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Münnerstadt
Jagd: Kugel verfehlt in Münnerstadt nur knapp zwei Menschen
Das Projektil zischte an einem Mann (37) und einer Spaziergängerin (22) im Münnerstädter Wohngebiet vorbei. Der Jäger (56) wollte ein Wildschwein treffen.
Münnerstadt : Geschoss aus Jagdgewehr verfehlt zwei Menschen nur knapp       -  Bei einer Treibjagd in Münnerstadt landete ein Großkaliber-Projektil im Wohngebiet und verfehlte zwei Menschen nur um wenige Meter.
Foto: dpa | Bei einer Treibjagd in Münnerstadt landete ein Großkaliber-Projektil im Wohngebiet und verfehlte zwei Menschen nur um wenige Meter.
Susanne Will
 |  aktualisiert: 17.08.2022 20:45 Uhr

Ein Schuss aus einem Jagdgewehr verfehlte am Sonntagmorgen in Münnerstadt nur um Haaresbreite zwei Menschen. Es scheint, dass nur mit viel Glück bei einer Treibjagd im Maital unterhalb des Michelsbergs kein Mensch verletzt wurde. Doch der Schreck bei einem Mann (37) und einer Spaziergängerin (22) war groß: Die Flugbahn des Großkaliber-Projektils lief unmittelbar neben ihnen. Den Schuss abgegeben hatte ein Jäger (56), gezielt hatte der auf ein flüchtendes Wildschwein.

"Ein Wahnsinn"

Wie das Polizeipräsidium Würzburg mitteilte, hatte der Mann gerade sein Haus verlassen und stand in der Nähe seiner Garage. Nur zwei, drei Meter neben ihm pfiff plötzlich eine Kugel mit lautem Zischen vorbei und schlug im Garten des Nachbarn ein. Und nur Sekunden zuvor war offenbar dieselbe Kugel an der 22-Jährigen vorbeigeflogen Sie sagt: "Ich war Gassi mit meinem Hund und auf einer Wiese, als ich die Schüsse hörte." Zuvor sah sie kein Schild, das vor der Treibjagd warnte. "Ich rief meinen Hund zu mir, bin den gleichen Weg zurückgelaufen. Und dann zischte ein einzelner Schuss rechts neben mir vorbei." Ein Polizist habe ihr später gesagt, dass man dieses charakteristische Zischen erst höre, wenn man sehr nah am Schuss stehe. Einen Tag später sagt die junge Frau: "Ich bin ziemlich gefasst, aber wenn ich darüber nachdenke, ist es schon ein Wahnsinn."

Der Mann wie die junge Frau alarmierten die Polizei . Die Beamten fanden schnell heraus, dass nahe den Häusern eine Drückjagd im Gang war.

"Zwei Handvoll Schüsse"

Udo Wettering ist einer der beiden Jagdpächter des 640 Hektar großen Pachtgebiets, zusammen mit seinem Kollegen hatte er zur Drückjagd eingeladen. "Wir waren um die 20 Jäger, es ging um Wildschweine", sagte er. "Ich habe angeordnet, dass nur kurz geschossen wird", so der Jäger. "Kurz" heißt im Jagdjargon, dass nur auf einer Distanz von etwa 50 Metern zwischen Schütze und Tier geschossen werden darf. Jedoch: Als eine Rotte Schweine in Richtung Säuberg liefen, hielt sich offensichtlich ein Jäger nicht daran. "Zwei Handvoll Schüsse", so Wettering, seien von den Jägern zu diesem Zeitpunkt insgesamt abgegeben worden.

Der fragliche Jäger stand etwa 500 Meter von der Wohnbebauung entfernt, als er abdrückte. Wettering vermutet, dass das Großkalibergeschoss erst auf einen Stein traf und dann umgeleitet wurde. Ob es sich tatsächlich so zugetragen hat oder direkt in Richtung Wohnbebauung geschossen wurde, werden die weiteren Ermittlungen der Polizei klären.

Aufgefallen ist das gefährliche Treiben den Jägern vor Ort nicht. Sie waren nach Aussagen von Wettering sehr überrascht, als auf einmal die Polizei vorgefahren kam. "Die Beamten haben alle unsere Jagdscheine, Waffenbesitzkarten, Personalausweise kontrolliert und auch Alkoholkontrollen bei allen gemacht", so Wettering.

Die Polizei ermittelt jetzt wegen "gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr" sowie wegen Verstößen gegen das Jagdgesetz.

Der Zeuge sagt, er habe keinerlei Absperrung oder Warnhinweise auf die Drückjagd gesehen. Und auch Udo Wettering sagt, dass in Richtung Münnerstadt keine Warnhinweise aufgestellt worden sind. Die Jäger selbst haben, so Wettering, die Spaziergängerin und ihren Hund nicht gesehen.

Keine Vorschriften für Warnschilder

Laut "Unterer Jagdbehörde" im Landratsamt Bad Kissingen wurde die Drückjagd am Sonntag nicht angemeldet, "aber das ist gesetzlich auch nicht vorgeschrieben", so Burkhard Lamer. Auch gebe es zu Warnschildern keine verbindlichen Vorschriften. Dazu gibt es auch keine Festlegung, wie weit entfernt vom letzten Haus gejagt werden darf. Lamer: "Wege, die in das Gebiet einer Drückjagd führen, sollten allerdings gekennzeichnet werden und es darf nicht auf befriedeten Flächen gejagt werden. Theoretisch könnte also direkt nach der Grundstücksgrenze des letzten Hauses gejagt. werden."

"Es wurde sehr schlecht geschossen"

Die Bilanz der Drückjagd war sehr überschaubar: Nur ein Wildschwein wurde zur Strecke gebracht. So bleibt es doppeldeutig, was Jagdpächter Udo Wettering über den Jagdtag sagt: "Es wurde sehr schlecht geschossen."

 
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  • G. R.
    wurde das Geschoss tatsächlich gefunden? Dann muss der Schütze mit, hoffentlich ernsthaften, Konsequenzen rechnen!
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  • H. F.
    @Jagdhund: Das ist der ungeheuerlichste Kommentar, den ich je hier gelesen habe! Mehr kann und will ich zu Ihren Äußerungen nicht schreiben, mir fehlen die Worte ...
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  • M. B.
    Ja jetzt ist es die Schweinepest um sich als Retter aufzuspielen und unverzichbar zu sein.Dann war es die Tollwut oder was weiß ich. Irgendwas wird immer gefunden.Die Natur und die Evolution braucht keine Damen und Herren Grünröcke die mit Flinten durch die Gegend ziehen. Ich vergleiche die Jägerlobby immer gerne mit der Waffenlobby in den USA. Niemand benötigt "die" Jäger in der Dimension wie diese aktuelle und irgendwo schon immer ihrem Hobby nachgehen. Es gibt wie schon geschrieben Sinnvollere Möglichkeiten um sich aktiv am Naturschutz und der Kreatur zu angagieren als mit der Flinte. Ungeheuerlich was da abläuft! Wird Zeit diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Und bitte @ jaghund es ist kein Einzelfall was hier passiert ist. Ein Beispiel gefällig wo es Tödlich ausging?

    https://www.welt.de/regionales/muenchen/article109118660/Mit-Wildschwein-verwechselt-Jaeger-erschiesst-Mann.html

    Da fällt einem nichts mehr dazu ein!
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  • R. Ö.
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  • R. G.
    jäger ermitteln - jagdschein und waffen entziehen.
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  • R. Z.
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    Klar, nach so einem Vorfall sind wieder alle schlauer aber erst mal selbst an so einer Jagd teilnehmen und sich mal anschauen wie komplex das Ganze ist und wann man einen sicheren Schuss abgeben kann, daß würde ich mir mal wünschen. Im Nachgang redet es sich immer leicht da haben wir immer sehr viele Experten. Mal sehen wie lange sich die Jägerschaft sich das noch antut und noch Geld dafür bezahlt allgemein gesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen!

    Die afrikanische Schweinepest ist im Anmarsch.
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  • C. L.
    Aha, sie geben hier also zu, selten einen sicheren Schuss abzugeben und so wissentlich also im Vorsatz gegen das Gesetz verstoßen. Also müsste Ihrer Auffassung nach das Gesetz geändert werden, oder?
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Aha Sie verdrehen hier schon wieder Tatsachen aber da erwarten wir ja schon nichts anderes mehr.

    Ps ausserdem müssen keine Gesetze geändert werden, denn wer sich schon mal mit der Gesetzeslage befasst hat wüsste das.
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  • C. L.
    Ich habe Ihre Worte widergegeben, nichts verdreht.
    Im Übrigen ist mir u.a. das Jagdrecht in diesem Fall sehr geläufig.
    Man darf Wild nur schießen, wenn man es ansprechen kann und man braucht einen Kugelfang.
    Außerdem gibt es den §20 (1) Bundesjagdgesetz: Örtliche Verbote.
    Allerdings liegt hier bei Verstoß nur eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat vor (siehe § 39 BJagdG).
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  • M. B.
    @jagdhund Wenn Sie mal kein Jäger sind! Wäre zu wünschen wenn viele Hobbyjäger die Flinte in`s Korn werfen würden oder wie es in der Jägersprache heißt "Hahn in ruh" Ich hätte keine Schlaflose Nacht deswegen und der Untergang der Welt wäre das nicht. Im Gegenteil! Gibt genug andere Möglichkeiten sich für das Allgemeinwohl und die Natur einzusetzen auch ohne Flinte. Und wenn ich ihre Zeilen so lese ist ja wohl gar nicht möglich ihrer Meinung nach einen sicheren Schuss abzugeben!? Dann darf ich halt nicht schießen wenn das nicht möglich ist. Ist das so schwer? Unglaublich diese Aussage!
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  • H. H.
    Allgemein gesellschaftliche Aufgaben - @ jagdhund -

    was das Schießen auf Menschen angeht, haben Sie das hoffentlich nicht im Ernst gemeint. Sämtliche Sportschützen werden kriminalisiert, wenn einer Amok läuft, aber Jäger können hinschießen wo sie wollen und sich dann mit "gesellschaftlichen Aufgaben" rausreden?! Na super...

    Das Dingen mit der Schweinepest: stimmt. Aber meinen Sie wirklich und wahrhaftig, Deutschlands gesamte Jägerschaft, notfalls auch im 7*24-Modus, könnte die Ausbreitung verhindern?? Da seien pure Dummheit, Bequemlichkeit, Gier und Geiz vor...
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  • G. K.
    500 Meter sind für ein Projektil aus einem Jagdgewehr gar nichts. Das Ding fliegt weiter, als der Schütze sehen kann …

    Und wer glaubt ernsthaft, dass ein Jäger beim Schuss auf ein bewegtes Ziel immer die absolute Kontrolle darüber hat, was sich hinter dem Ziel befindet?

    Abgesehen davon können sich Schüsse auch unbeabsichtigt lösen.

    Dass es überhaupt erlaubt ist, in Sichtweite von bewohnten und/oder ungesicherten Gebieten eine Jagdwaffe schussbereit zu führen, ist doch schon unverantwortlich …
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  • J. B.
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  • C. L.
    Und wieder ein Negativ-Bericht über Jäger. Entweder es ändert sich etwas über das Verhalten der Jäger oder der Berichterstattung. Seien wir gespannt.
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  • P. K.
    Da kann ja auch kein positiver Bericht rauskommen wenn so was passiert.
    Und wenn schon der Jagpächter sagt "es wurde sehr schlecht geschossen", dann frage ich mich was für Ballermänner der Jagdpächter eingeladen hatte.
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  • M. B.
    Es muss erst was passieren bevor den Damen und Herren Grünröcke endlich in Regelmäßigen abständen die Psychische und auch Körberliche Verfassung überprüft wird mit Waffen unzugehen. Und was soll das mit den Hinweisschildern? Was hätten die bewirkt wenn Richtung Wohngebiet geschossen wird. Klar wird es erst mal gemauert und behauptet ein Stein hätte die Flugbahn des Geschosses abgefälscht? Und selbst wenn muss das der Schütze in erwägung ziehen und darf bei unklarer Lage in keinem Fall schießen. Unglaublich wer alles einen Jagdschein bekommt. Viel zu viele ist meine Persönliche Meinung. Kann nicht angehen das Hinz und Kunz nur aus Hobbygründen einen Jagdschein bekommt.
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  • H. E.
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  • I. S.
    Das ist eine gleichermaßen unglaubliche wie unfassbare "Wild-Sauerei" die hier abgelaufen ist. Wahnsinn! Nicht auszudenken was hier hätte passieren können. Man darf sich das gar nicht vorstellen. Die ballern neben Straßen und Wohnbebauung wie im Wilden Westen. Das gibt´s doch gar nicht und das darf es auch nicht geben. Diesen Cowboys gehören jetzt mal alle wie sie sind die Knarren und die Jagdscheine abgenommen. Die haben hier nachdrücklich bewiesen, das sie nicht in der Lage sind, sowas verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig durchzuführen.
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  • P. K.
    Für Windräder gibt es einen gesetzlich festgelegten Mindestabstand, für Jäger nicht. Und es ist ja nicht so, dass in den letzten Jahren kein Mensch durch einen Jäger erlegt worden wäre. Es gab auch Opfer die an der Jagd nicht beteiligt waren.
    Ich will, dass nur noch Berufsjäger jagen dürfen, vorzugsweise der Wolf.
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