Teil I-III des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach hat die Kantorei Herz-Jesu unter der Leitung von Burkhard Ascherl im Max-Littmann-Saal präsentiert. Unter all seinen großen Werken ist das sechsteilige Weihnachtsoratorium das populärste und meist gespielte Werk des Barockkomponisten Johann Sebastian Bach . Er schrieb das Oratorium für die Sonntage vom 25. Dezember 1734 bis zum 6. Januar 1735. Nach seinem Tod geriet das Werk in Vergessenheit und wurde erst im 19. Jahrhundert von Carl Friedrich Zelter wieder „entdeckt“. Seitdem gehört Bachs Weihnachtsoratorium untrennbar zu Weihnachten, wie Tannenbaum und Kerzen, Stollen und Weihnachtsplätzchen.
Mit Pauken und Trompetenklängen beginnt der erste Teil des Oratoriums , und der Chor stimmt mit einem fröhlichen „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ mit ein. Stefanie Rhaue (Alt) freut sich mit warmer Stimme in der Arie „Bereite dich Zion“ auf die Ankunft des Erlösers und der Chor fragt zaghaft: „Wie soll ich dich empfangen?“ Majestätisch singt Daniel Blumenschein mit sonorer Bassstimme „Großer Herr und starker König“ und beklagt, dass dieser in einer harten Krippe schlafen muss. Mütterlich empfängt der Chor im Schluss-Choral des ersten Teils das Jesuskind.
Virtuos in der Ausführung
In der Sinfonia, dem Beginn des zweiten Teils vertont Bach die Verkündigung an die Hirten mit Streichern, Traversflöten und Oboen; schon hier klingt gelegentlich in den Dissonanzen an, wie die Geschichte von Jesus von Nazareth ausgehen wird. Tenor-Arien sind bei Bach meist sehr virtuos in der Ausführung; so auch die Arie des Hirten. Nico Eckert, der auch den Evangelisten sang, meisterte sie präzise und mit großer Leichtigkeit. Und dann ist es geschehen, das Wunder. Hell und durchsichtig staunt der Chor: „Schaut hin, dort liegt im finstern Stall, des Herrschaft gehet überall.“
Das wohl schwierigste Stück der ersten drei Teile des Oratoriums dürfte für jeden Chor „Ehre sei Gott“ sein. Locker-flockig „swingend“ preist die Herz- Jesu Kantorei in hellen, jubelnden Tönen Gott in der Höhe und wünschte in subtilem Pianissimo „Frieden auf Erden“.
Den dritten Teil des Werkes eröffnet triumphierend „Herrscher des Himmels“, ursprünglich aus einer weltlichen Kantate, die Bach mit neuem Text versehen hat, gefolgt vom Chor der Hirten, die sich freudig auf den Weg nach Bethlehem machen. Im Duett „Herr, dein Mitleid“ mischt sich völlig homogen die glockenklare Sopranstimme (Friederike Beykirch) mit der Bassstimme, und der Tenor bestätigt im anschließenden Rezitativ, dass wirklich alle drei im Stall seien: das Kind in der Krippe, Josef und Maria, wobei letzterer ein etwas weniger rollendes „r“ gutgetan hätte. In der Alt-Arie „Schließe, mein Herze“ eine Besonderheit: ein bemerkenswertes Violin-Solo, von dem manche Musikforscher meinen, dass Bach, der selbst ein virtuoser Geiger war, dies für sich selbst an dieser Stelle eingefügt hat.
Ein mitreißendes Vergnügen
Für die zahlreichen Konzertbesucher im fast ausverkauften Max-Littmann-Saal war es ein freudiges und mitreißendes Vergnügen, der engagierten Herz-Jesu-Kantorei und dem präzisen Musizieren des Mitteldeutschen Kammerorchesters unter der inspirierenden Leitung von Stadtkantor Burkhard Ascherl als Einstimmung auf das Weihnachtsfest 2024 zuzuhören. Gabi Zahn
