Bad Kissingen
Jahrhundertgenie auf der Bühne
Dominique Horwitz schafft es, den Maler Mark Rothko in allen seinen Facetten auf die Bühne zu bringen. Das Renaissance-Theater Berlin begeisterte im Kurtheater mit John Logans Stück "Rot".
In einer Produktion des Berliner Renaissance-Theaters war wieder einmal einer der ganz großen, in Fernsehen und Film präsenten Schauspieler beim Theaterring der Stadt Bad Kissingen zu Gast: Dominique Horwitz spielte in der deutschen Erstaufführungsinzenierung die Hauptrolle in John Logans "Rot", einem Riesentheatererfolg in Berlin.
Autor Logan war ein erfolgreicher Bühnenautor in Chicago, bevor ihn Hollywood entdeckte und er die Filmscripts in so unterschiedlichen Genres wie "Star Trek", mehreren James Bond-Filmen oder "Gladiator" schrieb.
Logan kann, wie sich das Publikum im Kurtheater schnell überzeugen konnte, Dialoge schreiben, denn "Rot" ist ein Zwei-Personen-Stück, in dem der Dialog pausenlose eineinhalb Stunden lang tragen muss.
Und das in einem Stück, in dem es eigentlich um nichts Anderes geht als das Ringen eines Malers des modernen abstrakten Expressionismus um sein Werk, dessen Erfolg und die Probleme, die dieser Erfolg für ihn mit sich bringt.
Mark Rothkos Bilder werden heutzutage zu Höchstpreisen gehandelt; seine Farbfeld-Kompositionen gehören zu den berühmtesten Ikonen der amerikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts und sind weltweit präsent.
Logan schafft es in seinem Stück, die Besonderheit der Farbgestaltung, die Rothko seinen Ruhm eingetragen hat, genauso darzustellen, wie er in schlaglichtartigen Ateliergesprächen zwischen Rothko und seinem jungen Assistenten Ken über den Zeitraum von drei Jahren dem Zuschauer einen Eindruck davon zu vermitteln vermag, dass hinter den einfachen und dennoch ungeheuer faszinierenden Farbkompositionen das innere
Ringen des Malers mit seinen Ängsten steht.
Rot ist für Rothko die Farbe des warmen Lebens, mit der er die Schwärze des Todes zurückzudrängen sucht. So sind die abstrakt erscheinenden Bilder gerade ein sehr persönlicher Ausdruck der inneren Gefühle ihres Schöpfers. Das macht den Zeitraum, in dem das Stück spielt, zu einer Zeit größter psychischer Konflikte des Malers, denn er soll in dem gerade erbauten Seagram-Gebäude in New York den Speisesaal eines äußerst exklusiven und teuren Restaurants ausstatten. Er ist begeistert, soll eine Menge Geld bekommen, endlich den Entbehrungen seiner ersten Jahre entkommen und mit dem Auftrag die Anerkennung erhalten, um die er so lange gerungen hat.
Doch widerstrebt es ihm, einen Raum auszugestalten für Menschen, die Seinesgleichen verachten, belächeln, ausnutzen, die Tiefe seiner Bilder nicht erkennen, sie nur als prestigeträchtige Ornamente betrachten. Rothko erkennt schließlich, dass seine Bilder keineswegs die Besucher des Restaurants zum Nachdenken bringen und ihr Denken verändern würden.
Um dieses Ringen, das in Rothkos Leben damit endete, dass die Wandgemälde für das Seagram-Gebäude nicht an den Auftraggeber ausgeliefert wurden, sondern letztendlich in die Tate Gallery in London gelangten, geht es in dem Stück.
Und es spricht für die Raffinesse des Script-Schreibers Logan, dass es ihm gelingt, dieses Ringen für das Publikum zu einem packenden Seelendrama zu machen, indem er Rothko den jungen Möchtegern-Maler Ken als Assistenten zur Seite stellt.
Ken ist die Identifikationsfigur für die Zuschauer, anfangs naiv und schüchtern angesichts der Berühmtheit, mit der er da zusammenarbeiten soll, dann angewidert und besorgt ob der Kettenraucherei und Alkoholsucht des Idols und später auch aggressiv, wütend, verletzend, weil er sieht, dass Rothko dabei ist, seine Überzeugungen zu verraten mit der Annahme des Seagram-Auftrags. Er wird von Rothko am Ende des Stücks entlassen und auch die Zuschauer erfahren nicht, wie es weiterging nach diesem Abschnitt in Rothkos Leben.
Sie werden in diesem Stück zu zeitweiligen Besuchern im Atelier Rothkos, dargestellt im äußerst aufwendigen Bühnenbild von Vasilis Triantafillopoulos. Bühnenfüllend gab es die Riesenstaffelei, Reproduktionen von einigen der berühmten Großformate Rothkos, eine Werkstatt im Hintergrund, Scheinwerfer, die komplette Theaterillusion eines Malerateliers.
Benno Lehmann spielte Ken. Er zeigte sehr eindrucksvoll, wie das Einlassen des jungen Mannes auf die manisch-depressive Persönlichkeit und gleichzeitige Genialität des Künstlers
diesen jungen Mann verändert, wie er beginnt, den rücksichtslosen, größenwahnsinnigen Maler zu hassen und sich zu wehren, ihn zu kritisieren und zu verhöhnen.
Dieses Monstrum Rothko muss natürlich ein Schauspieler geben, der alle Register ziehen kann bei der Darstellung eines genialischen Künstlers mit seiner Verletzlichkeit, seiner Eitelkeit, seinen bis zu Tätlichkeiten gegenüber Ken eskalierenden Ausbrüchen und seiner absoluten Unfähigkeit zu einem menschlichen Kontakt mit ihm. Dominique Horwitz leistete all das mit solcher Bravour, dass die Besucher im Kurtheater am Ende nicht nur den Eindruck hatten, einen der großen Schauspieler unserer Zeit kennengelernt zu haben, sondern auch den, den er so kongenial vorstellte, das gegenüber sich selbst und seinen Mitmenschen rücksichtslos seine persönlichen Obsessionen auslebende Jahrhundertgenie Mark Rothko.
Absehen von zwei Zuschauern, die die Kettenraucherei Rothkos, die Horwitz durch Kettenrauchen darstellte, nicht ertragen konnten und schimpfend den Theatersaal verließen, war das Publikum fasziniert von diesem Einblick in eine fremde Welt, und es gab am Ende Bravos, rhythmisches Klatschen, einen lang anhaltenden Applaus und viele begeisterte Besucher nach dieser rundum stimmigen, eminent beeindruckenden Aufführung mit ihrem fulminanten Protagonisten.
Autor Logan war ein erfolgreicher Bühnenautor in Chicago, bevor ihn Hollywood entdeckte und er die Filmscripts in so unterschiedlichen Genres wie "Star Trek", mehreren James Bond-Filmen oder "Gladiator" schrieb.
Gekonnte Dialoge
Logan kann, wie sich das Publikum im Kurtheater schnell überzeugen konnte, Dialoge schreiben, denn "Rot" ist ein Zwei-Personen-Stück, in dem der Dialog pausenlose eineinhalb Stunden lang tragen muss.
Und das in einem Stück, in dem es eigentlich um nichts Anderes geht als das Ringen eines Malers des modernen abstrakten Expressionismus um sein Werk, dessen Erfolg und die Probleme, die dieser Erfolg für ihn mit sich bringt.Mark Rothkos Bilder werden heutzutage zu Höchstpreisen gehandelt; seine Farbfeld-Kompositionen gehören zu den berühmtesten Ikonen der amerikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts und sind weltweit präsent.
Inneres Ringen
Logan schafft es in seinem Stück, die Besonderheit der Farbgestaltung, die Rothko seinen Ruhm eingetragen hat, genauso darzustellen, wie er in schlaglichtartigen Ateliergesprächen zwischen Rothko und seinem jungen Assistenten Ken über den Zeitraum von drei Jahren dem Zuschauer einen Eindruck davon zu vermitteln vermag, dass hinter den einfachen und dennoch ungeheuer faszinierenden Farbkompositionen das innere
Ringen des Malers mit seinen Ängsten steht. Rot ist für Rothko die Farbe des warmen Lebens, mit der er die Schwärze des Todes zurückzudrängen sucht. So sind die abstrakt erscheinenden Bilder gerade ein sehr persönlicher Ausdruck der inneren Gefühle ihres Schöpfers. Das macht den Zeitraum, in dem das Stück spielt, zu einer Zeit größter psychischer Konflikte des Malers, denn er soll in dem gerade erbauten Seagram-Gebäude in New York den Speisesaal eines äußerst exklusiven und teuren Restaurants ausstatten. Er ist begeistert, soll eine Menge Geld bekommen, endlich den Entbehrungen seiner ersten Jahre entkommen und mit dem Auftrag die Anerkennung erhalten, um die er so lange gerungen hat.
Doch widerstrebt es ihm, einen Raum auszugestalten für Menschen, die Seinesgleichen verachten, belächeln, ausnutzen, die Tiefe seiner Bilder nicht erkennen, sie nur als prestigeträchtige Ornamente betrachten. Rothko erkennt schließlich, dass seine Bilder keineswegs die Besucher des Restaurants zum Nachdenken bringen und ihr Denken verändern würden.
Um dieses Ringen, das in Rothkos Leben damit endete, dass die Wandgemälde für das Seagram-Gebäude nicht an den Auftraggeber ausgeliefert wurden, sondern letztendlich in die Tate Gallery in London gelangten, geht es in dem Stück.
Und es spricht für die Raffinesse des Script-Schreibers Logan, dass es ihm gelingt, dieses Ringen für das Publikum zu einem packenden Seelendrama zu machen, indem er Rothko den jungen Möchtegern-Maler Ken als Assistenten zur Seite stellt.
Ken ist die Identifikationsfigur für die Zuschauer, anfangs naiv und schüchtern angesichts der Berühmtheit, mit der er da zusammenarbeiten soll, dann angewidert und besorgt ob der Kettenraucherei und Alkoholsucht des Idols und später auch aggressiv, wütend, verletzend, weil er sieht, dass Rothko dabei ist, seine Überzeugungen zu verraten mit der Annahme des Seagram-Auftrags. Er wird von Rothko am Ende des Stücks entlassen und auch die Zuschauer erfahren nicht, wie es weiterging nach diesem Abschnitt in Rothkos Leben.
Sie werden in diesem Stück zu zeitweiligen Besuchern im Atelier Rothkos, dargestellt im äußerst aufwendigen Bühnenbild von Vasilis Triantafillopoulos. Bühnenfüllend gab es die Riesenstaffelei, Reproduktionen von einigen der berühmten Großformate Rothkos, eine Werkstatt im Hintergrund, Scheinwerfer, die komplette Theaterillusion eines Malerateliers.
Eindrucksvolle Schauspieler
Benno Lehmann spielte Ken. Er zeigte sehr eindrucksvoll, wie das Einlassen des jungen Mannes auf die manisch-depressive Persönlichkeit und gleichzeitige Genialität des Künstlers
diesen jungen Mann verändert, wie er beginnt, den rücksichtslosen, größenwahnsinnigen Maler zu hassen und sich zu wehren, ihn zu kritisieren und zu verhöhnen. Dieses Monstrum Rothko muss natürlich ein Schauspieler geben, der alle Register ziehen kann bei der Darstellung eines genialischen Künstlers mit seiner Verletzlichkeit, seiner Eitelkeit, seinen bis zu Tätlichkeiten gegenüber Ken eskalierenden Ausbrüchen und seiner absoluten Unfähigkeit zu einem menschlichen Kontakt mit ihm. Dominique Horwitz leistete all das mit solcher Bravour, dass die Besucher im Kurtheater am Ende nicht nur den Eindruck hatten, einen der großen Schauspieler unserer Zeit kennengelernt zu haben, sondern auch den, den er so kongenial vorstellte, das gegenüber sich selbst und seinen Mitmenschen rücksichtslos seine persönlichen Obsessionen auslebende Jahrhundertgenie Mark Rothko.
/> Bravos und langer Applaus
Absehen von zwei Zuschauern, die die Kettenraucherei Rothkos, die Horwitz durch Kettenrauchen darstellte, nicht ertragen konnten und schimpfend den Theatersaal verließen, war das Publikum fasziniert von diesem Einblick in eine fremde Welt, und es gab am Ende Bravos, rhythmisches Klatschen, einen lang anhaltenden Applaus und viele begeisterte Besucher nach dieser rundum stimmigen, eminent beeindruckenden Aufführung mit ihrem fulminanten Protagonisten.Themen & Autoren / Autorinnen