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Bad Brückenau
Bürgermeisterwahl in Bad Brückenau: Jan Marberg will über die Stichwahl ins Amt
Der frühere Leiter von Stadtbibliothek und Kulturbüro will für das Bürgermeisteramt aus Oberfranken nach Bad Brückenau zurückkehren. Der SPD-Kandidat sieht auch als Rückkehrer für sich gute Chancen.
Jan Marberg kandidiert für das Amt des Bürgermeister von Bad Brückenau       -  Jan Marberg kandidiert für das Amt des Bürgermeister von Bad Brückenau
Foto: Steffen Standke | Jan Marberg kandidiert für das Amt des Bürgermeister von Bad Brückenau
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 31.03.2024 03:43 Uhr

Eine Arbeit als Vize-Leiter der Stadtbücherei in Marktredwitz. Mit der Sicherheit, in nicht mal zehn Monaten auf den Chefposten zu rücken. Und das 15 Kilometer entfernt von Höchstädt im Fichtelgebirge, wo Jan Marberg aufwuchs. Der 35-Jährige will das alles aufgeben. Für einen Job, der zeitraubend, anstrengend, herausfordernd, undankbar ist. Marberg möchte Bürgermeister von Bad Brückenau werden. Und opfert dafür derzeit jedes Wochenende: für Hauswahlkampf, Vereinstermine, Gespräche mit Unternehmern.

Vor vier Jahren: Achtungserfolg, aber keine Stichwahl

Vor vier Jahren hatte Marberg es schon mal versucht; da war vieles anders. Mit Außenseiter-Chancen angetreten, erreichte er knapp 25 Prozent der Stimmen - ein Achtungserfolg. Für die Stichwahl reichte das nicht.

Damals, so Marberg, habe Jochen Vogel (CSU) mit 18 Jahren Bürgermeister-Erfahrung in Motten klar die besten Karten gehabt. „Ich selbst war eher unbekannt", sagt der Mann, der knapp fünf Jahre Leiter von Brückenauer Stadtbibliothek und Kulturbüro war. Inzwischen habe er gelernt, sich mehr in den Vordergrund zu rücken.

Marberg glaubt, diesmal gute Chancen zu haben. „Mein Ziel ist, in die Stichwahl zu kommen - um dann voll auf Sieg zu spielen."

Immer noch viel Kontakte nach Bad Brückenau

Der Stadt fühlt er sich „immer noch sehr verbunden". Seitdem er sie im Herbst 2022 Richtung Weilheim verließ, sei er bis Ende 2023 drei Mal zurückgekehrt. Beim Pinklauf hätten ihn viele Menschen angesprochen. Man könne ihn gut hier gebrauchen, habe es geheißen. Als der Rückzug Vogels konkreter wurde, habe SPD-Stadtrat David Fronczek ihn angerufen, seinen Eindruck bestätigt.

Eineinhalb Jahre sind seit Marbergs Weggang verstrichen. Er glaubt, trotzdem nah an den Stadtbewohnern zu sein. „Ich kenne viele Themen noch, kann Fundiertes dazu sagen."

Wichtige Fragen zu Sinnflut zu klären

Das Drama um die Sinnflut hat der 35-Jährige beobachtet. Er sei Befürworter des großen Familienbades gewesen, „allerdings mit argen Schmerzen, was Bau- und Betriebskosten angeht". Da die vom Stadtrat bevorzugte Lösung nichts wird, müsse man andere Varianten überdenken. Es gelte eindeutig zu klären: Was ist darstellbar für den Stadthaushalt? Wer wird das Bad betreiben? Wer trägt die Betriebskosten?

Dass die Stadt neue Geldquellen braucht, ist für Marberg unstrittig. „Wohn- und Gewerbegebiete sind immer ein Thema, aber nicht das alleinige." Viel Potenzial sieht er in Solar- und Windkraftanlagen, mit Beteiligung von Stadt und Bürgern. „Die Kommune kann so Teile ihres Strombedarf decken, aber auch Einnahmen erzielen."

Wenn es neue Wohn- und Gewerbegebiete werden, soll deren Erschließung „einfach und günstig" sein. Wichtig sei, „nicht ganze Ortsteile gegen sich aufzubringen".

Marberg will Ansprechpartner für viele sein

Jan Marberg hält es für sehr wichtig, Ansprechpartner zu sein, Menschen das Gefühl zu geben, wahrgenommen zu werden. „Ausgangspunkt von Protesten ist ja, dass man sich nicht gehört fühlt." Der Bürgermeister sei oberster Kümmerer einer Stadt - auch wenn er für Probleme auf Bundes- oder Landesebene keine Lösung vor Ort bieten könne. Extremistische Meinungen sind für Marberg nicht diskutabel.

Vor einem Jahr kritisierten zwei Firmenchefs in einem offenen Brief Bürgermeister Vogel, aber auch die Verwaltung, sahen dort Grüppchenbildung. Marberg hält es für leichter, derlei Unzufriedene zurückzuholen. „Diese Personen sind vor Ort. Mit ihnen kann man direkt sprechen und das Problem vor Ort lösen."

Viele Gespräche mit städtischen Mitarbeitern führen

Auf die Art würde Marberg auch als Chef der Stadtbediensteten verfahren: sich Zeit nehmen, mit jedem reden, Sorgen und Nöte aufnehmen, Mitarbeiter über Teambuilding und Belohnungsanreize motivieren. „Ich möchte eine Führungskraft sein, hinter der man sich sammelt und die einen wertschätzenden respektvollen Umgang pflegt, die aber auch klare Ziele vorgibt." Als früherer Personalrat wisse er, wo der Schuh drücke.

Auch im Umgang mit der Kurverwaltung setzt der 35-Jährige auf Gespräche. Die Zusammenarbeit beim Valentin-Becker-Preis sei „immer zuverlässig und professionell" gewesen. „Ich bin dort kein Unbekannter; es gibt eine konstruktive Basis." Man müsse schauen, wohin das Staatsbad wolle, Anknüpfungspunkte suchen und über kleinere Projekte zueinander finden. „2031 ist das erste Stadtfest 50 Jahre her. Ein gemeinsames Jubiläumsfest wäre ein absolutes Ziel - und Ausdruck neuen Miteinanders."

Neuer Mix für Kernstadt und Ludwigstraße

Nüchtern sieht Marberg die Zukunft der Kernstadt und der Ludwigstraße. „Ein Früher wird es nicht geben. Auch in Bad Brückenau kaufen die Kunden mehr online oder fahren in die Einkaufsstädte." Vielleicht lasse sich ein neuer Nutzungsmix finden. Der Kandidat will mit Anwohnern und Geschäftsleuten sprechen - aufgrund unterschiedlicher Interessen zunächst getrennt - und dann Kompromisse finden.

Potenzial sieht Marberg in der BR-Einkaufskarte, die in der Tourist-Info erworben und in Gastronomie und Einzelhandel eingelöst wird. „Das würde viel Kaufkraft in der Stadt halten." Auch ein Mehrgenerationenhaus mit Stadtbücherei, VHS-Büro, Jugendzentrum, eventuell Sitzungssaal bringt Marberg wieder ins Spiel.

Ein Leben im Zeichen des Bibliothekswesens

Geboren wurde Jan Marberg 1988 in Dormagen vor den Toren Kölns. Er wuchs im oberfränkischen Höchstädt im Fichtelgebirge auf. In Germering westlich von München startete er seine Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste mit Schwerpunkt Bibliotheken. Nach Stationen in den Bibliotheken in Höchberg und Neufahrn leitete er in Bad Brückenau ab November 2017 die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv, managte als Kulturamtsleiter das kulturelle Angebot.

Noch immer ist Jan Marberg Mitglied im Brückenauer Obst- und Gartenbauverein. Er unterstützt auch den Arbeitskreis Stolpersteine bei der Öffentlichkeitsarbeit. Er interessiert sich sehr für Musik, spielt mehrere Instrumente. Sportlich ist er beim ATV Höchstädt aktiv.

 
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