Rothhausen
Jetzt ist er wieder schön
Die Rothhäuser Dorfjugend organisiert sich schon 40 Jahre im Bahnhof selbst und hat jetzt das ehrwürdige Gebäude einer Verjüngungskur unterzogen.
Daniel Wiener
Seit 40 Jahren treffen sich die Rothhäuser Jugendlichen und jungen Erwachsenen im ehemaligen Bahnhofsgebäude. Mit einem kleinen Fest haben sie dieses Ereignis kürzlich gefeiert und zum runden Geburtstag haben sie ihr Domizil außerdem einer Generalsanierung unterzogen.
Das alt-ehrwürdige Gebäude blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Hier hielt tatsächlich von 1900 bis 1960 ein Zug und nicht zuletzt war es diese Bahnlinie, die das Tor zur Welt für die seinerzeit fast ausschließlich landwirtschaftlich geprägte Gegend öffnete. Und hier wurde 1900 ein Bahnhofsgebäude geschaffen, das auf solidem Fundament steht und auch nach fast 120 Jahren in seiner Außenfassade noch originalgetreu erhalten geblieben ist. Immer wieder haben die Nutzer des Bahnhofs dafür Hand angelegt, die Wände gestrichen und Ausbesserungsarbeiten vorgenommen. Nachdem die Gemeinde vor zwei Jahren eine neue Dacheindeckung spendiert und die Außenanlagen in Ordnung gebracht hatte, machen sich die jungen Rothhäuser in diesem Jahr ans Werk, um zum runden Gründungstag die Außenfassade zu streichen. Diese ist nun abgeschlossen und Bürgermeister Egon Klöffel zeigte sich dankbar für das Engagement, denn die ehemalige Bahnlinie gebe dem überregional bedeutsamen Fahrradweg nicht nur seinen Unterbau, der Radweg sei auch für die touristischen Überlegungen des Schweinfurter Oberlandes ein Baustein. Und der Bahnhof in Rothhausen sei dabei ein "Hingucker". Und der Bürgermeister ließ seinen Dankesworten im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeit auch Taten folgen. Er hat den Helfern noch eine Brotzeit versprochen.
Wie "Bauleiter" Jens Wagner berichtet, hat die Gemeinde die Baumaterialien gestellt, denn neben Farbe war auch noch die eine oder andere Reparaturmaßnahme an der Fassade vorzunehmen. Die das Mauerwerk schützende Bretterverkleidung dürfte seiner Einschätzung nach in weiten Teilen noch original sein. Auch die Schiebetore und ihre Führungsschienen sind noch echte Wertarbeit, wie der Schreiner mit fachkundigem Blick feststellt. Überhaupt sei der Bahnhof seinerzeit noch mit viel Liebe zum Detail gebaut worden, einige Balken sind sogar mit Schnitzereien versehen.
Insgesamt sind rund 90 Liter Farbe verstrichen worden. Zum vorherigen Abschleifen und zum Farbauftrag haben die Helfer 300 Arbeitsstunden aufgewendet. Weitere 90 Arbeitsstunden sind auf die Innenrenovierungsarbeiten entfallen. Im Zuge der Renovierung wurde auch die Elektrik erneuert und die Beleuchtung auf moderne Leuchtmittel umgestellt. Der markante Schriftzug " Rothhausen " an den beiden Frontseiten wurde originalgetreu auf neuen Blechbahnen angebracht, nachdem die Vorgängerschilder nach 120 Jahren doch irreparablen Rost angesetzt hatten. So schön habe der Bahnhof wohl zuletzt nach dem Bau 1900 ausgesehen, befand der Bürgermeister beim Fest, " nur noch die Schienen fehlen, dass er wieder komplett der alte wäre."
Und obwohl die ihn erhaltende Bahnhofsgesellschaft ihr 40-jähriges Bestehen feierte, ist die Geschichte des Bahnhofs als Jugendtreff eigentlich schon viel älter. Es war zu Beginn der 1970er Jahre als das nur einen Steinwurf entfernt gelegene Tanzlokal Schneckeneck wegen Umbau längere Zeit geschlossen und auch das Dorfgasthaus nach dem Tod des Inhabers einige Zeit verwaist war. Schon damals wurde der Kellerraum des Bahnhofs in stilechter Wild-West-Verkleidung und mit einer Bar versehen zum Treff für die jungen Erwachsenen umgebaut. Die oberen Räume des Bahnhofs nutzte Spielwarenhersteller Pola als Lagerraum. Nachdem die örtlichen Lokalitäten wieder geöffnet hatten, stand diese Kellerbar einige Zeit leer ehe andere Jugendliche diesen Partyraum ab 1978 als Lokalität für Geburtstagsfeiern nutzen.
Der Bahnhof entsprach dem Flair der damaligen Zeit und fand immer mehr Liebhaber. Zunächst war es noch der Hauch der Woodstock-Generation, der den Lifestyle bestimmte. Später war es dann auch der in den 1980er Jahre sehr populäre Heavy-Metal - sehr zum Leidwesen manches Nachbarn. Als 1982 das erste Open-Air-Festival auf dem Sportplatz stattfand, war dies noch ein Novum in der Gegend. 1983 und 84 sollten zwei weitere Festivals auf dem Sportplatz folgen. Der spätere Spider-Murphy-Gang Gitarrist Willie Duncan ist beispielsweise hier schon mit einer Vorgänger-Band aufgetreten, oder die Bamberger "Chain Gang", die seinerzeit noch "Zwickls Blues Friends" hießen. Nachdem der Austragungsort zu einem Rasenspielfeld umgebaut wurde, sollte die Open-Air-Idee zunächst einmal einschlafen, ehe die Nachfolgegeneration zum 15-jährigen Bestehen 1993 meinte, das Open-Air sollte wieder auferstehen und da stattfinden, wo es hingehört: An den Bahnhof. 1993, 1998, 2000 und 2008 fanden hier viel beachtete Konzerte statt. Sogar die inzwischen schon aufgelöste Chain Gang fand sich zu einem dieser Konzerte nochmals zusammen, aus Dankbarkeit für die frühe Auftrittsgelegenheit in den Anfangsjahren. Doch auch selbst gingen die "BHGler" oft auf Open-Air-Veranstaltungen. Seit 1999 wurde alljährlich das "Rock am Ring"-Konzert in der Eifel besucht. Auf dem dortigen Zeltplatz wurde immer ein eigenes Camp errichtet mit Stromaggregat, Kühlschrank und Musikanlage. Zuletzt zog es einige Mitglieder immer wieder auch nach England zum Groundhopping, wie die Leidenschaft genannt wird, altehrwürdige Fußballstadien zu besuchen.
Nicht nur Nachwuchsprobleme haben es in den letzten Jahren etwas ruhiger um die Bahnhofsgesellschaft werden lassen. Der Treff ist nur noch sporadisch geöffnet und zum runden Geburtstag gab es deswegen auch nur noch ein eintägiges Fest.
Seit 40 Jahren treffen sich die Rothhäuser Jugendlichen und jungen Erwachsenen im ehemaligen Bahnhofsgebäude. Mit einem kleinen Fest haben sie dieses Ereignis kürzlich gefeiert und zum runden Geburtstag haben sie ihr Domizil außerdem einer Generalsanierung unterzogen.
Das alt-ehrwürdige Gebäude blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Hier hielt tatsächlich von 1900 bis 1960 ein Zug und nicht zuletzt war es diese Bahnlinie, die das Tor zur Welt für die seinerzeit fast ausschließlich landwirtschaftlich geprägte Gegend öffnete. Und hier wurde 1900 ein Bahnhofsgebäude geschaffen, das auf solidem Fundament steht und auch nach fast 120 Jahren in seiner Außenfassade noch originalgetreu erhalten geblieben ist. Immer wieder haben die Nutzer des Bahnhofs dafür Hand angelegt, die Wände gestrichen und Ausbesserungsarbeiten vorgenommen. Nachdem die Gemeinde vor zwei Jahren eine neue Dacheindeckung spendiert und die Außenanlagen in Ordnung gebracht hatte, machen sich die jungen Rothhäuser in diesem Jahr ans Werk, um zum runden Gründungstag die Außenfassade zu streichen. Diese ist nun abgeschlossen und Bürgermeister Egon Klöffel zeigte sich dankbar für das Engagement, denn die ehemalige Bahnlinie gebe dem überregional bedeutsamen Fahrradweg nicht nur seinen Unterbau, der Radweg sei auch für die touristischen Überlegungen des Schweinfurter Oberlandes ein Baustein. Und der Bahnhof in Rothhausen sei dabei ein "Hingucker". Und der Bürgermeister ließ seinen Dankesworten im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeit auch Taten folgen. Er hat den Helfern noch eine Brotzeit versprochen.
Wie "Bauleiter" Jens Wagner berichtet, hat die Gemeinde die Baumaterialien gestellt, denn neben Farbe war auch noch die eine oder andere Reparaturmaßnahme an der Fassade vorzunehmen. Die das Mauerwerk schützende Bretterverkleidung dürfte seiner Einschätzung nach in weiten Teilen noch original sein. Auch die Schiebetore und ihre Führungsschienen sind noch echte Wertarbeit, wie der Schreiner mit fachkundigem Blick feststellt. Überhaupt sei der Bahnhof seinerzeit noch mit viel Liebe zum Detail gebaut worden, einige Balken sind sogar mit Schnitzereien versehen.
Insgesamt sind rund 90 Liter Farbe verstrichen worden. Zum vorherigen Abschleifen und zum Farbauftrag haben die Helfer 300 Arbeitsstunden aufgewendet. Weitere 90 Arbeitsstunden sind auf die Innenrenovierungsarbeiten entfallen. Im Zuge der Renovierung wurde auch die Elektrik erneuert und die Beleuchtung auf moderne Leuchtmittel umgestellt. Der markante Schriftzug " Rothhausen " an den beiden Frontseiten wurde originalgetreu auf neuen Blechbahnen angebracht, nachdem die Vorgängerschilder nach 120 Jahren doch irreparablen Rost angesetzt hatten. So schön habe der Bahnhof wohl zuletzt nach dem Bau 1900 ausgesehen, befand der Bürgermeister beim Fest, " nur noch die Schienen fehlen, dass er wieder komplett der alte wäre."
Und obwohl die ihn erhaltende Bahnhofsgesellschaft ihr 40-jähriges Bestehen feierte, ist die Geschichte des Bahnhofs als Jugendtreff eigentlich schon viel älter. Es war zu Beginn der 1970er Jahre als das nur einen Steinwurf entfernt gelegene Tanzlokal Schneckeneck wegen Umbau längere Zeit geschlossen und auch das Dorfgasthaus nach dem Tod des Inhabers einige Zeit verwaist war. Schon damals wurde der Kellerraum des Bahnhofs in stilechter Wild-West-Verkleidung und mit einer Bar versehen zum Treff für die jungen Erwachsenen umgebaut. Die oberen Räume des Bahnhofs nutzte Spielwarenhersteller Pola als Lagerraum. Nachdem die örtlichen Lokalitäten wieder geöffnet hatten, stand diese Kellerbar einige Zeit leer ehe andere Jugendliche diesen Partyraum ab 1978 als Lokalität für Geburtstagsfeiern nutzen.
Der Bahnhof entsprach dem Flair der damaligen Zeit und fand immer mehr Liebhaber. Zunächst war es noch der Hauch der Woodstock-Generation, der den Lifestyle bestimmte. Später war es dann auch der in den 1980er Jahre sehr populäre Heavy-Metal - sehr zum Leidwesen manches Nachbarn. Als 1982 das erste Open-Air-Festival auf dem Sportplatz stattfand, war dies noch ein Novum in der Gegend. 1983 und 84 sollten zwei weitere Festivals auf dem Sportplatz folgen. Der spätere Spider-Murphy-Gang Gitarrist Willie Duncan ist beispielsweise hier schon mit einer Vorgänger-Band aufgetreten, oder die Bamberger "Chain Gang", die seinerzeit noch "Zwickls Blues Friends" hießen. Nachdem der Austragungsort zu einem Rasenspielfeld umgebaut wurde, sollte die Open-Air-Idee zunächst einmal einschlafen, ehe die Nachfolgegeneration zum 15-jährigen Bestehen 1993 meinte, das Open-Air sollte wieder auferstehen und da stattfinden, wo es hingehört: An den Bahnhof. 1993, 1998, 2000 und 2008 fanden hier viel beachtete Konzerte statt. Sogar die inzwischen schon aufgelöste Chain Gang fand sich zu einem dieser Konzerte nochmals zusammen, aus Dankbarkeit für die frühe Auftrittsgelegenheit in den Anfangsjahren. Doch auch selbst gingen die "BHGler" oft auf Open-Air-Veranstaltungen. Seit 1999 wurde alljährlich das "Rock am Ring"-Konzert in der Eifel besucht. Auf dem dortigen Zeltplatz wurde immer ein eigenes Camp errichtet mit Stromaggregat, Kühlschrank und Musikanlage. Zuletzt zog es einige Mitglieder immer wieder auch nach England zum Groundhopping, wie die Leidenschaft genannt wird, altehrwürdige Fußballstadien zu besuchen.
Nicht nur Nachwuchsprobleme haben es in den letzten Jahren etwas ruhiger um die Bahnhofsgesellschaft werden lassen. Der Treff ist nur noch sporadisch geöffnet und zum runden Geburtstag gab es deswegen auch nur noch ein eintägiges Fest.
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