Jonas Weingärtner ist ein hilfsbereiter und zuvorkommender Sportsmann, der sich schon früh als Zugezogener in Oerlenbach nicht versteckte, sondern offensiv den Weg in den Sportverein suchte. Der 24-jährige Berufskraftfahrer hat mit American Football definitiv seinen Sport gefunden, bei dem es richtig hart zur Sache geht. Er ist aber auch dem Fußball treu geblieben, der ihm damals als Neubürger schnell Kontakte und Freundschaften ermöglichte. Noch heute versucht er regelmäßig in der zweiten Mannschaft der SG Oerlenbach /Ebenhausen auszuhelfen, doch der Football ist und bleibt seine große Leidenschaft.
Wer hat Sie angespielt?
Jonas Weingärtner: Denis Justus hat mich angespielt. Wir spielen gemeinsam Fußball in der zweiten Mannschaft der SG Oerlenbach /Ebenhausen und kennen uns schon vom Jugendfußball her.
Wie sieht Ihr Laufweg aus?
Ich bin erst 2014 nach Oerlenbach zu meinem Vater gezogen. Davor habe ich in Bodenheim (Rheinland-Pfalz) mit dem Fußball spielen begonnen. Bis zur U13 habe ich dort gekickt und danach noch zwei Jahre in Oppenheim, bevor ich nach Oerlenbach kam. 2014 habe ich bei der JFG Wern-Lauertal U17 gespielt, weil es in Oerlenbach keine Mannschaft gab. 2017 wechselte ich zu den Herren der SG Oerlenbach /Ebenhausen und spiele seitdem zweite Mannschaft. Seit ein paar Jahren spiele ich auch Football. Erst in Schweinfurt und dann in Münnerstadt und jetzt bin ich wieder zurück nach Schweinfurt gewechselt.
Sie spielen also noch regelmäßig Fußball? Welche Position?
Ja, wenn ich Zeit habe spiele ich noch und zwar meistens als linker Außenverteidiger, obwohl ich Rechtsfuß bin.
Sie haben schon sehr früh Verantwortung übernommen und waren beim Jugendfußball in Oerlenbach als Co-Trainer engagiert. Warum haben Sie sich dafür entschieden und was konnten Sie daraus lernen?
Es war eine Möglichkeit, schnell Leute kennen zu lernen und noch heute habe ich aus der damaligen Zeit viele Freunde. Der Zusammenhalt war wichtig und die Gemeinsamkeit. Ich habe gelernt, dass es manchmal schwierig ist auf der einen Seite Trainer zu sein und auf der anderen Seite ein enger Freund. Das ist manchmal auch nicht einfach zu trennen, im Amateurfußball schon gar nicht. Aber es hat mir immer Spaß gemacht und das war sehr wichtig für mich.
American Football spielen Sie in Schweinfurt, davor in Münnerstadt. Sind Sie nun mehr Footballer oder doch Fußballer ?
Tatsächlich bin ich mehr Footballer, weil die Trainingseinheiten zeitgleich stattfinden und ich eher zum Football gehe. Ich mag einfach das Spiel Mann-gegen-Mann und die einstudierten Spielzüge, vor allem wenn der Spielzug dann auch klappt. Fußball macht mir Spaß, aber Football liegt mir da schon etwas näher.
Warum sind Sie wieder nach Schweinfurt gewechselt?
Das war ja meine erste Station als Spieler und ich habe noch immer gute Kontakte und ich kann mich weiterentwickeln.
Wie bekommen Sie Football und Fußball unter einen Hut?
Es ist wirklich schwierig. Wie schon erwähnt findet das Football-Training zeitgleich mit dem Fußball-Training statt. Beim Fußball bin ich gerne dabei, wenn ich gebraucht werde und Zeit habe. Beim Football gibt es normal auch weniger Mannschaften in einer Liga, also auch deutlich weniger Spieltage.
Sind Sie Offensiv- oder Defensivspieler?
Ich bin Offensiv-Spieler. In Münnerstadt war ich noch Runningback . Also Passempfänger vom Quarterback . In Schweinfurt wird es vermutlich Lineman oder Center sein. Der Center spielt den Ball immer nach hinten zum Quarterback .
American Football ist ein sehr komplexes Spiel mit vielen Spielzügen, die man sich merken muss und es geht körperlich richtig zur Sache. Worin bestehen für Sie die größten Unterschiede zum Fußball?
Also beim Fußball hat man die Vorgaben vom Trainer, die man umsetzen soll. In der Regel weiß man aber fast nie, was auf einen zukommt. Beim Football ist das anders. Es gibt festgelegte Spielzüge und auch klare Aufgaben. Häufig hat man es immer mit dem gleichen Gegenspieler zu tun, das ist beim Fußball je nach Spielsituation doch anders. Football ist zwar ein sehr harter Sport, aber ausgesprochen fair. Ein ganz großer Unterschied ist auch die Autorität des Schiedsrichters. Die Entscheidungen werden kommentarlos hingenommen. Beim Fußball ist das doch extrem anders, da wird jede Entscheidung diskutiert und auf den Schiedsrichter eingeredet.
Am Sonntag findet der Super Bowl statt? Wo schauen Sie sich das Finale an und welchem Team drücken Sie die Daumen?
Mein Lieblingsteam, die Seattle Seahawks , sind leider schon ausgeschieden. Es wird definitiv ein enges Spiel, aber ich drücke dann doch den Kansas City Chiefs die Daumen. Wo ich das Spiel schaue steht noch nicht endgültig fest. Aber anschauen werde ich mir es auf jeden Fall. Vorsorglich habe ich Montag freigenommen, es könnte doch etwa spät werden.
Beim Football erklärt der Hauptschiedsrichter über Mikrofon dem Stadionpublikum Entscheidungen. Darüber wird auch schon im Fußball diskutiert. Was halten Sie davon?
Also darüber sollte man wirklich nachdenken. Beim Video-Schiedsrichter in der Bundesliga dauert es ja immer ewig, bis eine Entscheidung feststeht. Warum nicht wie beim Football über das Mikrofon den Zuschauern erklären, warum nun welche Entscheidung getroffen wurde.
Haben Sie sich schon einmal ein NFL-Spiel live angesehen?
Nein, leider noch nicht, aber mein Ziel ist es schon. Vielleicht klappt es beim nächsten NFL-Spiel in Deutschland.
Welche Football-Spieler sind Ihre Vorbilder?
Auf die Position bezogen ganz klar Jason Kelce von den Philadelphia Eagles . Ein Vorbild für mich ist auch der Deutsche Jakob Johnson von den Las Vegas Raiders.
An wen spielen Sie weiter?
An Justin Kassuba. Wir kennen uns vom Fußball und pflegen eine gute Freundschaft. Besonders beeindruckt hat mich, dass er schon sehr früh die Schiedsrichterprüfung gemacht hat und pfeift. Er hat sich wohl dazu entschieden, weil er häufig unzufrieden mit den Leistungen der Schiedsrichter war. Vorbildlich es selbst besser machen zu wollen.
☆Steilpass-Regeln: Das Spielfeld haben wir deutlich breiter gesteckt. Der Spieler muss lediglich aus dem Landkreis Bad Kissingen kommen oder dort aktiv sein. Und zwar nicht zwangsläufig als Fußballer . Jeder Sportler und jede Sportlerin darf angespielt werden. Abwechslung ist angesagt!