Tradition, Passion und Verantwortung für die Natur - drei Aspekte, die bei Sarah Seufert zusammenkommen. Die 27-Jährige ist Jägerin. Vergangenes Jahr legte sie ihr grünes Abitur ab - und belegt damit die Statistik: Die Jagd wird weiblicher. Etwa jede vierte Jägerprüfung wird laut dem Deutschen Jagdverband mittlerweile von einer Frau abgelegt. Aber: Warum greifen Frauen zur Waffe und werden Jägerin?
Der Weg zum Waidwerk
Berührungspunkte mit dem Waidwerk hatte sie von Kindesbeinen an - sie kommt aus einer Jägerfamilie. Allerdings: "Die Passion dafür kam über meinen Freund", sagt sie. Nach dem ersten Ansitz auf dem Hochsitz brannte sie für die Jagd. Ihr Vater bremste sie ein: "Er meinte, dass Jagd mehr als nur einmal rausgehen ist. Er hat mir dann den Rat gegeben, für ein Jahr jemanden zu begleiten." Gesagt getan - für 12 Monate war sie Abend für Abend und Morgen für Morgen mit ihrem Freund in Forst und Flur unterwegs.
"Ich habe so alle Facetten der Jagd erlebt." Schnell merkte die Bad Kissingerin, dass Jagd weit mehr ist, als nur schießen. "Es ist kein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung. Als Jäger hat man eine große Verantwortung. Wir schaffen und erhalten Lebensräume, haben Verantwortung für die Natur und das Wild und man leistet einen Beitrag zum Naturschutz, etwa beim Anlegen von Biotopen." Für sie war daraufhin klar: "Ich mache meinen Jagdschein."
Dumme Sprüche? Fehlanzeige!
Vor etwa einem Jahr legte sie ihr grünes Abitur ab. Dumme Sprüche darüber, dass sie als Frau in eine angebliche Männerdomäne eindringt, bekam sie nicht zu hören. "Ich habe bislang aber nur positive Erfahrungen gemacht. Ich musste mich nirgends beweisen oder durchsetzen." Mit ihrer Lebenseinstellung setzt sie sich aktiv in ihrem Umfeld auseinander. "Ich habe eine Freundin, die Veganerin ist, und das alles erst nicht verstanden hat."
Eine Veganerin als Jagdbegleitung
Sarah bot ihr an, sie bei der Jagd zu begleiten. Ihre Einstellung: "Reden hilft, aber erleben ist besser." Ihre Freundin wollte erst nicht, stimmte dann aber doch zu. "Es ist ein heikles Thema. Viele Leute urteilen zunächst über die Jagd, ohne die Hintergründe im Blick zu haben." Das Ergebnis: "Sie hat dann die Zusammenhänge in der Natur und unserer Kulturlandschaft erkannt und findet mittlerweile den Hintergedanken der Jagd - also etwa das Erhalten der biologischen Vielfalt und die Nachhaltigkeit - gut." Und das, obwohl das Leben-Nehmen ebenfalls Teil des Ganzen ist. "Aus einem Lebewesen wird ein Lebensmittel. Damit muss man klarkommen", sagt sie. Am Ende steht ein qualitativ hochwertiges Produkt, um das es keinen Fleischskandal gibt.
Für den sicheren Schuss geht sie regelmäßig auf dem Schießstand üben. Vor kurzem erhielt sie dafür eine Auszeichnung bei der Versammlung des Bad Kissinger Jägervereins. Und: Vorsitzender Dr. Helmut Fischer nahm sie sowie weitere Jungjäger in den Kreis der Jägerschaft auf.
Bilder der Zeremonie finden Sie hier .