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Bad Brückenau
Jürgen Pfister - der Spätberufene
Das Jahr 2024 war für den Bad Brückenauer Jürgen Pfister ein außergewöhnliches: erst volle Pulle als Übergangs-Bürgermeister, dann, ab Mai die Rückkehr in sein gewohntes Leben.
Jürgen Pfister aus Bad Brückenau: turbulentes Jahr       -  Jürgen Pfister hat ein spannendes Jahr hinter sich. Am Anfang war er amtierendes Stadtoberhaupt, jetzt nur noch Bürgermeister-Stellvertreter.
Foto: Steffen Standke | Jürgen Pfister hat ein spannendes Jahr hinter sich. Am Anfang war er amtierendes Stadtoberhaupt, jetzt nur noch Bürgermeister-Stellvertreter.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 19.01.2025 02:28 Uhr

Entspannt sitzt Jürgen Pfister in seinem Wohnzimmer am Esstisch. Darauf stehen Weihnachtsdeko, Plätzchen, zwei Tassen mit Kaffee. Offizielle Termine stehen an diesem Nachmittag keine an, weswegen der 75-Jährige Zeit geruhsam mit der Redaktion übers zurückliegende Jahr sprechen kann. Ein Jahr, das sich turbulenter und anstrengender entwickelte, als er es sich vielleicht ausgemalt hatte. 

Bereits vor seinem 75. Geburtstag am 4. Januar hatte sich abgezeichnet, dass die Bürgermeister-Stellvertreter Pfister und Heribert Übelacker (CSU) auch 2024 würden einige Monate für Stadtoberhaupt Jochen Vogel (CSU) einspringen müssen. Dieser hatte nach einer Infektion im März 2022 mit dem Corona-Virus Log-Covid entwickelt und deswegen im Jahresverlauf und auch 2023 wegen zweier Rehas mehrere Wochen im Rathaus gefehlt; dazwischen lag eine Phase der stundenweisen Wiedereingliederung.

Voller Tagesablauf statt ruhiger Stunden

Krankheitsbedingt trat der heute 52-Jährige dann offiziell zum 1. Februar 2024 von seinem Amt zurück. In einem Alter, in dem andere ihren Ruhestand genießen, ein bisschen im Hobbykeller oder Garten werkeln, Reisen unternehmen und sich um Enkel oder gar Urenkel kümmern, stieg Jürgen Pfister in die städtische Führungsrolle auf.

Statt gemütlicher Tage im heimischen Wohnzimmer und gelegentlicher Geburtstags-Termine hieß es nun: Fünf-Tage-Wochen mit im Schnitt sechs Arbeitsstunden, langwierige Haushaltsgespräche und Sitzungen im Stadtrat, anstrengende Abendveranstaltungen. Entscheidungen mussten getroffen werden, die die Zukunft Bad Brückenaus bestimmen können. "Ich habe gemerkt, wie voll der Tagesablauf eines hauptamtlichen Bürgermeister ist." In den zehn Jahren unter Vogel und Brigitte Meyerdierks habe er die Amtsinhaber stets nur zehn bis 14 Tage urlaubsbedingt vertreten müssen. 

Ähnliche Belastung nur früher als Geschäftsmann

Ähnliches wie in den vergangenen Monaten habe er nur zu seinen Zeiten als Selbstständiger erlebt, so Pfister. Da war er aber jünger. "Hätte ich nicht mein Geschäft im Juni 2021 aufgegeben, hätte ich den Bürgermeister-Job nicht machen können."  

Dem 75-Jährigen war klar, dass die Belastung bis mindestens zur Wahl am 28. April beziehungsweise bis zur Stichwahl am 12. Mai anhalten würde. Denn erst dann stand mit Jan Marberg (SPD) als neues Stadtoberhaupt fest.

Obwohl sie intensiv und anstrengend war: Beklagen würde sich der Bad Brückenauer über die ersten fünf Monate 2024 nie. "Wenn man gewählt wird, ist das der Auftrag der Bürger. Ich war zeitlich belastet, aber auch motiviert, bin gern ins Rathaus gegangen." Auch betont Pfister stets, wie sehr ihm die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und sein Stellvertreter Heribert Übelacker den Rücken gestärkt hätten. 

Wichtige Entscheidungen und Projekte 

Durch die angespannte finanzielle Lage der Stadt habe er in seiner Amtszeit "mehr verwalten als gestalten" können, sagt er. Seine kurze Ära am meisten geprägt hat sicherlich der Kauf des alten Hotels Post in der Ludwigstraße und das Ringen um eine Zukunft für die geschlossene Therme Sinnflut. Hinzu kamen mehrere Bürgerversammlungen sowie die Info und Koordination der Straßenbaustelle am Hammelburger Berg.

Erfreulich fand Pfister den Bau des Mehrgenerationenplatzes an der August-Kömpel-Musikschule, dass das Baugerüst am Alten Rathaus wieder abgebaut werden konnte und dass die Gespräche für ein Schulschwimmen im Kurstift erfolgreich waren.  Die Bürgermeister- und dann Stichwahl seien vorzubereiten und durchzuführen gewesen, was auch zeitaufwendig war. Und wie gesagt: Die Haushaltsberatungen war nicht ohne.

Jürgen Pfister (rechts) vereidigte Jan Marberg als Bürgermeister von Bad Brückenau.       -  Jürgen Pfister (rechts) vereidigte Jan Marberg als Bürgermeister von Bad Brückenau.
Foto: Steffen Standke | Jürgen Pfister (rechts) vereidigte Jan Marberg als Bürgermeister von Bad Brückenau.

Weniger Verpflichtungen in der zweiten Jahreshälfte

Als Jan Marberg am 14. Mai ins Bad Brückenauer Rathaus einzog, gab es für Jürgen Pfister nicht den abrupten Schnitt. Vielmehr half der Nun-wieder-Stellvertreter dem Neuen, sich einzuarbeiten. Alle vier Wochen wurde besprochen, wer die anstehenden Termine übernimmt; das geschieht so noch immer.

Aber natürlich ist der Takt der Verpflichtungen für Jürgen Pfister im Laufe des Jahres langsamer geworden: Vorher ging es viel um die Entwicklung der Stadt; jetzt werden die Termine repräsentativer. Als bloßen Gratulations-Onkel sieht Jürgen Pfister sich aber nicht.

Nach den Wahlen 2026 ist Schluss

Dass seine Verpflichtungen für die Stadt weniger und zeitintensiver geworden sind, sagt Jürgen Pfister natürlich zu. "Ich kann jetzt wieder mehr Sachen in und um das Haus und im Garten erledigen." Er habe mehr Zeit, zu den Enkeln nach Hamburg und bei Osnabrück zu verreisen.

Das Ende seiner kommunalpolitischen Tätigkeit ist für Jürgen Pfister, absehbar. Zur Kommunalwahl im Frühjahr 2026 wird er nicht mehr antreten - weder für den Stadtrat, noch den Kreistag. Bis dahin hofft er natürlich, nicht mehr für ein überraschend ausfallendes Stadtoberhaupt einspringen zu müssen.

Würdigung von 40 Jahren im Stadtrat 

Kürzlich wurde Jürgen Pfister für 40 Jahre im Bad Brückenauer Stadtrat gewürdigt. Seit 1. Mai 1984 sitzt er ununterbrochen für die PWG im Gremium, wurde bei insgesamt sieben Kommunalwahlen vier Mal "Stimmenkönig" (1984, 1990, 2014 und 2020). Gleich zu Beginn wurde er Referent für Jugend und Sport (bis 1990); seit 2012 gehört Pfister dem Arbeitskreis "Fair-trade-Stadt" an, seit 2018 dem AK "Stolpersteine". Von 2008 bis 2014 saß er im Aufsichtsrat der Stadtwerke Bad Brückenau.

Über viele Jahre war der Bad Brückenauer Vorsitzender der PWG und deren Fraktionssprecher im Stadtrat sowie für die parteiunabhängige Vereinigung ununterbrochen Mitglied im Kreistag seit 1990. Auch fungiert der 75-Jährige als ehrenamtlicher Schöffe am Bad Kissinger Amtsgericht und am Verwaltungsgericht in Würzburg, sitzt seit 2014 im Stiftungrat der Carl-von-Heß-Sozialstiftung..

Ehrenvorsitzender beim FC Bad Brückenau

Bei seiner großen sportlichen Liebe, dem 1. FC Bad Brückenau, war Jürgen Pfister von 1984 bis 2006 im Vorstand; von 1985 bis 1995 fungierte er als Vereinsvorsitzender. Vorausgegangen war von 1954 an eine lange Karriere als Aktiver. 2009 ernannte ihn der FC zum Ehrenvorsitzende.    

 
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