Joachim Rupp ist Chefarzt an der Helios OrthoClinic in Hammelburg und hatte zuletzt auch die Zweitliga-Volleyballer unter seiner medizinischen Obhut. Was die meisten aber wohl nicht wissen: Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist seit 2018 auch Teamarzt der U-17-Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes ( DFB ).
Herr Rupp, wie kam es zu Ihrer Tätigkeit beim DFB ?
Joachim Rupp: Der damalige Mannschaftsarzt der Frauennationalmannschaft war mein Chefarzt . Er hatte diese Position über 20-Jahre inne. Wir sind über die Jahre stets in gutem Kontakt geblieben und ich bin mehrmals angesprochen worden, ob ich mir eine solche Anstellung nicht vorstellen könnte. 2018 hat es dann auch mit meinem Privatleben gepasst. Letztlich war es auch eine spannende neue Herausforderung, die sehr gut zu meiner Arbeit als Sportmediziner und Unfallchirurg gepasst hat.
Wie kann man sich die Tätigkeit als Teamarzt vorstellen? Was genau sind Ihre Aufgaben?
Wir sind normalerweise zwei Mannschaftsärzte, die sich die sogenannten Maßnahmen in diesem Jugendbereich aufteilen. Wobei die U-17 Frauennationalmannschaft natürlich eine Turniermannschaft ist und deswegen nehmen die Maßnahmen im U-17-Bereich zu. In Absprache mit dem Trainerteam und den Physiotherapeuten wird abgesprochen, ob die Spielerin an der Maßnahme teilnimmt und welche Therapie man ihr anbieten kann. Darüber hinaus natürlich die medizinische Betreuung der Spielerin und des Mannschaftsstabes während einer Maßnahme. Sollte eine neue Verletzung auftreten, kontaktieren wir den Ärzte- und Betreuerstab der jeweiligen Heimmannschaften, um die Diagnostik und weiterführende Therapie abzustimmen. Mit der Zeit hat sich hier natürlich auch ein Sport- und Fußballspezifischer Erfahrungsschatz aufgebaut, von dem man profitiert.
Kennt man dann auch die medizinischen Probleme der einzelnen Spielerinnen?
Genau, da kann man sich dann im Vorfeld schon darauf einstellen, welche Spielerin man dann spezifischer unter seine Fittiche nimmt. Es finden auch drei Mal im Jahr bei den Maßnahmen sogenannte „Performance Days“ statt. Weil Fußballspielerinnen generell ein erhöhtes Risiko für eine Kreuzbandverletzung haben. Bei diesen Tests finden deshalb gezielte Untersuchungen der Kniegelenke statt. In Zusammenarbeit mit der Uni Freiburg werden spezielle Belastungstests durchgeführt, um mit dem Athletiktrainer zu schauen, ob für eine Spielerin ein spezielles Aufbau- und Stabilisierungsprogramm für die Muskulatur zusammengestellt werden kann. Um eine Knieverletzungsgefahr zu minimieren. Denn Fußballer und Fußballerinnen haben stets ein erhöhtes Risiko für Knie- und Sprunggelenksverletzungen, das sehe ich auch Tag täglich im Klinikalltag und in meiner Sprechstunde.
Was ist die besondere Herausforderung eines Teamarztes im Generellen? Und darüber hinaus im Besonderen als Teamarzt für Jugendliche?
Als Mannschaftsarzt ist es immer interessant, dass man es hier mit Sportlern im professionellen Bereich zu tun hat. Das sind professionell eingestellte Spielerinnen, die trotz ihres Alters schon eine ungemeine Disziplin an den Tag legen. Man muss aber auch die Interessen zwischen Mannschaft und Spielerin jonglieren. Einerseits soll die Spielerin möglichst schnell wieder der Mannschaft zur Verfügung stehen. Andererseits muss man auch die gesundheitlichen Interessen der meist ehrgeizigen Spielerin wahren. Ein erneutes Verletzungsrisiko muss minimiert werden und dementsprechend muss eine Verletzung adäquat ausheilen können. Man muss auch beachten, dass die Spielerinnen in diesem Altersbereich noch sehr unterschiedlich sind. Manche sind sehr feminin, groß und athletisch. Andere sind noch recht klein, aber flink und schnell. Gerade in der Pubertätsphase sehen wir, insbesondere in der Athletik, große Unterschiede bei den Spielerinnen, weswegen man in Rücksprache mit allen Beteiligten sehr individuell vorgehen muss. Da hat der DFB ein ganz schönes Portfolio um die Spielerinnen zu unterstützen und was im täglichen Bereich in den Vereinen so gar nicht gewährleistet werden kann.
Gibt es etwas, dass Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Natürlich kriegt man jedes Mal Gänsehaut, wenn ein Länderspiel ansteht. Egal ob es ein Freundschaftsspiel, Qualifikationsspiel oder ein Spiel in der KO-Runde ist. Wenn man am Seitenrand steht, die Kleidung des DFB trägt und die Nationalhymne mitsingt, ist das was ganz Besonderes. Man hat sich sowas früher als kleiner Junge vorgestellt und wenn man jetzt an so etwas mitwirken kann, und diese Aufgabe aufgrund seiner medizinischen Expertise und Qualifikation machen darf, ist das eine Ehre. Auch die Reisen bleiben mir stets in guter Erinnerung. Beispielsweise eine Länderspielserie in Portugal im Februar bei schönstem Sonnenschein, während in Deutschland Minusgrade herrschten (lacht). Aber auch bei schlechtem Wetter in Dänemark, genießt man diese Reisen.
Das Gespräch führte Markus Höppner