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Hammelburg
Jungfernweinlese am Hammelberg
Der Weinberg des Landkreises am Hammelberg wird zum ersten Mal geerntet. Der gemischte fränkische Satz ist eine historische Anbauart.
Jungfernweinlese im Gemischten Satz am Hammelberg Elisabeth Assmann       -  Jungfernweinlese im Gemischten Satz am Hammelberg Elisabeth Assmann
| Jungfernweinlese im Gemischten Satz am Hammelberg Elisabeth Assmann
Elisabeth Assmann
 |  aktualisiert: 19.08.2022 06:45 Uhr
Der Nebel lichtet sich nur langsam über dem Saaletal, aber das sind die Winzer und Lesehelfer im Herbst gewöhnt. Aber an diesem Morgen liegt ein gewisses Etwas in der Luft beim Leseteam der Familie Hümmler. Denn der Weinberg des Landkreises am Hammelberg wird zum ersten Mal geerntet. Alle sind gespannt, wie der Ertrag ausfallen wird. Der Weinberg wurde im Rahmen des MainMuschelkalk Life+ Naturprojektes 2015 auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern angelegt. Die Winzerfamilie Hümmler pflegt seitdem die 550 Reben im Auftrag des Landkreises.
Die Lese dauert nur etwa eine Stunde, rechtzeitig bevor der Regen einsetzt, sind die elf Eimer mit den bunt gemischten Trauben von grün über rosé bis dunkelblau gefüllt. Mit bei der Weinernte ist Roland Lenhart, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Er genießt es, dieses Mal die Früchte auch seiner Arbeit tatsächlich ernten und kosten zu dürfen.
Was ist das Besondere an diesem Weinberg? Erstens gehört er dem Landkreis Bad Kissingen. Zweitens: Der gemischte fränkische Satz ist eine historische Anbauart ohne Drahtgerüst. Man pflanzte verschiedene Rebsorten, um sich trotz Frost- , Hagelschäden und sonstiger Ausfälle Ertrag zu sichern. Folgende Rebsorten stehen im "Alten Fränkischen Satz" am Hammelberg: Grüner, Blauer, Roter und Gelber Silvaner sowie die Sorten Adelfränkisch, Kleinberger, Weißer Elbling, Bukettrebe, Weißer Heunisch, Putzscheere, Weißer Räuschling, Hartblau, Gelber Muskateller, Roter Muskateller, Gewürztraminer, Weißer Riesling, Ruländer und Weißer Burgunder. Seit 1950 setzte sich die Drahterziehung und sortenreine Pflanzung durch. Vom gemischten fränkischen Satz sind nur noch acht Hektar bei einer Gesamtweinanbaufläche von 6000 Hektar in Franken erhalten geblieben.
Die Menge an Wein wird noch bescheiden sein. Marcel Hümmler schätzt, dass der Jahrgang 2017 vom Gemischten Satz etwa 50 Liter ergeben wird. Beim Geschmack des Weines ist davon auszugehen, dass er besser schmeckt als früher. Denn damals wurde öfters der Trester nochmals mit Wasser verdünnt und gepresst. So sind auch die großen Mengenverbräuche beim Wein in historischen Quellen zu erklären.
Viel Idealismus gehört dazu und eine große Liebe zum Handwerk und zur Natur, denn der Ertrag von diesen auch für den Weinanbau grenzwertigen Standorten ist in diesem Fall zweitrangig. Handarbeit ist angesagt und erfordert eine gute Kondition.
Lenhart hält die Wiederbelebung ehemaliger Rebflächen für wichtig und ausbaufähig. Für ihn steht die Erhöhung und der Erhalt der Artenvielfalt im Vordergrund. Denn die extremen Lebensbedingungen an extremen Standorten (Hitze, Trockenheit) bringen Spezialisten hervor, die ansonsten aus diesen Lebensräumen verdrängt würden. Am Hammelberg leisten neben dem Gemischten Satz und seiner Begleitflora auch die mühsam wiedererrichteten Trockenmauern einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität. Wärmeliebende Pflanzen und Tiere haben hier wieder einen Lebensraum gefunden. Und der Wanderer erlebt und genießt diese höhere Vielfalt ebenfalls. Tafeln entlang des Weges weisen auf den Zweck des MainMuschelkalklife+ Naturprojektes hin.
 
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