Dr. Johannes Brath, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Bad Kissingen , gibt Ratschläge zum Arbeiten in der Hitze.
Herr Brath, was genau passiert im Körper, wenn ein Mensch bei großer Hitze unter Schwerlast arbeitet?
In Ruhe ist die Muskulatur nur zu 18 Prozent an der Wärmebildung beteiligt, bei körperlicher Arbeit steigt dieser Anteil auf 90 Prozent.
Die Wärmeabgabe besteht aus drei Komponenten: erstens Wärmestrahlung, zweitens Wärmeleitung, beziehungsweise Konvektion und drittens Verdunstung. Die ersten beiden Arten der Wärmeabgabe sind abhängig von der peripheren Durchblutung. Die dritte Art, die Verdunstung, findet durch Schwitzen statt. Bei hohen Außentemperaturen und/oder starker körperlicher Arbeit sinkt die Wärmeabgabe durch Strahlung und Konvektion deutlich und die Körpertemperatur würde ansteigen. Die Verdunstung, also das Schwitzen, muss es schließlich richten. Aber auch diese ist begrenzt. Bei Temperaturen über 30 Grad verringert sich auch bei trockener Luft die gesamte Wärmeabgabe des Körpers um ein Drittel. Voraussetzung für die Wärmeabgabe durch Verdunstung ist eine relativ trockene Umgebungsluft. Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit kann der Körper daher selbst in körperlicher Ruhe nur Temperaturen bis ca. 33 Grad ausgleichen.
Was kann einem Menschen bei schwerer Arbeit in der Sonne schlimmstenfalls passieren?
Wenn die Körperkerntemperatur über längere Zeit auf über 40,5 Grad steigt, dann kann das Gehirn auch über ein vermehrtes Schwitzen des Kopfes nicht mehr ausreichend gekühlt werden. Es kommt zum Hitzschlag, also Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit. Was dann zu tun ist: raus aus der Sonne und langsam abkühlen. Aber nicht zu schnell, sonst werden bei zu kühler Haut die Gefäße wieder eng gestellt, der Wärmeaustausch wird eingeschränkt und der Körperkern bleibt länger warm.
Was kann man tun, damit der Körper Hitze besser verträgt?
Was raten Sie als Gesundheitsexperte jenen Menschen, die bei Hitze schwere körperliche Arbeit verrichten müssen?
Eventuell können Kleidervorschriften gelockert werden, aber: die Arbeitsschutzvorschriften in Bezug auf Schutzausrüstung, Sicherheitsschuhe, Helme etc. haben Vorrang. Bei Arbeiten unter der prallen Sonne sollte auf ausreichenden Sonnenschutz geachtet werden, um das Hautkrebsrisiko zu minimieren. Beim Eincremen vor allem die Ohren, den Nacken und die Nase nicht vergessen.
Was wirkt besser, kühles Wasser oder Heißgetränke , wie es beispielsweise in arabischen Wüstenstaaten Brauch ist?
Dafür, dass in vielen heißen Ländern traditionell heißer Tee getrunken wird, gibt es mehrere Gründe: Geschmack, Gewohnheit, Tradition und Hygiene. In heißen Ländern besteht leicht die Gefahr einer Keimbelastung des Trinkwassers, so dass sich der Genuss von gekochten Getränken als gesundheitsförderlich herausgestellt hat.
In einigen afrikanischen und arabischen Gegenden wird übrigens gerne mentholhaltiger Tee getrunken. Menthol ist ein Stoff, der die Kaltrezeptoren des Körpers stimuliert und damit ein angenehmes Kälteempfinden auslöst.
Müssen wir uns in Zukunft an die Hitze gewöhnen? Wird der Arbeitsalltag bei 30 Grad und mehr in Deutschland zur Normalität?
Das Gespräch führte Philipp Dippl.