburgerin Miriam Christof, die Marketing-Erfahrung aus den USA mitbrachte. Als gelungenes Beispiel aus der Diözese nannte sie "Kross" aus Schweinfurt. Deren Ansatz: "Wir haben uns gefragt: Was hat den Jugendlichen denn gerade noch gefehlt", berichtet Pfarrer Thorsten Kneuer.

In den Diskussionen tauchte immer wieder eine Frage auf: "Warum haben wir keine jungen Leute mehr in der Kirche?" Genau das sei aber der falsche Ansatz, sagte Pfarrer Kneuer zur Überraschung vieler Teilnehmer. "Man muss sich mit der eigenen Rolle auseinandersetzen." Dazu gehöre auch, sich zu hinterfragen und ein Angebot auch wieder zu beenden.

"Uns ist wichtig, dass auch die Ehrenamtlichen nicht nur aus Pflichtbewusstsein kommen, sondern weil es ihnen Spaß macht", ergänzt Pastoralreferent Florian Meier von der Regionalstelle Schweinfurt. Deshalb sei es wichtig zu merken, wenn etwas nicht mehr zu den Jugendlichen passt. Vor kurzem hätten sie eine Facebook-Gruppe aufgelöst und setzen nun auf Instagram. 260 Follower nutzen das Angebot. Jeden Donnerstag werden Meinungen gesammelt, die Pfarrer Kneuer am Sonntag in einer Mischung aus Predigt und Glaubensimpuls zusammenfasst. Jeden Sonntag um 19 Uhr gibt es den Jugend-Gottesdienst in St. Kilian. "Mit Technik und Beamer, aber es bleibt das klassische katholische Angebot", stellt Kneuer klar. Pastoralreferent Meier ergänzt: "Unsere Kirche ist immer voll, weil wir nur so viele Stühle aufstellen, wie wir Jugendliche erwarten." 40 bis 60 seien es an einem gewöhnlichen Sonntag, 180 an Weihnachten.

Der Name "Kross" beziehe sich auch auf die englische Übersetzung für Kreuz, vor allem aber sei das deutsche Adjektiv gemeint, das das Gegenteil von altbacken bedeute. Das Angebot beinhalte auch Workshops, Ausflüge und eine Klettergruppe. Und es gibt - ganz im Sinne des Innovationsgedanken - keine Hemmungen zu scheitern: "Wir hatten schon ein Taizé-Gebet nach Schulschluss, aber das lief nicht mehr", berichtet Gemeindereferentin Monika Pickert, und: "Wir haben es auch schon mit Rap und Karaoke versucht, aber da sind wir nicht der richtige Player." Gut angenommen würden auch die Konzepte für Schul-Gottesdienste.

Nahe bei den Menschen bleiben, sich vernetzen und Ideen ergebnisoffen zu testen: Das waren die Themen in Diskussionen und Laboratorien. In einem Film zum Auftakt sprach der neue Würzburger Bischof Franz Jung vom Heiligen Geist als dem großen Erneuerer der Kirche, dem das Herz zu öffnen sei.

Theresa Faupel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) an der Ruhr-Universität Bochum, verwies auf den Wandel in Kirche und Gesellschaft. Aus ihrer Sicht sind die 2000-jährige Tradition der Kirche und Innovationen keine Gegensätze. Um die Frohe Botschaft in die heutige Zeit zu übersetzen, brauche es aber neue Sprachformen. "Es geht nicht um eine coole Katechese, sondern um Fragen der Spiritualität und der Bedeutung des Glaubens im eigenen Leben", sagte Faupel. "Wie gewinnen wir die Jugend, ohne die eigene Identität zu verlieren?", fragte Miriam Christof. Der Blick von außen zeige "eine Kirche mit alten weißen Männern, die nicht so weise sind, wie sie vorgeben".

Christof machte vor allem Mut: "Wer nicht scheitert, ist nicht innovativ." Sie ermunterte die Seelsorger, zuzuhören, was sich Jugendliche wünschen und was sie brauchen. Auch Domkapitular Christoph Warmuth sprach vom Fehler, nicht nach den Bedürfnissen zu fragen, sondern einfach Angebote zu machen. An Wortmeldungen vor allem vieler Hauptamtlicher war aber auch zu erkennen, dass sie die hierarchische Struktur der Kirche als Hemmschwelle für Innovationen sehen.

Umfrage unter den Teilnehmern:

"Wir werden oft auf Gottesdienst reduziert", kommentierte Bernhard Lutz die Diskussion der Jugendseelsorger. Der Hammelburger ist Leiter der kirchlichen Jugendarbeit (kja) in der Diözese Würzburg. Er stellte die Frage, ob Jugendliche Gott nicht ganz anders begegnen wollen: "Ich erlebe Kirche an ganz vielen Orten und auch oft offen für Neues." Wichtig sei, dass Seelsorger immer wieder fragen, was die Menschen wollen und welche Talente sie mit einbringen möchten.rr

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Roland Pietryga als Regionaljugendseelsorger in Bad Kissingen. "Mich hat das Thema Innovationen sehr angesprochen", zieht er Bilanz. Es sei wichtig, "Grenzen in den Köpfen zu überwinden". In der Systematik kann die Kirche von der Wirtschaft lernen. Aber: "Mit Ehrenamtlichen muss ich anders umspringen." Zudem gebe es Grenzen: "Mir ist es wichtiger, alle mal besucht zu haben: Verbände, Schulen, Religionslehrer, Pfarrgemeinden."rr

"Wir müssen mehr Vertrauen in die eigenen Ideen haben und die eigenen Stärken sehen", sagt die Theologin und Journalistin Birgit Pottler-Calabria. Die Unternehmensberaterin stammt aus Zeil und war beruflich in Rom, Limburg und München unterwegs. Sie stellte Ergebnisse aktueller Jugendstudien und neue Ansätze für den Dialog vor. "Wenn sich der Einzelne ernst nimmt in seinem Glauben, muss er auch wirken", lautet ihr Appell zu mehr Engagement.rr

"Ich habe viele Anregungen mitgenommen, die ich mit meinem ehrenamtlichen Stab weiterentwickeln will", sagt DJK-Jugend-Bildungsreferent Michael Hannawacker. "Ich bin wegen des Themas Innovation gekommen, und es hat mir sehr gut gefallen", zieht er Bilanz. Ein Ergebnis: In Zukunft wolle er die Talente der Ehrenamtlichen noch gezielter abfragen. "Bis jetzt war es eher Zufall, wenn man mal gemerkt hat, dass einer gut mit dem Computer umgehen kann." rr

"Wichtig war uns, Mut zu machen, neue Wege zu gehen und neue Ideen zu denken", sagt Ralf Sauer. Der Bildungsreferent auf dem Volkersberg moderierte unter anderem die Diskussion mit den 150 Teilnehmern. "Leider ist es bei vielen verpönt, Lobby-Arbeit zu machen, sich zu überlegen, wer meine Arbeit unterstützt, oder vor allem über Erfolge zu reden", berichtet er aus der kirchlichen Jugendarbeit. Umso wichtiger seien Themen und Innovation und Außenwirkung.rr

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Franz Jung
Ideen
Innovation
Instagram
Jugendstudien
Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten
Ruhr-Universität
Seelsorgerinnen und Seelsorger
Tagungen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top