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LKR. BAD KISSINGEN
Jugendsozialarbeit für vier Schulen
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 23.06.2021 17:22 Uhr

Kinder und Jugendliche in der Schule sozialpädagogisch zu unterstützen, wird immer wichtiger. Denn die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen haben sich verändert. „Es wird immer schwieriger für Schulen, ihrem Bildungsauftrag nachzukommen“, sagt Jugendamtsleiter Siegbert Goll. Denn die Schüler haben oft zu Hause Probleme, sind vielleicht auch selbst emotional stark beeinträchtigt, so dass sie den Anforderungen der Schule nicht mehr gerecht werden, weiß er aus der Praxis. Hier setzt die Bestrebung des Kreises an, mit Jugendsozialarbeit (JaS) entgegen zu wirken. Drei Stellen sind im Gespräch, die an den Mittelschulen Hammelburg (hier auch an der Grundschule), Münnerstadt, Nüdlingen und Bad Brückenau zum Tragen kommen sollen.

Seit dem Jahr 2009 wird die Jugendsozialarbeit an Schulen staatlich gefördert. Ein erster Ansatz in diese Richtung ist die seit ein paar Jahren zum Beispiel in Münnerstadt, Hammelburg und Bad Kissingen praktizierte familienorientierte Schülerhilfe, sagt Goll.

„Dieses Angebot zeigte uns, dass man Einiges bewirken kann. Erste Erfahrungen mit JaS können seit dem Schuljahr 2013/14 bereits die Garitzer Berufsschule und die Kissinger Saaletal-Schule vorweisen.

Innerhalb der Kreis-Initiative Bildungsregion kam man in den Arbeitskreisen ebenfalls öfter auf das Thema zu sprechen, so Goll weiter. „Wir haben mit Fachleuten an einem Konzept gearbeitet und dieses beschlossen.“ Schulen im Landkreis, die für sich Bedarf sahen, konnten einen Fragebogen ausfüllen, der dann vom Staatlichen Schulamt bewertet und ans Jugendamt weitergereicht wurde. Denn die JaS ist eine Leistung der Jugendhilfe. Für die Einstellung der Sozialpädagogen trägt das Jugendamt, sprich der Kreis, die Verantwortung.

„Wir brauchen Jugendsozialarbeit“, sagt auch Schulamtsdirektor Josef Hammerl. Seinen Erfahrungen nach trifft das für alle Schulen zu. Überall sind seines Wissens nach Schüler dabei, die psychisch beeinträchtigt oder sozial nicht integriert sind, die Mobbing-Opfer wurden oder ein Gewaltpotenzial mitbringen. Er ist froh, dass der „Einstieg geschafft“ ist. Im Schuljahr 2016/17 werden sich wohl weitere Schulen zur JaS entschließen, glaubt er.

Ein Qualitätsmerkmal

Herauskristallisiert hat sich ein vordringlicher Bedarf für Hammelburg und Bad Brückenau (je eine Stelle), sowie für Münnerstadt und Nüdlingen (je eine halbe Stelle). „Alles Mittelschulstandorte, die durch diese Maßnahme gestärkt werden“, hebt Jugendamtsleiter Goll hervor. Denn wer einen Jugendsozialarbeiter beschäftigt, hat ein zusätzliches „Qualitätsmerkmal“ vorzuweisen. Im Jugendhilfeausschuss am Donnerstag wurden drei Vollzeitstellen nun abgesegnet. Der Kreisausschuss am 7. Juli muss noch über die Finanzierung entscheiden.

Der Leiter der Berufsschule Rudolf Hoffmann, begrüßt die Jugendsozialarbeit. In Garitz kümmert sich Melanie Faulhaber seit beginn des Schuljahres um junge Leute, die beispielsweise Schwierigkeiten bei der Berufswahl haben oder während der Ausbildung auf Probleme stoßen. Manche Schüler haben vielleicht auch persönliche Krisen zu meistern, sagt Hoffmann. Der Vorteil liegt für ihn darin, dass die Diplom-Sozialpädagogin „nicht im Notensystem drin ist“. Denn er weiß, dass sich Schüler einem Lehrer gegenüber nicht so leicht öffnen.

Nüdlingen ist „keine Brennpunkt-Schule“, sagt Rektorin Ritta Helfrich, aber an der Schlossberg-Mittelschule gibt es eine kleine Gruppe von Schülern, die, was ihr Sozial-, Lern- und Leistungsverhalten angeht, „den Anschluss zu verlieren drohen“. „Wir wollen die Gruppe klein halten“ sagt sie und setzt jetzt auf Jugendsozialarbeit. Ihrer Ansicht nach sind auch Schüler dabei, die man in ihrer „Persönlichkeitsentwicklung fördern“ muss. „Dazu brauchen wir Fachkräfte, das ist für die Lehrer im Vormittagsprogramm nicht zu schaffen.“

„Wir müssen handeln“, ist auch Bad Brückenaus Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks überzeugt, die das Thema unlängst im Stadtrat zur Diskussion stellte. Denn die Kommune finanziert die JaS mit. „Das ist nicht unsere Aufgabe“, hätten einige Ratsmitglieder geäußert. Ihrer Ansicht nach haben etliche Schüler jedoch weit größere Probleme als früher. Nicht umsonst ist die Rate der Jugendkriminalität im Altlandkreis Bad Brückenau so stark nach oben gegangen, weiß sie. „Wenn wir da etwas tun können, dann sollten wir es tun.“

19 000 Euro müssen für diese neue Stelle einkalkuliert werden. Inzwischen haben jedoch die Sinntal-Allianz-Kommunen Entgegenkommen gezeigt und wollen sich beteiligen, sagt Meyerdierks. Schließlich gehen ja neben Kindern aus Bad Brückenau auch solche aus den anderen acht Gemeinden in die Mittelschule.

-> Weiterer Bericht Lokales Seite 36
 
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