
Anlässlich des Jubiläums zum 100-jährigen Vereinsbestehen brachte die Theaterabteilung des 1. FC Viktoria Untererthal das Theaterstück „Ach du lieber Gott!“ von Cornelia Willinger zur Aufführung . Diese Inszenierung begeisterte das Publikum mit einer gelungenen Mischung aus humorvollen und witzigen Momenten in einer temporeichen und unterhaltsamen Darbietung, die am Ende der Aufführungen in frenetischen Beifall mit stehenden Ovationen mündete.
Beim Sternekoch und Workaholic Georg Herrmann ( Peter Brunner ) tut sich eine riesige Kluft zwischen Berufs- und Privatleben auf. Als auch noch seine Tochter Gloria (Marie Heilmann) ins Kloster gehen will, wird es ihm zu viel. Herrmann mietet sich inkognito in dem Frauenkloster ein, in dem seine Gloria die Profess ablegen wird, was er mit allen Mitteln verhindern will. Dort trifft er auf seine geschiedene Frau Margot (Dagmar Kilchert), die dort die Klosterschänke leitet und für die immer noch sein Herz schlägt („Zwischen denen knistert mehr als nur eine Chipstüte“). Leider ist sie aktuell an den Mambo tanzenden Metzgermeister Paul Schmitt (Robert Röthlein) vergeben, der mit dubiosen Machenschaften die Klostermetzgerei führt.
Viele Hindernisse
Es gibt also viele Hindernisse für den Sternekoch , um seine Tochter vor dem Kloster zu retten und sein Familienleben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Zunächst muss er die Klosterschwestern für sich gewinnen. Gar nicht so einfach, denn die resolute Oberschwester Richildis (Anja Heilmann), die ihr eigenes Bier braut und auch gerne mal schon am Vormittag davon kostet, oder Schwester Viktoria (Jana Schmitt), die für die Vermarktung des Klosterholzes und der selbstgezüchteten Wildschweine zuständig ist und vehement auf die richtige Schreibweise ihres Namens (Wer schreibt Viktoria schon mit K!) hinweist, und die weitgereiste Schwester Scholastika (Simone Knüttel), die ihren Pilotenschein in Papua-Neuguinea machte, weil der Bischof nicht so lange auf ihrem Motorrad sitzen wollte und für zwei Tüpfelhyänen den Häuptling Lumumba mit Schwarzpulver von seinem chronischen Durchfall heilte, sind auf den Eintritt der Novizin angewiesen, da sonst der Konvent auf Grund der zu geringen Anzahl der Nonnen aufgelöst wird. Sie bieten dem Sternekoch „einen Kampf mit offenem Visier“ an, wenn er im Gegenzug das Kloster managt, das sich in wirtschaftlicher Schieflage befindet, weil der Bierumsatz kaum noch die Herstellungskosten trägt, die Wildschweine nicht mehr so gut schmecken wie früher und zu allem Überfluss jährlich 15 Ster Holz aus dem Klosterwald gestohlen werden.
Mit der Unterstützung seines Freundes und Assistenten Alfons (Michael Hüfner) geht Herrmann auf den Deal ein. Um seiner Tochter die Männerwelt wieder schmackhaft zu machen, beauftragt er Alfons mit der Verpflichtung einer hocherotischen, sexy Männertanzgruppe mit Striptease und Gesang, um ihr die Augen zu öffnen.
Zu allem Überfluss sagt sich die komplette Führungsriege der Landkreis-CSU zum Galadinner im Kloster an. So müssen nun die Klosterschwestern, wenn auch zunächst widerwillig, in frisch gestärkten weißen Schürzen den Spitzenpolitikern, nach Vorbild des Ministerpräsidenten im Kloster Seeon, die Köstlichkeiten des Sternekochs im elegant hergerichteten Kreuzgang servieren. Das Ganze gipfelt in einer Nachtischparade, die untermalt von den Traumschiffklängen, für die CSU extra „traditionell und kitschig“, mit Sternspritzern und begleitet vom rhythmischen Klatschen der Zuschauer, inszeniert wird.
Ein Holzdieb macht Ärger
Mit Hilfe der Klosterschwestern versucht Georg Hermann auch noch, dem Dieb des Klosterholzes auf die Schliche zu kommen. So werden mehrere mit Schwarzpulver gefüllte Scheite im klostereigenen Holzlager deponiert, und als es dann mit einem lauten Knall den Wurstkessel des sensiblen Metzgermeistes zerreißt, ist klar, wer das Holz gestohlen hat. Dieser wiederum versucht nun, den Spieß umzudrehen, und zeigt den Sternekoch samt seinen Gehilfinnen wegen des Mordversuchs bei der Polizei an.
Es scheint alles gegen den Sternekoch zu laufen, und als dann auch die vom Gehilfen Alfons verpflichte Männertanzgruppe („... das Beste, was das Thulbatal zu bieten hat!“) einen sensationellen Auftritt im Refektorium auf das Parkett legt, sieht er nun endgültig seine Felle davonschwimmen. Nun reißt seine Ex-Frau Margot die Geschehnisse an sich und entlarvt ihre „hormonelle Zweckgemeinschaft“, den gerissenen Metzgermeister, als den betrügerischen Schweinefleischhändler, der auch noch das Klosterholz klaut.
Zum großen Happy End kommt es aber nicht. Margot und Georg finden zwar wieder zueinander, müssen aber erkennen, dass sie den von ihrer Tochter gewählten Weg nicht unterbinden können und entschließen sich stattdessen, sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Denn vielleicht überlegt sie es sich ja noch mal anders, und dann sind sie da.
Stehende Ovation und immer wieder tosender Beifall, besonders beim Auftritt der „Männertanzgruppe“ oder den trockenen Einwürfen der Schwester Scholastika, zeigten die Begeisterung des Publikums über die schauspielerische Leistung der Theatergruppe. Brillant in der szenischen Umsetzung baute sich ein wunderbarer Spannungsbogen bis zum Schluss der Inszenierung auf. Der durchaus anspruchsvolle Text, gespickt mit vielen kleinen Weisheiten („Da gibt es den Kopf und den Bauch – und am Ende entscheidet das Herz“) gaben immer wieder Anlass zum Nachdenken. Das sehenswerte Bühnenbild sowie die Kostüme unterstützten die Atmosphäre und ließen die Zuschauer in die Welt des Klosters eintauchen. Die Mischung aus hintersinnigem Humor, niveauvollen Gags und einer guten Portion Selbstironie machte das Stück zu einem unterhaltsamen Erlebnis. Die Aufführung des 1. FC Viktoria Untererthal war ein würdiger Beitrag zum Vereinsjubiläum und bot einen gelungenen kulturellen Höhepunkt, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.

