
Ein Schuss aus einem Jagdgewehr verfehlte am Sonntagmorgen in Münnerstadt nur um Haaresbreite zwei Menschen. Es scheint, dass nur mit viel Glück bei einer Treibjagd im Maital unterhalb des Michelsbergs kein Mensch verletzt wurde. Doch der Schreck bei einem Mann (37) und einer Spaziergängerin (22) war groß: Die Flugbahn des Großkaliber-Projektils lief unmittelbar neben ihnen. Den Schuss abgegeben hatte ein Jäger (56), gezielt hatte der auf ein flüchtendes Wildschwein.
"Ein Wahnsinn"
Wie das Polizeipräsidium Würzburg mitteilte, hatte der Mann gerade sein Haus verlassen und stand in der Nähe seiner Garage. Nur zwei, drei Meter neben ihm pfiff plötzlich eine Kugel mit lautem Zischen vorbei und schlug im Garten des Nachbarn ein. Und nur Sekunden zuvor war offenbar dieselbe Kugel an der 22-Jährigen vorbeigeflogen Sie sagt: "Ich war Gassi mit meinem Hund und auf einer Wiese, als ich die Schüsse hörte." Zuvor sah sie kein Schild, das vor der Treibjagd warnte. "Ich rief meinen Hund zu mir, bin den gleichen Weg zurückgelaufen. Und dann zischte ein einzelner Schuss rechts neben mir vorbei." Ein Polizist habe ihr später gesagt, dass man dieses charakteristische Zischen erst höre, wenn man sehr nah am Schuss stehe. Einen Tag später sagt die junge Frau: "Ich bin ziemlich gefasst, aber wenn ich darüber nachdenke, ist es schon ein Wahnsinn."
Der Mann wie die junge Frau alarmierten die Polizei . Die Beamten fanden schnell heraus, dass nahe den Häusern eine Drückjagd im Gang war.
"Zwei Handvoll Schüsse"
Udo Wettering ist einer der beiden Jagdpächter des 640 Hektar großen Pachtgebiets, zusammen mit seinem Kollegen hatte er zur Drückjagd eingeladen. "Wir waren um die 20 Jäger, es ging um Wildschweine", sagte er. "Ich habe angeordnet, dass nur kurz geschossen wird", so der Jäger. "Kurz" heißt im Jagdjargon, dass nur auf einer Distanz von etwa 50 Metern zwischen Schütze und Tier geschossen werden darf. Jedoch: Als eine Rotte Schweine in Richtung Säuberg liefen, hielt sich offensichtlich ein Jäger nicht daran. "Zwei Handvoll Schüsse", so Wettering, seien von den Jägern zu diesem Zeitpunkt insgesamt abgegeben worden.
Der fragliche Jäger stand etwa 500 Meter von der Wohnbebauung entfernt, als er abdrückte. Wettering vermutet, dass das Großkalibergeschoss erst auf einen Stein traf und dann umgeleitet wurde. Ob es sich tatsächlich so zugetragen hat oder direkt in Richtung Wohnbebauung geschossen wurde, werden die weiteren Ermittlungen der Polizei klären.
Aufgefallen ist das gefährliche Treiben den Jägern vor Ort nicht. Sie waren nach Aussagen von Wettering sehr überrascht, als auf einmal die Polizei vorgefahren kam. "Die Beamten haben alle unsere Jagdscheine, Waffenbesitzkarten, Personalausweise kontrolliert und auch Alkoholkontrollen bei allen gemacht", so Wettering.
Die Polizei ermittelt jetzt wegen "gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr" sowie wegen Verstößen gegen das Jagdgesetz.
Der Zeuge sagt, er habe keinerlei Absperrung oder Warnhinweise auf die Drückjagd gesehen. Und auch Udo Wettering sagt, dass in Richtung Münnerstadt keine Warnhinweise aufgestellt worden sind. Die Jäger selbst haben, so Wettering, die Spaziergängerin und ihren Hund nicht gesehen.
Keine Vorschriften für Warnschilder
Laut "Unterer Jagdbehörde" im Landratsamt Bad Kissingen wurde die Drückjagd am Sonntag nicht angemeldet, "aber das ist gesetzlich auch nicht vorgeschrieben", so Burkhard Lamer. Auch gebe es zu Warnschildern keine verbindlichen Vorschriften. Dazu gibt es auch keine Festlegung, wie weit entfernt vom letzten Haus gejagt werden darf. Lamer: "Wege, die in das Gebiet einer Drückjagd führen, sollten allerdings gekennzeichnet werden und es darf nicht auf befriedeten Flächen gejagt werden. Theoretisch könnte also direkt nach der Grundstücksgrenze des letzten Hauses gejagt. werden."
"Es wurde sehr schlecht geschossen"
Die Bilanz der Drückjagd war sehr überschaubar: Nur ein Wildschwein wurde zur Strecke gebracht. So bleibt es doppeldeutig, was Jagdpächter Udo Wettering über den Jagdtag sagt: "Es wurde sehr schlecht geschossen."
https://www.welt.de/regionales/muenchen/article109118660/Mit-Wildschwein-verwechselt-Jaeger-erschiesst-Mann.html
Da fällt einem nichts mehr dazu ein!
Die afrikanische Schweinepest ist im Anmarsch.
Ps ausserdem müssen keine Gesetze geändert werden, denn wer sich schon mal mit der Gesetzeslage befasst hat wüsste das.
Im Übrigen ist mir u.a. das Jagdrecht in diesem Fall sehr geläufig.
Man darf Wild nur schießen, wenn man es ansprechen kann und man braucht einen Kugelfang.
Außerdem gibt es den §20 (1) Bundesjagdgesetz: Örtliche Verbote.
Allerdings liegt hier bei Verstoß nur eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat vor (siehe § 39 BJagdG).
was das Schießen auf Menschen angeht, haben Sie das hoffentlich nicht im Ernst gemeint. Sämtliche Sportschützen werden kriminalisiert, wenn einer Amok läuft, aber Jäger können hinschießen wo sie wollen und sich dann mit "gesellschaftlichen Aufgaben" rausreden?! Na super...
Das Dingen mit der Schweinepest: stimmt. Aber meinen Sie wirklich und wahrhaftig, Deutschlands gesamte Jägerschaft, notfalls auch im 7*24-Modus, könnte die Ausbreitung verhindern?? Da seien pure Dummheit, Bequemlichkeit, Gier und Geiz vor...
Und wer glaubt ernsthaft, dass ein Jäger beim Schuss auf ein bewegtes Ziel immer die absolute Kontrolle darüber hat, was sich hinter dem Ziel befindet?
Abgesehen davon können sich Schüsse auch unbeabsichtigt lösen.
Dass es überhaupt erlaubt ist, in Sichtweite von bewohnten und/oder ungesicherten Gebieten eine Jagdwaffe schussbereit zu führen, ist doch schon unverantwortlich …
Und wenn schon der Jagpächter sagt "es wurde sehr schlecht geschossen", dann frage ich mich was für Ballermänner der Jagdpächter eingeladen hatte.
Ich will, dass nur noch Berufsjäger jagen dürfen, vorzugsweise der Wolf.